Recycling-Brücke ohne Betonieren realisiert
EPFL-Wissenschaftler nutzen bestehende Blöcke aus Abrissgebäude und pressen diese fest zusammen
Neue alte Brücke: Spannseile halten die Betonblöcke zusammen (Foto: epfl.ch) |
Fribourg (pte022/12.10.2021/11:30)
Seit gestern (11. Oktober) können Fußgänger im schweizerischen Fribourg eine Brücke aus Beton benutzen, die ohne zu betonieren gebaut worden ist. Sie ist aus Betonblöcken zusammengesetzt, die aus einem Gebäude herausgeschnitten wurden. Bogenförmig angeordnet, so wie es Baumeister seit tausenden Jahren tun, um dauerhaft haltende Stürze über Fenstern und Türen herzustellen, hält die Brücke Belastungen stand, weil sie von stählernen Kabeln, die durch Löcher geführt und an den Auflagepunkten an den Enden der Brücke befestigt sind, unter Spannung gehalten wird. Die Blöcke werden so fest zusammengepresst, dass sie nicht verrutschen können. Die Fugen wurden verfüllt, was die Stabilität allerdings nicht beeinflusste.
[b]Bedenken gegen das Recyceln sind unbegründet[/b]
„Wir wollten zeigen, dass die Bedenken der Bauindustrie, Betonblöcke zu recyceln, weitgehend unbegründet sind", sagt Corentin Fivet, Assistenzprofessor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne https://www.epfl.ch/de/ (EPFL) und Leiter des dortigen Structural Xploration Lab (SXL) im Smart Living Lab, das in Fribourg angesiedelt ist. „Sie sind genauso zuverlässig wie neue Blöcke."
Fivet befasst sich seit Jahren damit, in der Bauindustrie die Kreislaufwirtschaft verstärkt zu etablieren. Sein Team am SXL, das zur Fakultät für Architektur, Bau- und Umweltingenieurwesen (ENAC) der EPFL gehört, befasste sich zunächst mit der Wiederverwendung von Metallbauteilen und wendet sich nun auch dem Beton zu. Beim jetzt abgeschlossenen Projekt ging es darum, eine zehn Meter lange Fußgängerbrücke aus 25 Betonblöcken zusammenzusetzen, die aus Wänden eines Abrissgebäudes stammen. Nachdem die Belastungsprüfungen erfolgreich abgeschlossen werden konnten wurde sie jetzt in der Halle Bleue des Smart Living Lab eingeweiht.
[b]CO2-Fußabdruck soll minimiert werden[/b]
Für eine sinnvolle Wiederverwendung von Beton bedarf es neuer Entwurfsmethoden. Dieses Vorgehen kehrt den herkömmlichen Ansatz um, bei dem frischer Beton entsprechend den Anforderungen des jeweiligen Projekts gegossen wird. Der Haken hierbei ist, dass die Eigenschaften vorhandener Elemente variieren können und nicht immer im Voraus bekannt sind. Um Ingenieure bei der praktischen Umsetzung solch neuer Methoden zu unterstützen, hat das SXL eine Software entwickelt. Diese automatisiert die Auswahl der wiederzuverwendenden Bauteile aus Abrissgebäuden. Ziel der Entwicklungsarbeit von Fivets Doktoranden Jan Brütting und Maléna Bastien Masse ist die Minimierung des CO2-Fußabdrucks beim Bauen.
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