pte20080805019 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Aids-Misere: Beschneidung soll Afrika retten

Aids-Konferenz übt heftige Kritik an mangelnder Umsetzung


Kondome spielen in der Aids-Vorbeugung immer noch eine große Rolle (Foto: Klicker/pixelio)
Kondome spielen in der Aids-Vorbeugung immer noch eine große Rolle (Foto: Klicker/pixelio)

Mexiko-City/Washington (pte019/05.08.2008/13:55) Trotz der eindeutigen gesundheitlichen Vorteile der männlichen Beschneidung im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids hinken die Projekte einer großflächigen Durchführung des medizinischen Eingriffs nach. Bei der Aids-Konferenz AIDS 2008 http://www.unaids.org , die derzeit in Mexiko-City über die Bühne geht, wird dieses Thema erneut thematisiert, wie Dvora Joseph, Acting Director am HIV-Department von Population Services International (PSI) http://www.psi.org , im pressetext-Gespräch bestätigt.

"Die bisher vorliegenden drei wissenschaftlichen Studien in Kenia, Uganda und in Sambia belegen, dass die Beschneidung zu einem deutlichen Rückgang der Ansteckungsgefahr führt", so Joseph. Das Risiko sinke um 60 bis 70 Prozent. Im Dezember 2006 wurden diese Studien gestoppt, da die Daten bereits vor dem eigentlichen Ende der Untersuchung ein deutliches Ergebnis zeigten. Seit damals habe kein Land auf die positiven Testergebnisse reagiert und Aufklärungsarbeit geleistet. Obwohl es Bestrebungen gegeben habe, durch eine großräumige Beschneidung das Ansteckungsrisiko signifikant zu verringern, habe man dies bisher verabsäumt. "Positiv zu bemerken ist allerdings, dass in Kenia und in Sambia Bemühungen zu einem Umdenken in der Bevölkerung geführt haben." In Kenia ist medizinisches Personal geschult worden, um eine Beschneidung im Zuge der HIV-Vorsorge durchführen zu können. "In Sambia hat PSI ein Projekt ins Leben gerufen, das in bereits bestehenden Aids-Beratungsstellen Beschneidungen durchführt", so Joseph. Die Nachfrage sei sehr groß.

"Wir wollen die Zielgruppe - das sind junge Männer, die bis jetzt noch nicht HIV-positiv sind - dazu überreden sich beschneiden zu lassen und wollen über das allfällige Risiko vollständig informieren", so die Expertin. In Sambia hat die Society for Family Health - eine mit dem PSI kooperiende Non-Profit-Organisation - in den vergangenen sechs bis neun Monaten etwa 500 Beschneidungen durchgeführt. Das Programm habe sehr erstaunliche Ergebnisse gebracht, meint Joseph. Zur Aufklärung gehöre auch, dass man den Männern deutlich mache, dass eine Beschneidung zu keiner Beeinträchtigung des Sexlebens führt, betont Joseph.

In vielen afrikanischen Kulturen gibt es keine männliche Beschneidung mehr. In einigen ist es allerdings auch üblich im Zuge von Initiationsriten junge Männer vor dem Erwachsenwerden zu beschneiden. "Jede ethnische Gruppe ist hier anders", meint Joseph. Von den heftigen Beschneidungsgegnern, die zum Teil in den USA erwacht sind, hält die Expertin wenig. "Natürlich müssen ethische Rechte gewahrt bleiben, die jedem Menschen zustehen. Dazu gehört etwa das Recht der Selbstbestimmung." Die Expertin vertritt jedoch die Auffassung, dass Eltern sehr wohl das ethische Recht einer Zustimmung zu einer Beschneidung haben sollen. "Es hat Fälle gegeben, in denen sich Männer mit Rasierklingen selbst beschnitten haben", berichtet Joseph. Das sei vor allem unter mangelnder Hygiene ein massives Problem. "Der Andrang nach einer Zirkumzision ist jedenfalls ungebrochen und daher arbeiten wir mit Nachdruck daran, diesem nachzukommen und weiter aufzuklären", erklärt Joseph abschließend gegenüber pressetext.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) http://www.who.org und das UNO-Aidsprogramm UNAIDS empfehlen die Beschneidung von Männern zur Aids-Prävention. Die Beschneidung kann als zusätzliches Mittel zur Vermeidung der Übertragung des HI-Virus von Frauen auf Männer eingesetzt werden, darf andere Präventionsmaßnahmen jedoch nicht ersetzen, sagte der Leiter der HIV/Aids-Abteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Kevin de Cock, im März 2007.

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