pte20070515012 Medizin/Wellness

Früheste Primaten verfügten über sehr kleine Gehirne

Schädelfund stellt Theorien der Anthropologen in Frage


Elwyn Simons
Elwyn Simons

Durham (pte012/15.05.2007/10:00) Die frühesten Vorfahren der Affen der Alten Welt, Menschenaffen und Menschen hatten erstaunlich kleine Gehirne. Eine neue Studie der Duke University http://www.duke.edu belegt, dass sich große Gehirne bei den Primaten der Alten und der Neuen Welt unabhängig voneinander entwickelten. Das kann bedeuten, dass Evolutionsanthropologen manche ihrer Lieblingstheorien über die Entstehung der großen, leistungsfähigen Gehirne überdenken müssen. Der jetzt untersuchte Schädel gehört zu einem ungefähr katzengroßen Primaten, dem Aegyptopithecus zeuxis, und ist aufgrund seines sehr guten Erhaltungszustandes bemerkenswert. Details der Studie wurden in den Proceedings of the National Academy of Sciences http://www.pnas.org veröffentlicht.

Der leitende Wissenschaftler Elwyn Simons erklärte, dass der Schädel in einem unglaublich guten Zustand sei und nur über sehr geringe Verformungen verfüge. Gefunden wurde der Schädel in der Nähe von Kairo. Die Vollständigkeit ermöglichte dem Team die Schädelkapazität mittels Mikro-Computertomografie-Scans sehr genau zu ermitteln. Es zeigte sich, dass das Gehirn viel kleiner als erwartet war: in Proportion zum gesamten Körper nicht größer als bei weniger entwickelten Primaten wie den Lemuren.

Das bedeutet laut New Scientist, dass die höher entwickelten Primaten oder menschenähnlichen Affen zu der Zeit als der Aegyptopithecus lebte, also vor rund 29 Mio. Jahren, noch kleine Gehirne gehabt haben müssen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die menschähnlichen Affen der Alten Welt bereits in ihrer Entwicklung von ihren Verwandten in der Neuen Welt entfernt. Laut Simons müssen sich daher die großen Gehirne der modernen Affen und Menschenaffen in diesen beiden Regionen zu einem späteren Zeitpunkt unabhängig voneinander entwickelt haben. "Ohne jeden Zweifel verfügten die frühen menschenähnlichen Affen über kleine Gehirne. Das wird durch diese Ergebnisse zweifelsfrei bewiesen", stimmt Callum Ross, ein Evolutionsanthropologe an der University of Chicago http://www.uchicago.edu , diesen Schlussfolgerungen zu.

Der Schädel lässt auch Rückschlüsse auf andere Lebensgewohnheiten des Aegyptopithecus zeuxis zu. Die vergleichsweise kleinen Augen legen nahe, dass er tagaktiv war. Das gut entwickelte Sehzentrum weist darauf hin, dass er gut sehen konnte. Der neue Schädel eines weiblichen Affen ist auch kleiner und verfügt über zartere Eckzähne als früher gefundene männliche Fragmente der gleichen Art. Daher dürften die männlichen Tiere viel größer und kämpferischer gewesen sein. Solche Unterschiede bilden sich nur bei Primaten aus, die in Gruppen leben. Größere Männchen werden von der Evolution bevorzugt, da sie besser um Partnerinnen kämpfen und die Gruppe gegen Gefahren verteidigen können. Diese drei Charakteristiken wurden häufig als Gründe dafür genannt, warum Primaten große Gehirne ausgebildet haben. Laut Simons widerspricht der Aegyptopithecus dieser Theorie.

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