Unternehmensmitteilung für den Kapitalmarkt
Erste Group Bank AG: Die Erste Group erwirtschaftet im ersten Halbjahr 2023 einen Nettogewinn von EUR 1.489,9 Mio
Wien (pta008/31.07.2023/07:30 UTC+2)
Übersichtstabelle Finanzzahlen im Vergleich im pdf
HIGHLIGHTS
GuV-Zahlen: 1-6 2023 verglichen mit 1-6 2022, Bilanzzahlen: 30. Juni 2023 verglichen mit 31. Dezember 2022
Der Zinsüberschuss stieg aufgrund von Zinserhöhungen sowie des höheren Kreditvolumens deutlich auf EUR 3.561,1 Mio (+25,5%; EUR 2.837,0 Mio), am stärksten in Österreich. Der Provisionsüberschuss erhöhte sich auf EUR 1.274,7 Mio (+4,9%; EUR 1.214,9 Mio). Zuwächse gab es in allen Kernmärkten, insbesondere bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen, aber auch in der Vermögensverwaltung. Das Handelsergebnis erhöhte sich auf EUR 270,4 Mio (EUR -532,5 Mio), die Position Gewinne/Verluste aus Finanzinstrumenten, erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert, verringerte sich auf EUR -63,8 Mio (EUR 516,8 Mio). Die Entwicklung beider Positionen war hauptsächlich auf Bewertungseffekte zurückzuführen. Die Betriebserträge stiegen auf EUR 5.161,1 Mio (+24,5%; EUR 4.146,7 Mio). Der Verwaltungsaufwand erhöhte sich auf EUR 2.472,2 Mio (+8,2%; EUR 2.285,4 Mio). Aufgrund von Gehaltserhöhungen und Einmalzahlungen im Zusammenhang mit Pensionierungen stiegen die Personalaufwendungen auf EUR 1.459,1 Mio (+12,7%; EUR 1.294,7 Mio). Der Anstieg der Sachaufwendungen auf EUR 738,2 Mio (+2,9%; EUR 717,7 Mio) ist insbesondere auf höhere Aufwendungen für IT- und Raumaufwand zurückzuführen. Die in den Sachaufwendungen verbuchten Beiträge in Einlagensicherungssysteme – für 2023 bereits fast gänzlich verbucht – verringerten sich hingegen auf EUR 114,3 Mio (EUR 156,7 Mio). Im ersten Halbjahr 2022 hatte der Einlagensicherungsfall Sberbank Europe in Ungarn zu höheren Aufwendungen geführt. Die Abschreibungen beliefen sich auf EUR 274,9 Mio (+0,7%; EUR 273,0 Mio). Insgesamt stieg das Betriebsergebnis deutlich auf EUR 2.688,9 Mio (+44,5%; EUR 1.861,3 Mio), die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich auf 47,9% (55,1%).
Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten belief sich auf EUR 28,9 Mio bzw. auf 3 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (EUR 26,0 Mio bzw. 3 Basispunkte). Positiv wirkten sich Nettoauflösungen für Kreditzusagen und Finanzgarantien sowie Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen (beides insbesondere in Österreich) aus. Im ersten Halbjahr gab es weder eine Aktualisierung der zukunftsgerichteten makroökonomischen Annahmen (FLIs) noch eine Berücksichtigung von Expertenschätzungen (Stage Overlays). Insgesamt bestanden per Ende Juni daher unverändert krisenbezogene Kreditrisikovorsorgen von etwa EUR 900 Mio.
Die NPL-Quote bezogen auf Bruttokundenkredite war mit 2,0% (2,0%) stabil. Die NPL-Deckungsquote (ohne Sicherheiten) stieg auf 96,7% (94,6%).
Der sonstige betriebliche Erfolg belief sich auf EUR -283,1 Mio (EUR -199,2 Mio). Die bereits für das gesamte Jahr 2023 erfassten Aufwendungen für jährliche Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds verringerten sich (insbesondere in Österreich und Tschechien) auf EUR 113,7 Mio (EUR 139,0 Mio).
Die Bankenabgaben – derzeit in zwei Kernmärkten zu entrichten – stiegen auf EUR 121,1 Mio (EUR 110,9 Mio). Davon entfielen EUR 101,2 Mio auf Ungarn: Neben der regulären Bankensteuer von EUR 16,5 Mio (EUR 17,7 Mio) wurde eine von den Nettoerlösen des Vorjahres abhängige Sondersteuer in Höhe von EUR 47,9 Mio (EUR 49,9 Mio) verbucht (beide ebenfalls bereits für das gesamte Jahr 2023). Die ungarische Transaktionssteuer für das erste Halbjahr belief sich auf EUR 35,6 Mio (EUR 27,0 Mio). Die Bankensteuer in Österreich lag bei EUR 19,8 Mio (EUR 16,3 Mio). Darüber hinaus belasteten Bewertungsergebnisse den sonstigen betrieblichen Erfolg.
