pte20211001014 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

US-Podcasts für rechtsextreme Rekrutierung

Wissenschaftliche Studie zeigt große Bedeutung der Internet-Shows gerade in Trump-Jahren


Extrem: Dafür ist mit Podcasts gut werben (Foto: Annie Spratt, unsplash.com)
Extrem: Dafür ist mit Podcasts gut werben (Foto: Annie Spratt, unsplash.com)

Montgomery (pte014/01.10.2021/11:30)

Für Rechtsextreme in den USA sin Podcasts zu einem Eckpfeiler in der Rekrutierung geworden. Das berichtet „USA Today" unter Berufung auf eine Studie des Southern Poverty Law Center (SPLC) https://splcenter.org . Ein Netzwerk extremistischer Podcasts ist demnach entscheidend dafür, Propaganda über die Überlegenheit der weißen Rasse zu verbreiten. Im Vergleich zu anderen Medien fliegen diese nämlich quasi unter dem Radar. Doch eignen sie sich bestens, um Hörer zu radikalisieren.

Hochblüte unter Trump

Geringe Eintrittsbarrieren und wenig Kontrolle durch die jeweiligen Plattformen, das macht Podcasts zu einem beliebten Werkzeug für amerikanische Rechtsextreme. Einen echten Höhenflug haben Shows, deren Hosts sich gern gegenseitig als Gäste zur Verfügung stehen, 2015 bis 2020 - im Prinzip also der Ära Trump -  gehabt. Seit dem Kapitolsturm vom 6. Januar 2021 ist es zwar wortwörtlich etwas stiller in dieser rechten Podcast-Szene geworden, doch warnen Experten, dass das Netzwerk wieder aus diesem Schlaf zu erwachen scheint.

„Podcasting ist eine große Sache", meint Megan Squire, Mitautorin der SPLC-Studie und Informatikprofessorin an der Elon University https://elon.edu . Ein Vorteil für Extremisten ist dabei, dass Podcasts nicht so viel öffentliche Aufmerksamkeit erregen wie soziale Medien oder Video-Streaming. „Rechtsextremes Radio zu hören ist eine heimliche Aktivität, und es ist für diese Gruppen so wichtig, diese Aufnahmen zu haben, die Sie über Ihre Ohrstecker auf einem persönlichen Gerät abspielen können", erklärt Squire.

Klassiker Audio

Podcasts sind den Forschern zufolge somit für weiße Nationalisten zu einem echten Echpfeiler der Rekrutierung geworden. Das dürfte damit Zusammenhängen, dass die Macher über längere Zeit auf Hörer einwirken können, die zunächst eher zuschalten, weil ihnen der Moderator gefällt. Die Extremisten verbreiten über Podcasts neben gängigen Schlagworten und Argumenten auch Geschichts-Revisionismus. Dass umfasst beispielsweise Erzählungen von friedlichen, patriotischen Protesten, die nur aufgrund Gegenprotestanten ausuferten – rechtsextreme Gewalt wird also verharmlost.

Mit ein Grund, warum Rechtsextreme Podcasts schätzen, ist laut USA-Today-Bericht zufolge auch die Intimität von Audio-Übertragungen. Diese sind schließlich ein Propaganda-Klassiker. Schon Joseph Goebbels hat auf Radio-Netzwerke gesetzt, um glatte Nazi-Propaganda unters Volk zu bringen. In den USA wiederum gibt es eine jahrzehntelange Tradition konservativer Radio-Hosts wie Rush Limbaugh, die dafür bekannt und umstritten sind, inhaltlich oft sehr weit rechts abzubiegen. In diesem Licht erschienen Podcasts also als logische Weiterentwicklung der Audio-Propaganda im Informationszeitalter.

(Ende)
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