Brexit-Zölle werden ärmsten Ländern schaden
Studie des UK Trade Policy Observatory: Zollsenkungen für reiche Länder gehen auf Kosten Dritter
Zoll: Reformpläne haben Schattenseiten (Foto: YvonneHuijbens, pixabay.com) |
Brighton (pte002/19.10.2020/06:05) Die Zollpläne der britischen Regierung werden dazu führen, dass gerade die ärmsten Länder der Welt nach dem Brexit weniger nach Großbritannien exportieren. Davor warnt eine Analyse des UK Trade Policy Observatory (UKTPO) http://blogs.sussex.ac.uk/uktpo , des Think Tanks Overseas Development Institute http://odi.org und des Center for Global Development http://cgdev.org . Das liegt an den geplanten britischen Zollsenkungen für Importe aus wohlhabenderen Ländern. Zudem könnten manche armen Länder um die Vorteile bestehender Handelsabkommen mit der EU umfallen.
Fallende Zollvorteile
"Derzeit sind die ärmsten Länder von Zöllen auf Exporte nach Großbritannien ausgenommen, was ihnen im Vergleich zu anderen Ländern einen Wettbewerbsvorteil verschafft", sagt UKTPO-Fellow Mattia Di Ubaldo, Wirtschaftswissenschaftler an der University of Sussex. Wenn die britische Regierung wie geplant Zölle für reiche Handelspartner senkt, reduziert das den Vorteil. Das würde laut Analyse dazu führen, dass die Exporte der 41 ärmsten Länder der Welt nach Großbritannien um über drei Mio. Dollar pro Jahr zurückgehen. 33 Länder mit geringem Einkommen, die Verträge mit der EU haben, könnten gar 19 Mio. Dollar an Exportvolumen verlieren.
Wie schlimm die Änderung diese Länder trifft, hängt freilich auch davon ab, ob der britische Premier Boris Johnson irgendetwas anderes als nur den Brexit zustande bringt. Denn nicht nur die EU wartet immer noch auf einen Folgevertrag. Wie die University of Sussex in einer Aussendung betont, warten die Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun und Kenia, denen bislang Abkommen mit der EU zollfreien Zugang auch zum britischen Markt sichern, immer noch darauf, dass diese Verträge übernommen und die Zollfreiheit für Großbritannien auch für die Zukunft gesichert wird. Jedenfalls werden Zollkontrollen, die bei indirekten Exporten über EU-Drittländer anstehen, Kosten verursachen.
Gebrochenes Verprechen
"Trotz des drei Jahre alten Versprechens der britischen Regierung, den Handelszugang für die ärmsten Länder nach dem Brexit zu erleichtern, werden diese Länder stattdessen ab Januar 2021 vor neuen Herausforderungen stehen. Großbritannien hält sein Verpsprechen nicht", meint Ian Mitchell, vom Center for Global Development. Denn von der Zollreform profitieren werden laut Analyse reiche Länder und Länder mittleren Einkommens, deren Exporte nach Großbritannien laut Analyse um 1,9 Mrd. Dollar steigen dürften.
Für arme Länder, die ohnehin zollfrei nach Großbritannien exportieren dürfen, wird die geplante Reform nichts bringen. Allerdings könnten bestimmte Maßnahmen Ländern mit niedrigem mittlerem Einkommen helfen. Die Forscher empfehlen, für diese Zölle auf Güter zu senken, die nicht von den ärmsten Ländern geliefert werden. Es gäbe Dutzende entsprechende Produkte wie Thunfisch, Ananas und Bohnen, bei denen auch keine negativen Auswirkungen auf britische Hersteller oder die Verhandlungsposition bei künftigen Handelsabkommen zu befürchten sei.
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