Die Steuern vom Einkommen beliefen sich auf EUR 438,6 Mio (EUR 315,2 Mio). Das den nicht beherrschenden Anteilen zuzurechnende Periodenergebnis erhöhte sich infolge wesentlich höherer Ergebnisbeiträge der Sparkassen – vor allem bedingt durch höhere Zinserträge – auf EUR 508,1 Mio (EUR 207,0 Mio). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis stieg dank des starken Betriebsergebnisses und der Nettoauflösungen von Risikovorsorgen auf EUR 1.489,9 Mio (EUR 1.137,0 Mio).
Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich auf EUR 24,5 Mrd (EUR 23,1 Mrd). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter stieg das Harte Kernkapital (CET1, final) auf EUR 22,0 Mrd (EUR 20,4 Mrd), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) stiegen auf EUR 28,1 Mrd (EUR 26,2 Mrd). Bei der Berechnung wurde der Zwischengewinn des ersten Halbjahres berücksichtigt. Das Gesamtrisiko (die risikogewichteten Aktiva), das Kredit-, Markt- und operationelles Risiko inkludiert, stieg auf EUR 147,7 Mrd (EUR 143,9 Mrd).
Die Harte Kernkapitalquote (CET1-Quote, final) belief sich auf 14,9% (14,2%), die Gesamtkapitalquote auf 19,0% (18,2%).
Die Bilanzsumme stieg auf EUR 344,0 Mrd (+6,2%; EUR 323,9 Mrd). Auf der Aktivseite verringerten sich Kassenbestand und Guthaben auf EUR 32,8 Mrd (EUR 35,7 Mrd), Kredite an Banken erhöhten sich – insbesondere in Österreich und Tschechien – auf EUR 33,5 Mrd (EUR 18,4 Mrd). Die Kundenkredite stiegen seit Jahresende auf EUR 204,9 Mrd (+1,4%; EUR 202,1 Mrd), wobei sowohl das Privat- als auch das Unternehmenskreditvolumen Wachstum verzeichneten. Passivseitig gab es einen Rückgang bei den Einlagen von Kreditinstituten auf EUR 25,7 Mrd (EUR 28,8 Mrd). Die Kundeneinlagen stiegen in fast allen Kernmärkten – insbesondere in Österreich und Tschechien – auf EUR 241,1 Mrd (+7,6%; EUR 224,0 Mrd). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis belief sich auf 85,0% (90,2%).
AUSBLICK 2023
Für 2023 hat sich die Erste Group das Ziel gesetzt, eine Eigenkapitalverzinsung (ROTE) von über 15% zu erwirtschaften. Dazu werden vor allem vier Faktoren beitragen: Erstens, positives Wirtschaftswachstum in allen Kernmärkten (Österreich, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Ungarn, Kroatien und Serbien) trotz beträchtlicher geopolitscher und politischer Risiken, die, sollten sie schlagend werden, wohl negative Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung haben würden; zweitens, ein Zinsumfeld mit weitgehend stabilen Zentralbankleitzinsen in Ländern wie Tschechien, Rumänien und Ungarn sowie deutlich gestiegenen Zinsen im Euroraum; drittens, ein Risikoumfeld, das wie schon im Jahr 2022 weiterhin von geringen Kreditausfällen geprägt ist, und schließlich die Fähigkeit der Erste Group, ihr digitales Angebot laufend durch Innovationen zu modernisieren und erfolgreich auszubauen. Werden diese Bedingungen erfüllt, sollten sich das Betriebsergebnis und die Kosten-Ertrags-Relation verbessern.
Ökonomen gehen davon aus, dass die Kernmärkte der Erste Group 2023 in der Lage sein werden, eine Rezession zu vermeiden und sogar ein reales BIP-Wachstum zu verzeichnen. Der Inflationsdruck sollte nach der 2022 aufgrund außerordentlich hoher Energiepreise zweistelligen Teuerung 2023 nachlassen. Anhaltend niedrige Arbeitslosenraten sollten die Wirtschaftsleistung in allen Märkten der Erste Group stützen. Die Leistungsbilanzsalden, die 2022 wegen außerordentlich hoher Energiepreise stark unter Druck gerieten, sollten sich 2023 dank eines Rückganges der Energiepreise wieder erholen. Auch die Fiskallage sollte sich nach den im Jahr 2022 verzeichneten deutlichen Haushaltsdefiziten wieder verbessern. Die Staatsverschuldung sollte in allen Kernmärkten der Erste Group weitgehend stabil und damit wesentlich unter dem Durchschnitt der Eurozone bleiben.
