pte20120407004 Kultur/Lifestyle, Forschung/Entwicklung

NASA-Fototechnik lässt Menschen verschwinden

"Silent World": Künstler zeigen leergefegte Touristenmagnete


Paris (pte004/07.04.2012/06:15) Der New Yorker Times Square, Pekings Platz des Himmlischen Friedens oder der Pariser Place de la Concorde ohne Touristen und Verkehr: Was im realen Leben unmöglich scheint, ist den Pariser Fotografen Lucie & Simon mit ihrem Fotoprojekt "Silent World" http://lucieandsimon.com/works/silent_world gelungen. "Wir wollten mit unserer Fotoserie die Frage stellen, wie unsere Welt einmal sein wird - vor allem dann, wenn die Menschen nicht mehr da sind", erklärt das Künstlerduo im pressetext-Interview.

Schwarzfilter und Langzeitbelichtung

Kameratechnisch sind die Aufnahmen zwar relativ unkompliziert, doch sehr aufwendig, wie die Künstler darlegen. "Wir haben Belichtungszeiten von drei bis vier Stunden gewählt, wodurch alles sich Bewegende verschwindet - Menschen, Autos, Verkehrsmittel. Anschließend nahmen wir ein kurz belichtetes Foto auf und fügten per Photoshop und Teile daraus - jeweils eine Einzelperson sowie der Himmel - in das Originalbild ein."

Für die Langzeitaufnahme war allerdings ein Schwarzfilter nötig, um Belichtungs- und Berechnungsprobleme der Kamera zu umgehen. Dieselbe Technik verwendet auch die NASA zur Analyse von Sternen.

Frage statt Endzeit

Die Fotos versetzen wichtige Touristenmagnete von New York, Paris, London und Peking mit einem Hauch von Apokalyptik und Science-Fiction. Speziell zum Film "I am a Legend" fallen Parallelen auf, sind doch einsame Menschen an sonst überfüllten Orten sichtbar. Lucie & Simon lassen sich nicht darauf ein. "Der Betrachter sieht reale Plätze und zugleich irreale, imaginäre Leere. Wir wollen keine Endzeitstimmung und zerstörte Umgebungen zeigen, sondern den Betrachter vielmehr eine Fragestellung mitgeben", so die Künstler.

Zu den Kunstkritikern des Projekts zählt Klaus Honnef, Mitorganisator der Documenta in Kassel. Die Künstler treiben mit dem Entsetzen Scherz, indem sie das "Déjà-vu" zum künstlerischen Prinzip machen, so sein Urteil. Erst der zweite Blick lassen die Komplexität des Unterfangens und die leise Ironie erkennen, die den Bildern Spannung verleiht.

(Ende)
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