pte20231211002 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Alzheimer: E-Hirnstimulation gut für Kognition

Kortikale Plastizität verbessert sich laut Ningbo University nach sechs Wochen Behandlung


Patientin mit Alzheimer: Neuer Behandlungsansatz setzt auf Strom (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)
Patientin mit Alzheimer: Neuer Behandlungsansatz setzt auf Strom (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)

Ningbo (pte002/11.12.2023/06:05)

Eine zwei Mal am Tag durchgeführte nicht-invasive elektrische Stimulation des Gehirns könnte bei Alzheimer-Patienten die kognitive Funktion verbessern, zeigt eine Studie unter der Leitung der Ningbo University. Das als transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) bekannnte Verfahren soll die Plastizität des Gehirns verbessern. Ziel ist die Neuverdrahtung mittels der Bildung neuer neuronaler Netzwerke. Bei tDCS kommt ein Gerät mit zwei Elektroden für den Kopf zum Einsatz.

Umfangreiche Untersuchungen

Im Rahmen der Studie sind rund 140 Patienten mit einer leichten bis mittelschweren Alzheimer-Erkrankung aus vier verschiedenen Krankenhäusern nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zugeteilt worden. Eine wurde mit tDCS behandelt, die andere erhielt nur eine scheinbare Therapie. Dieser Test wurde an fünf Tagen in der Woche für maximal anderthalb Monate durchgeführt. Der Strom wurde dabei beim präfrontalen Kortex angewendet. Diese Region des Gehirns spielt eine Rolle bei Aktivitäten höherer Ordnung wie dem Planen, dem Treffen von Entscheidungen, dem Arbeitsgedächtnis, der Steuerung sozialer Verhaltensweisen und der Kontrolle bestimmter Aspekte des Sprechens und der Sprache.

Alle Teilnehmer waren über 65 Jahre alt und litten seit mehr als sechs Monaten an Alzheimer. Beim "Mini-Mental State Exam" (MMSE) lagen auch alle unter einem Wert von 26. Ein Ergebnis von weniger als 24 Punkten wird als abnormal und Hinweis auf eine kognitive Beeinträchtigung angesehen. Beide Gruppen waren in Hinblick auf Alter, Geschlecht und Bildungsstand vergleichbar. Das MMSE und der Test "Alzheimer's Disease Assessment Scale-Cognitive" wurden eingesetzt, um die kognitive Performance zu Beginn der Studie, nach zwei Wochen und dann erneut nach sechs Wochen zu überprüfen. Die Messwerte der elektrischen Signalleitung durch die motorischen Bahnen des Nervensystems, bekannt als MEP, wurden eingesetzt, um Veränderungen in der neuronalen Plastizität nachzuweisen. Insgesamt absolvierten 133 Patienten die zwei Wochen dauernde Intervention. Weitere 124 Patienten nahmen sechs Wochen an den Tests teil.

Dauer der Behandlung relevant

Die Ergebnisse zeigen, dass es nach zwei Wochen in keiner der beiden Gruppen zu einer Veränderung gekommen war. Im Vergleich mit der Baseline führten jedoch 30 tägliche Sitzungen mit einer Dauer von jeweils 20 Minuten zu einer deutlichen Verbesserung bei der tatsächlich behandelten Gruppe. Davon betroffen waren vor allem das Erinnern von Wörtern und Anweisungen für einen Test sowie das Erkennen von Wörtern. Die Forscher konnten auch nachweisen, dass die kortikale Plastizität bei Alzheimer-Patienten beeinträchtigt ist.

Sie verbesserte sich allerdings nach einer sechswöchigen Behandlung mit tDCS. Derzeit ist es jedoch, so die Wissenschaftler, noch nicht geklärt, warum dieses Verfahren wirksam sein dürfte. Frühere Studien waren davon ausgegangen, dass es zu einer Veränderung der Ionenaktivität, der Freisetzung von Neurotransmittern und der elektrischen Aktivität in verschiedenen Bereichen des Gehirns kommen dürfte. Die Forschungsergebnisse sind im Fachmagazin "General Psychiatry" nachzulesen.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Moritz Bergmann
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: bergmann@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|