pte20250428001 in Forschung

Debatten müssen nicht unbedingt polarisieren

In Diskussion eingebrachtes Faktenwissen kann Gräben laut einer neuen Untersuchung zuschütten


Diskussion: Fakten können die Wogen glätten (Bild: wal_172619, pixabay.com)
Diskussion: Fakten können die Wogen glätten (Bild: wal_172619, pixabay.com)

Jerusalem/Cambridge (pte001/28.04.2025/06:00)

Wer in Diskussionen, etwa über politische Themen, Faktenwissen einbringt, trägt keineswegs dazu bei, die Polarisation zu verschärfen, im Gegenteil: Das kann Gräben überwinden. Damit stellen Eran Amsalem von der Hebräischen Universität Jerusalem und Michael Nicholas Stagnaro vom Massachusetts Institute of Technology lang gehegte Überzeugungen über die Rolle von Informationen im politischen Diskurs infrage.

Danach führt der Zugang zu Infos dazu, dass Menschen aufgrund politisch motivierter Argumentation ihre Ansichten noch stärker verfestigen. Dieser Theorie zufolge neigen Menschen dazu, Fakten, die ihren Überzeugungen widersprechen, abzulehnen und solche, die sie stützen, anzunehmen, was zu einer stärkeren Polarisierung führt. Die Ergebnisse der neuen Studie zeichnen jedoch ein anderes Bild.

1.000 US-Bürger im Gespräch

An der wissenschaftlichen Untersuchung haben 1.000 US-Bürger teilgenommen. Das Team präsentierte ihnen eine große Menge glaubwürdiger Fakten zum Thema Waffenkontrolle. Ein Teil dieser Fakten stützte bestehende Meinungen, andere stellten sie infrage. Gleichzeitig wurden die Teilnehmer gebeten, sich mit den Infos auseinanderzusetzen.

"Bemerkenswerterweise scheuten die Teilnehmer nicht vor Infos zurück, die ihrer Einstellung widersprachen. Sie lasen sie und behielten sie im Gedächtnis. Selbst einen Monat später war ihr Wissen noch vorhanden", so Amsalem. Anstatt sich zu radikalisieren, entwickelten die Teilnehmer moderatere Ansichten. Wichtig sei, dass diese Entpolarisierung ohne eine Zunahme emotionaler Feindseligkeit gegenüber Andersdenkenden erfolgte, was darauf hindeute, dass Wissen die politische Einstellung beeinflusste, ohne zwischenmenschliche Animositäten zu schüren.

Sachwissen gegen Polarisierung

"Unsere Studie zeigt, dass Menschen offener sind, als wir oft annehmen. Wenn Menschen hochwertige, ausgewogene Fakten und einen Grund erhalten, diese zu lernen, halten sie nicht einfach an ihren alten Überzeugungen fest, sondern revidieren sie. Das ist eine hoffnungsvolle Botschaft: Sachwissen kann, wenn es richtig vermittelt wird, ein wirksames Mittel gegen Polarisierung in einer Vielzahl von kontroversen Themen sein", meint Amsalem.

Angesichts der zunehmenden politischen Polarisierung in Demokratien weltweit sei es wichtiger denn je zu verstehen, wie sich ein sinnvoller Dialog fördern lässt. Fake News, emotional aufgeladene Rhetorik und Echokammern in den Medien dominierten oft die öffentliche Sphäre und ließen wenig Raum für Nuancen oder Lernen. Vor diesen Hintergrund sei die Vorstellung, dass Menschen ihre Meinung ändern können, wenn sie mit ausgewogenen, genauen Infos konfrontiert werden, sowohl überraschend als auch zutiefst ermutigend.

(Ende)
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