Unternehmensmitteilung für den Kapitalmarkt
Erste Group Bank AG: Nettogewinn von EUR 1.137,0 Mio im ersten Halbjahr 2022
Wien (pta007/01.08.2022/07:30 UTC+2)
Tabelle Finanzzahlen im Vergleich - siehe pdf
Highlights
GuV-Zahlen: 1-6 2022 verglichen mit 1-6 2021, Bilanzzahlen: 30. Juni 2022 verglichen mit 31. Dezember 2021
Der Zinsüberschuss stieg aufgrund von Zinserhöhungen außerhalb der Eurozone – vor allem in Tschechien, Ungarn und Rumänien – sowie einem deutlichen Kreditwachstum in allen Märkten auf EUR 2.837,0 Mio (+15,9%; EUR 2.448,7 Mio). Der Provisionsüberschuss erhöhte sich auf EUR 1.214,9 Mio (+10,5%; EUR 1.099,0 Mio). Anstiege gab es in nahezu allen Provisionskategorien und in allen Kernmärkten, signifikante Zuwächse wurden insbesondere bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen sowie in der Vermögensverwaltung erzielt. Das Handelsergebnis verringerte sich auf EUR -532,5 Mio (EUR 43,1 Mio), die Position Gewinne/Verluste aus Finanzinstrumenten, erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert stieg auf EUR 516,8 Mio (EUR 83,6 Mio). Die Entwicklung beider Positionen war hauptsächlich auf Bewertungseffekte zurückzuführen. Die Betriebserträge stiegen auf EUR 4.146,7 Mio (+9,4%; EUR 3.790,7 Mio). Der Verwaltungsaufwand erhöhte sich auf EUR 2.285,4 Mio (+8,7%; EUR 2.103,0 Mio). Die Personalaufwendungen stiegen auf EUR 1.294,7 Mio (+3,7%; EUR 1.248,9 Mio). Der deutliche Anstieg der Sachaufwendungen auf EUR 717,7 Mio (+23,5%; EUR 581,3 Mio) ist vor allem auf wesentlich höhere Aufwendungen für Beiträge in Einlagensicherungssysteme von EUR 156,7 Mio (EUR 109,2 Mio) – die für 2022 erwarteten regulären Beiträge wurden bereits fast gänzlich verbucht – sowie auf gestiegene IT-Aufwendungen in Österreich zurückzuführen. Die Abschreibungen beliefen sich auf EUR 273,0 Mio (+0,1%; EUR 272,8 Mio). Insgesamt stieg das Betriebsergebnis deutlich auf EUR 1.861,3 Mio (+10,3%; EUR 1.687,7 Mio), die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich auf 55,1% (55,5%).
Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten belief sich aufgrund von Nettoauflösungen auf EUR 26,0 Mio bzw. auf -3 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (EUR -82,9 Mio bzw. 10 Basispunkte). Dotierungen von Wertberichtigungen für Kredite und Darlehen sowie für Kreditzusagen und Finanzgarantien betrafen neben Rumänien die Slowakei und Serbien. Positiv wirkten sich hingegen Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen in allen Segmenten sowie Auflösungen insbesondere in Kroatien, Tschechien, Ungarn und Österreich aus. Eine Überprüfung der allgemeinen Kreditrisikovorsorgen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Covid-19-Pandemie sowie der geopolitischen und wirtschaftlichen Lage im zweiten Quartal führte zu einer Auflösung in Höhe von EUR 132 Mio. Insgesamt bestanden per Ende Juni krisenbezogene allgemeine Risikovorsorgen von etwa EUR 500 Mio. Die NPL-Quote bezogen auf Bruttokundenkredite verbesserte sich mit 2,2% (2,5%) auf den historischen Bestwert seit Börsengang. Die NPL-Deckungsquote (ohne Sicherheiten) lag bei 91,8% (91,4%).
Der sonstige betriebliche Erfolg belief sich auf EUR -199,2 Mio (EUR -172,4 Mio). Die im sonstigen betrieblichen Erfolg für das gesamte Jahr 2022 erfassten Aufwendungen für jährliche Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds stiegen (am stärksten in Österreich und in Tschechien) auf EUR 139,0 Mio (EUR 108,2 Mio). Die Bankenabgaben – derzeit in zwei Kernmärkten zu entrichten – stiegen auf EUR 110,9 Mio (EUR 52,2 Mio). Davon entfielen auf Ungarn EUR 94,6 Mio: Die Gesamtbelastung setzt sich zusammen aus der regulären Bankensteuer für das gesamte Geschäftsjahr von EUR 17,7 Mio (EUR 14,9 Mio), EUR 27,0 Mio (EUR 23,3 Mio) Transaktionssteuer für das erste Halbjahr und einer erstmalig zu entrichtenden, von den Nettoerlösen des Vorjahres abhängige, Sondersteuer in Höhe von EUR 49,9 Mio für das gesamte Jahr 2022. Die Bankensteuer in Österreich lag bei EUR 16,3 Mio (EUR 13,9 Mio). Positiv wirkte sich hingegen die im sonstigen betrieblichen Erfolg erfasste Auflösung einer Rückstellung für potenzielle rechtliche Risiken in Zusammenhang mit rumänischen Konsumentenschutzgesetzen in Höhe von EUR 41,8 Mio aus.