Vor diesem Hintergrund erwartet die Erste Group ein Nettokreditwachstum von etwa 5%. Dazu sollten sowohl das Retail- als auch das Firmenkundengeschäft in allen Märkten der Erste Group beitragen; insgesamt plant die Erste Group, in allen Märkten im Rahmen des Gesamtmarktes zu wachsen. Das Kreditwachstum sollte zusammen mit einem günstigen Einfluss des Zinsumfeldes – wie oben beschrieben – zu einer Steigerung des Zinsüberschusses von rund 20% führen. Bei der zweiten wichtigen Einnahmenkomponente – dem Provisionsüberschuss – wird ein Anstieg von etwa 5% erwartet. Wie schon 2022 sollten wieder Wachstumsimpulse vom Zahlungsverkehr und von der Versicherungsvermittlung ausgehen, während zusätzliche positive Beiträge aus dem Asset Management und dem Wertpapiergeschäft von einem konstruktiven Kapitalmarktumfeld abhängig sind. Das Handels- und Fair Value-Ergebnis, das 2022 deutlich durch negative Bewertungseffekte aufgrund stark steigender Zinsen vor allem in der CEE-Region, aber auch in der Eurozone belastet wurde, sollte sich 2023 aufgrund des vermuteten Endes der Zinsanstiege in der Eurozone und stabiler oder fallender Zinsen in der CEE-Region wieder normalisieren. Dies wird allerdings ganz erheblich vom tatsächlichen Zinsumfeld abhängig sein. Die übrigen Einkommenskomponenten sollten im Großen und Ganzen stabil bleiben. Insgesamt wird für 2023 ein Anstieg der Betriebserträge erwartet. Die Betriebsaufwendungen sollten sich um etwa 9% und damit weniger stark als die Betriebserträge erhöhen. Damit wird gegenüber 2022 eine weitere Verbesserung der Kosten-Ertrags-Relation auf unter 50% erwartet.
Auf Grundlage der oben beschriebenen guten Konjunkturaussichten sollten die Risikokosten 2023 auf niedrigem Niveau bleiben. Zwar sind genaue Prognosen angesichts der gegenwärtig niedrigen Risikokostenniveaus schwierig, doch geht die Erste Group davon aus, dass sich die Risikokosten 2023 unter 10 Basispunkten der durchschnittlichen Bruttokundenkredite bewegen werden.
Für den sonstigen betrieblichen Erfolg wird, solange keine signifikanten Sondereffekte eintreten, eine weitgehend unveränderte Entwicklung prognostiziert. Der Gruppensteuersatz wird bei unter 20% erwartet, während das Minderheitenergebnis höher als 2022 ausfallen sollte. Insgesamt strebt die Erste Group somit eine Eigenkapitalverzinsung (ROTE) von über 15% an. Die CET1-Quote der Erste Group sollte hoch bleiben. Die Erste Group plant für das Geschäftsjahr 2023 eine Dividende von EUR 2,7 je Aktie. Zusätzlich hat die Erste Group 2023 um die erforderliche regulatorische Genehmigung für einen Aktienrückkauf mit einem Volumen von bis zu EUR 300 Mio angesucht.
Risikofaktoren für die Prognose inkludieren (geo-)politische und volkswirtschaftliche (etwa auch Auswirkungen von Geld- und Fiskalpolitik) Entwicklungen, regulatorische Maßnahmen sowie Änderungen im Wettbewerbsumfeld. Die Entwicklung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine hat keine unmittelbare direkte Auswirkung auf die Erste Group, da sie in keinem der Staaten mit lokalen Gesellschaften präsent ist. Indirekte Folgen, wie etwa Volatilität an den Finanzmärkten, Auswirkungen von Sanktionen oder der Eintritt von Einlagen-sicherungs- oder Abwicklungsfällen, können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die Erste Group ist zudem nichtfinanziellen und rechtlichen Risiken ausgesetzt, die unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld schlagend werden können. Eine schlechter als erwartete Wirtschaftsentwicklung kann auch eine Goodwill-Abschreibung erforderlich machen.
(Ende)
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