DAX-Riesen: Aktionäre wichtiger als Klima
Oxfam und Finanzwende fordern von Politik in Bericht unternehmensrechtlichen Rahmen
DAX: Unternehmen schütten oft hohe Gewinne aus (Foto: pixabay.com, geralt) |
Berlin (pte003/04.11.2021/06:10)
DAX-Konzerne schütten immer mehr Gewinne an ihre Aktionäre aus oder bauen Finanzreserven auf, anstatt in den Klimaschutz zu investieren. Dabei hätten viele den finanziellen Spielraum für Investitionen, die laut EU erforderlich sind, um bis 2050 klimaneutral zu werden. Das zeigt ein Bericht von Oxfam Deutschland https://oxfam.de und der Bürgerbewegung Finanzwende https://finanzwende.de, der einen unternehmensrechtlichen Rahmen einfordert, der sicherstellt, dass Konzerne Aktionärsinteressen nicht länger über das Gemeinwohl stellen.
[b][„Unternehmen stehlen sich aus Verantwortung"/b]
„In den Konzernetagen dominieren die Interessen der Aktionäre an steigenden Ausschüttungen", stellt der Bericht gleich zu Beginn klar. Ein Grund hierfür sei die Vergütung von Top-Managern mittels Bonuszahlungen oder Aktienpaketen, was starke Anreize für Geschäftsentscheidungen setze. „Die Fokussierung auf die Interessen der Anteilseigner führt zu Schäden an vielen Stellen. Immer wieder werden Gewinne privatisiert und Schäden an Mensch und Umwelt sozialisiert", erklärt Michael Peters, Finanzmarktexperte von Finanzwende.
„Unsere Untersuchung zeigt deutlich: Gemeinwohl braucht Gestaltung. Die Unternehmen könnten andere Prioritäten setzen, wenn sie wollten. Doch die Politik lässt es zu, dass sie sich aus der Verantwortung stehlen. Das muss sich ändern", meint Barbara Sennholz-Weinhardt, Wirtschaftsexpertin von Oxfam Deutschland. Die kommende Bundesregierung sei deshalb gefordert, neue gesetzliche Regeln vorzulegen, die Unternehmen dem Gemeinwohl konkreter verpflichten würden, so die Expertin.
[b]Finanzreserven von fast 200 Mrd. Euro[/b]
In ihrem Bericht haben Oxfam und Finanzwende insgesamt 30 DAX-Konzernen ganz genau auf die Finger geschaut, was ihren Umgang mit Gewinnen in den vergangenen Jahren betrifft. Dabei zeigte sich, dass die Ausschüttungen zwischen 2009 und 2020 mit 85 Prozent fast doppelt so stark zugelegt haben wie die Gewinne, die um 48 Prozent stiegen. Einzelne Unternehmen wie RWE https://rwe.com, E.On https://eon.de oder ThyssenKrupp https://thyssenkrupp.com überwiesen sogar in Verlustjahren Geld an ihre Anteilseigner. Zudem wuchsen die Finanzreserven von 122 Mrd. Euro im Jahr 2014 auf fast 200 Mrd. Euro Ende 2020.
„Gleichzeitig hapert es beim Klimaschutz", heißt es im Bericht. Oxfam und Finanzwende haben nämlich pro Sektor berechnen lassen, welche Investitionen die Konzerne jährlich tätigen müssten, um ihre Geschäftsmodelle bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Das Ergebnis: „Alle Unternehmen investieren zu wenig, dabei wären viele dazu problemlos in der Lage – und zwar ohne staatliche Subventionen oder Steuererleichterungen."
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