Die Steuern vom Einkommen stiegen auf EUR 315,2 Mio (EUR 287,3 Mio). Das den Minderheiten zuzurechnende Periodenergebnis verringerte sich infolge geringerer Ergebnisbeiträge der Sparkassen auf EUR 207,0 Mio (EUR 229,8 Mio). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis stieg dank des starken Betriebsergebnisses und der Nettoauflösung von Wertberichtigungen auf EUR 1.137,0 Mio (EUR 918,0 Mio).
Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich auf EUR 21,7 Mrd (EUR 21,3 Mrd). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter stieg das Harte Kernkapital (CET1, final) auf EUR 19,6 Mrd (EUR 18,8 Mrd), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) stiegen auf EUR 25,6 Mrd (EUR 24,8 Mrd). Bei der Berechnung wurde der Zwischengewinn berücksichtigt. Das Gesamtrisiko (die risikogewichteten Aktiva), das Kredit-, Markt- und operationelles Risiko inkludiert (CRR final), stieg auf EUR 138,2 Mrd (EUR 129,6 Mrd). Die Harte Kernkapitalquote (CET1, final) belief sich auf 14,2% (14,5%), die Gesamtkapitalquote auf 18,5% (19,1%).
Die Bilanzsumme stieg auf EUR 327,1 Mrd (+6,4%; EUR 307,4 Mrd). Auf der Aktivseite verringerten sich Kassenbestand und Guthaben auf EUR 42,8 Mrd (EUR 45,5 Mrd), Kredite an Banken erhöhten sich – insbesondere in Tschechien – auf EUR 28,7 Mrd (EUR 21,0 Mrd). Die Kundenkredite stiegen auf EUR 191,5 Mrd (+6,3%; EUR 180,3 Mrd), signifikante Anstiege gab es in fast allen Kernmärkten. Passivseitig gab es einen Zuwachs bei den Einlagen von Kreditinstituten auf EUR 36,7 Mrd (EUR 31,9 Mrd). Die Kundeneinlagen stiegen in fast allen Kernmärkten – insbesondere in Österreich und Tschechien – auf EUR 225,5 Mrd (+7,1%; EUR 210,5 Mrd). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis sank auf 84,9% (85,6%).
AUSBLICK
Alle zukunftsgerichteten Aussagen in diesem Ausblick unterliegen der Annahme, dass zumindest im Jahr 2022 ausreichende russische Gasimporte in die Kernmärkte der Erste Group erfolgen. Darüber hinaus können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht quantifizierbare (geo-)politische, regulatorische, wirtschaftliche oder Gesundheits-Risiken die Erreichung der Ziele erschweren.
Für 2022 hat sich die Erste Group erneut das Ziel einer zweistelligen Eigenkapitalverzinsung (ROTE) gesetzt. Dazu beitragen werden unter anderem die wirtschaftliche Entwicklung in allen Kernmärkten Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Serbien – wenn auch verlangsamt im Vergleich zu 2021 – sowie inflationsbedingte Anstiege der kurz- und langfristigen Zinsen. Daraus sollten eine Verbesserung des Betriebsergebnisses und weiterhin niedrige Risikokosten resultieren.
Für die Kernmärkte der Erste Group wird für 2022 ein reales BIP-Wachstum von ca. 2% bis 5% prognostiziert. Gleichzeitig wird die Inflation das gesamte Jahr hindurch ein wichtiges Thema bleiben, im Verhältnis zum Vorjahr weiter angetrieben vom geopolitischen Konflikt um die Ukraine. Trotzdem werden weiterhin niedrige Arbeitslosenquoten (~3% bis 7%) erwartet. Die Leistungsbilanzsalden werden sich aufgrund höherer Importpreise von Energieträgern in den meisten Ländern verschlechtern. Auch die Fiskallage wird aufgrund der mannigfaltigen fiskalpolitischen Herausforderungen angespannt bleiben. Die Staatsverschuldung wird allerdings auf erheblich tieferen Niveaus zu liegen kommen als im EU-Durchschnitt.
