Alzheimer: Frauen ohne Eierstöcke gefährdet
Kombination mit Genvariante von ApoE4 verdoppelt das Risiko laut kanadischer Untersuchung
Frau: Risiko für Alzheimer nach Eierstock-OP deutlich erhöht (Foto: pixabay.com, Nika Akin) |
Toronto (pte016/05.12.2024/10:25)
Frauen, denen beide Eierstöcke vor dem 50. Lebensjahr entfernt wurden und die über eine Variante des Gens ApoE4 verfügen, weisen in späteren Zeiten ein hohes Risiko für Alzheimer auf. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie der University of Toronto in Zusammenarbeit mit Forschern der University of Alberta. Der Einsatz einer Hormontherapie kann dieses Risiko jedoch verringern. Laut Vorhersagen werden 2050 rund 12,7 Mio. Menschen über 65 Jahren an Alzheimer leiden. Zwei Drittel der Betroffenen werden Frauen sein.
Risiko vervierfacht sich
Derzeit ist unklar, warum Alzheimer bei Frauen häufiger auftritt als bei Männern. Es könnte jedoch einen Zusammenhang mit früh im Leben stattgefundenen Ereignissen wie einer OP zur Entfernung der Eierstöcke geben. Für die aktuelle Studie haben die Forscher eine Kohorte bestehend aus 34.603 Frauen analysiert, die Teil der UK Biobank waren. Danach ist das Alzheimer-Risiko bei Frauen, bei denen eine bilaterale Oophorektomie in einem Durchschnittsalter von 43 Jahren durchgeführt worden war, um das Vierfache erhöht.
Als Vergleich wurden Frauen herangezogen, die in einem Durchschnittsalter von 54 Jahren natürlich die Wechseljahre bekamen. Die leitende Wissenschaftlerin Gillian Einstein wollte daher Risiken und Resilienzfaktoren für Alzheimer bei Frauen untersuchen, die einen frühen Verlust von Östrogenen erlebt hatten. Eines der wichtigsten Ergebnisse war, so die Expertin, dass der Verlust des natürlich auftretenden Hormons Estradiol, hervorgerufen durch die operative Entfernung beider Eierstöcke, mit ApoE4 interagiert und so das Risiko weiter erhöht. Frauen mit entfernten Eierstöcken und ApoE4 sind daher einem doppelten Risiko ausgesetzt. Auch ApoE4 gilt allgemein als Risikokfaktor für Alzheimer. Auch hier sind Frauen stärker betroffen als Männer.
Resilienzfaktoren identifiziert
Ein hoher Bildungsgrad steht mit einer um neun Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung in Verbindung. Das gilt für Frauen mit beiden Arten von Menopause, die durch eine OP herbeigeführte und die natürlich eintretende. Das Ergebnis bestätigt frühere Studien, wonach Bildung eine kognitive Resilienz gegen Alzheimer begünstigt. Zusätzlich wurde eine geringe Beziehung zwischen dem BMI und dem Alzheimerrisiko nachgewiesen. Davon betroffen waren jedoch nur Frauen, bei denen früh beide Eierstücke operativ entfernt worden waren. Jede zusätzliche Einheit beim BMI führte zu einem um sieben Prozent geringeren Risiko.
Laut der Erstautorin Noelia Calvo könnte ein höherer BMI bei Frauen mit operativ entfernten Eierstöcken mit einem verringerten Alzheimerrisiko in Verbindung stehen, da Fettgewebe Östron produziert, also eines der drei körpereigenen Estrogene. Das wiederum könnte, aufgrund des durch die OP hervorgerufenen Fehlens von Estradiol, im frühen mittleren Alter zur Aufrechterhaltung der kognitiven Funktion beitragen.
Bei Frauen, die operiert worden waren, steht eine je durchgeführte Hormontherapie, mit einer weniger als halb so großen Wahrscheinlichkeit an Alzheimer zu erkranken in Zusammenhang. Der Co-Autorin Esme Fuller-Thomson zufolge ist es jedoch interessant festzustellen, dass dieser Vorteil bei Frauen, die mit 51 Jahren oder älter die Wechseljahre erreichen, nicht nachgewiesen werden konnte. Diese Forschungsergebnisse sind im "Journal of Alzheimer's Disease" veröffentlicht worden.
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