pte20061116026 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

"Blechtrottel ist der, der vor dem Computer sitzt"

PC-Pionier Zemanek glaubt nicht an Künstliche Intelligenz


Heinz Zemanek vor seinem Mailüfterl - Foto: tuwien.ac.at
Heinz Zemanek vor seinem Mailüfterl - Foto: tuwien.ac.at

Wien (pte026/16.11.2006/11:05) "Ein Computer kann niemals intelligent sein. Er ist eine logische Schnellspulmaschine", sagte der österreichische Computerpionier Heinz Zemanek http://www.zemanek.at als Gast einer Veranstaltung des Österreichischen Journalisten Clubs in Wien. Zemanek entwickelte nach dem zweiten Weltkrieg das so genannte "Mailüfterl", den ersten binär-dezimalen Volltransistor-Rechenautomaten und Vorläufer des Computers, wie man ihn heutzutage kennt. Der 86-jährige hält bis heute wöchentlich zwei Vorlesungen, besitzt nach eigenen Angaben sechs Computer, wovon er drei noch benutzt, hat einen USB-Stick und wehrt sich gegen den Titel "Computererfinder".

"Ich mag den Begriff Computererfinder nicht, sondern sehe mich eher als Entwickler des Volltransistor-Rechenautomaten. Die Teile, die ich benutzte, gab es alle schon. Ich habe sie lediglich zusammengesetzt, um damit ein technisches Problem zu lösen. Die Grundidee ist dabei von selbst entstanden, weil die Vorgehensweise auf der Hand lag", meint Zemanek gegenüber pressetext. Sein Mailüfterl wurde 1955 fertig gestellt und bewältigte als erste Aufgabe die Berechnung einer neunstelligen Primzahl. Zum sonderbaren Namen kam es in einer Anspielung auf die Geschwindigkeit des damals am Massachusetts Institute of Technology gebauten Röhrenrechners namens Whirlwind. "Wirbelwind werden wir keinen bauen, aber zum Wiener Mailüfterl wird es schon reichen", meinte der junge Zemanek damals zu Kollegen. Der Rechner besteht aus 3.000 Transistoren, 100.000 Lötstellen, 15.000 Widerständen, 5.000 Kondensatoren und 20.000 Meter Draht. Das Gerät ist vier Meter breit, 2,5 Meter hoch sowie einen halben Meter tief und steht im Technischen Museum Wien.

Die Computerhardware bezeichnet Zemanek als "wirkliches Wunderding". Auf die Frage, ob er den Rechner als Blechtrottel oder intelligente Büromaschine sieht, meint der Wissenschaftler: "Der Computer ist ein verlässliches Werkzeug und er funktioniert. Ein Blechtrottel ist der, der davor sitzt - ein Mensch, der glaubt, dass ein Computer intelligent sein kann." Die Intelligenz hänge jedoch mit dem freien Willen zusammen und sei nicht zwangsläufig logisch. "Eine wirklich intelligente Leistung passiert ohne Logik. Man hat eine fantastische Idee, die funktioniert, und erst im Nachhinein findet man die Erklärung, warum es funktioniert. Das kann ein Computer nicht", so Zemanek.

Die Zukunft des PCs sieht Zemanek als Rechner, der "alle Routineaufgaben erledigen kann, sofern der Benutzer klug genug ist, sie zu programmieren. Der Computer wird alle 20 Jahre um den Faktor 1.000 besser. Das ist wunderbar und schrecklich zugleich." Ein Ende dieser Steigerung ist für die elektronischen Komponenten zu erwarten. "Irgendwann werden die Teile so klein, dass eine sichere Übertragung zwischen zwei Lötstellen nicht mehr möglich ist. Danach kommt der Lichtcomputer und dann vielleicht der viel herbei geredete Quantencomputer", ist Zemanek überzeugt.

Als Aufgabe der nahen Zukunft sieht der Mailüfterl-Entwickler unter anderem die Fähigkeit Daten wieder zu finden. "Irgendwann werden wir alle unsere Nationalbibliothek mit uns herumtragen. Die Kunst ist es nicht, zunehmend mehr Daten in den Speichern unterzubringen, sondern die Informationen wieder zu finden", meint Zemanek. Eine Neudefinition ist auch für den Eigentumsbegriff in der IT zu finden, gerade in einer Zeit, in der Kopieren und Nachmachen so einfach sei. Dies gelte ins besondere auch für Softwarepatente. "Der patentierte Hosenknopf ist eindeutig und angreifbar. Bei einem Compiler kann man das nicht mehr so einfach sagen."

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