Vor diesem Hintergrund erwartet die Erste Group ein Nettokreditwachstum im hohen einstelligen Prozent-Bereich. Diese Entwicklung, unterstützt durch stärker als erwartete Zinserhöhungen in CEE und die Änderung der Zinspolitik der EZB, sollte zu einer Steigerung des Zinsüberschusses im niedrigen zweistelligen Prozentbereich führen. Bei der zweiten wichtigen Einnahmenkomponente – dem Provisionsüberschuss – wird nach der außerordentlichen Entwicklung 2021 ein Anstieg im mittleren einstelligen Bereich erwartet. Wie schon 2021 sollten vom Zahlungsverkehr sowie der Vermögensverwaltung wieder positive Impulse ausgehen. Positive Beiträge werden auch aus der Versicherungsvermittlung erwartet. Das Handels- und Fair Value-Ergebnis wird sehr wahrscheinlich aufgrund zinsgetriebener Bewertungsverluste deutlich hinter dem Vorjahresergebnis zurückbleiben. Die übrigen Einkommenskomponenten sollten im Großen und Ganzen stabil bleiben. Insgesamt sollten sich die Betriebserträge 2022 damit signifikant verbessern. Bei den Betriebsausgaben wird ein schwächerer Anstieg als bei den Betriebserträgen erwartet, womit die Kosten-Ertrags-Relation bereits 2022 – und damit deutlich früher als geplant (2024) – unter 55% sinken sollte. Zusätzlich wird die Erste Group auch 2022 in IT und damit in die Wettbewerbsfähigkeit investieren. Der Fokus liegt dabei auf progressiver IT-Modernisierung, der Backoffice-Digitalisierung und dem weiteren Ausbau der digitalen Plattform George.
Angesichts der oben beschriebenen, immerhin noch positiven Konjunkturaussichten sollten die Risikokosten 2022 auf niedrigem Niveau bleiben. Zwar sind genaue Prognosen im Hinblick auf die gegenwärtig niedrigen Risikokostenniveaus schwierig, doch geht die Erste Group davon aus, dass sich die Risikokosten 2022 auf unter 20 Basispunkte der durchschnittlichen Bruttokundenkredite belaufen werden. Die NPL-Quote sollte unter 3,0% liegen.
Der sonstige betriebliche Erfolg wird aufgrund von höheren Bankenabgaben, wie Beiträgen in Abwicklungsfonds und Bankensteuern, schwächer als im Vorjahr erwartet. Unter Annahme eines niedrigen effektiven Gruppensteuersatzes von rund 19% und eines geringeren den Minderheiten zuzurechnenden Ergebnisses als 2021 strebt die Erste Group für 2022 eine zweistellige Eigenkapitalverzinsung (ROTE) an. Die CET1-Quote der Erste Group sollte über 14% verbleiben. Die Dividende für das Geschäftsjahr 2022 wird mit EUR 1,90 je Aktie geplant.
Risikofaktoren für die Prognose inkludieren (geo-)politische und volkswirtschaftliche Entwicklungen (etwa auch Auswirkungen von Geld- und Fiskalpolitik), regulatorische Maßnahmen sowie globale Gesundheitsrisiken und Änderungen im Wettbewerbsumfeld. Zusätzlich sind aufgrund der behördlichen Covid-19-Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung Finanzprognosen weiterhin mit erhöhter Unsicherheit behaftet. Die Entwicklung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine hat keine unmittelbare direkte Auswirkung auf die Erste Group, da sie in keinem der Staaten mit lokalen Gesellschaften präsent ist. Das Exposure in beiden Ländern ist unerheblich, derzeit sind weiterhin keine weiteren Risikovorsorgen aus aktuellem Anlass notwendig. Indirekte Folgen, wie etwa Volatilität an den Finanzmärkten oder Auswirkungen von Sanktionen auf manche Erste Group-Kunden, können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die weiteren geopolitischen Entwicklungen können dazu führen, dass Banken mit Sitz in Mitgliedsstaaten der Europäischen Union in wirtschaftliche Schieflage geraten und ausfallen können. Die in einem solchen Fall mögliche Aktivierung der nationalen bzw. europäischen Einlagensicherungs- und Abwicklungssysteme kann auch finanzielle Auswirkungen für Mitgliedsbanken der Erste Group mit sich bringen. Die Erste Group ist zudem nichtfinanziellen und rechtlichen Risiken ausgesetzt, die unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld schlagend werden können. Eine schlechter als erwartete Wirtschaftsentwicklung kann auch eine Goodwill-Abschreibung erforderlich machen.
(Ende)
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