pte20250115003 Kultur/Lifestyle, Technologie/Digitalisierung

KI lässt kritisches Denken verkümmern

Grund ist laut Analyse der SBS Swiss Business School die kognitive Entlastung der Nutzer


"Denker": bald womöglich kein Spiegelbild des Menschen mehr (Foto: Johnnie Shannon, pixabay.com)

Zürich (pte003/15.01.2025/06:10)

Die verstärkte Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) etwa zur Erstellung von E-Mails und Angeboten, zur Recherche und für die Übersetzung von fremdsprachlichen Texten geht zulasten des kritischen Denkens. Zu dem Schluss kommt Michael Gerlich von der SBS Swiss Business School. Als Hauptgrund für die Misere sieht er die kognitive Entlastung der Nutzer. Die Menschen verließen sich zunehmend auf diese KI-Tools, um die mentale Anstrengung zu reduzieren.

Vor allem Jüngere gefährdet

Tausende KI-gestützte, KI-unterstützte und KI-getriebene Analysen und Entscheidungshilfen helfen Wissenschaftlern, ihre Forschung zu verbessern. KI ist auch stärker in tägliche Aktivitäten integriert, von virtuellen Assistenten bis hin zu komplexen Informations- und Entscheidungshilfen. Die zunehmende Nutzung beginnt jedoch das Denken der Menschen zu beeinflussen, insbesondere bei Jüngeren, die die Technologie in ihrem Privatleben eifrig nutzen, heißt es.

Da die Technologie sowohl sehr neu ist als auch schnell auf unvorhersehbare Weise angenommen wird, stellen sich Fragen zu langfristigen Folgen für kognitive Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösung bei längerer Dauer oder Umfang des kognitiven "Offloadings". Das bedeutet die Verwendung körperlicher Handlungen, um die kognitiven Anforderungen einer Aufgabe zu reduzieren. Das alltägliche Gedächtnis stützt sich stark auf diese Praxis.

Höhere Bildung schützt User

Gerlich und sein Team haben quantitative Umfragen und qualitativen Interviews mit 666 Teilnehmern im Vereinigten Königreich genutzt, um den Zusammenhang zwischen KI und kritischem Denken aufzudecken. Teilnehmer im Alter von 17 bis 25 Jahren zeigten eine höhere Abhängigkeit von KI-Tools und niedrigere Werte beim kritischen Denken als Ältere. Ein höherer Bildungsabschluss korrelierte positiv mit den Fähigkeiten zum kritischen Denken.

Die neuen Ergebnisse könnten erhebliche Auswirkungen auf die Bildungspolitik und die Integration von KI in berufliche Umgebungen haben, meint Gerlich. Schulen und Universitäten sollten Übungen zum kritischen Denken und zur Entwicklung metakognitiver Fähigkeiten in den Vordergrund stellen, um die Abhängigkeit von KI und die kognitiven Auswirkungen auszugleichen, so seine Empfehlung.

Entwicklern von KI-Systemen rät er, kognitive Implikationen zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass ihre Tools ein gewisses Maß an Engagement fördern, anstatt sich passiv auf sie zu verlassen. Entscheidungsträger könnten zudem Programme zur Förderung der digitalen Kompetenz unterstützen, Einzelpersonen dazu auffordern, KI-Ergebnisse kritisch zu bewerten.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Wolfgang Kempkens
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: kempkens@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|