pte20231009016 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Antidepressiva: Rätsel später Wirkung geklärt

Synapsen im Neokortex und auch im Hippokampus nehmen erst schrittweise an Volumen zu


Gehirn: SSRI wirken in zwei Bereichen (Foto: Marc Dingman, neuroscientificallychallenged.com)
Gehirn: SSRI wirken in zwei Bereichen (Foto: Marc Dingman, neuroscientificallychallenged.com)

Cambridge (pte016/09.10.2023/10:30)

Physikalische Veränderungen im Gehirn, die zu einer größeren Plastizität führen, sorgen dafür, dass selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) erst nach einigen Wochen wirken. Forscher aus Kopenhagen, Innsbruck und von der University of Cambridge haben nun erstmals wissenschaftliche Belege für diesen Vorgang bei Menschen nachgewiesen. Damit lässt sich einer der Mechanismen für die Wirksamkeit von Antidepressiva zumindest im Ansatz erklären.

Tests mit Escitalopram

Die Forscher haben mit gesunden Freiwilligen eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie durchgeführt - mit graduellen Unterschieden in Bezug auf Zellverbindungen. Das Ausmaß dieses Effekts hing von der Dauer der Einnahme der Antidepressiva ab. 17 Studienteilnehmer erhielten täglich eine Dosis von 20 Milligramm Escitalopram. Die Kontrollgruppe umfasste weitere 15 Personen, die ein Blindpräparat einnahm.

Zwischen drei und fünf Wochen nach Beginn des Experiments wurden die Gehirne mittels PET-Scan untersucht. Dabei wurde die Menge an synaptischem Vesikelprotein 2A im Gehirn sichtbar. Dabei handelt es sich um einen Indikator für das Vorhandensein von Synapsen in dem Bereich, also ein Hinweis auf eine größere synaptische Dichte. Diese Scans ließen auch deutliche Unterschiede zwischen beiden Gruppen erkennen - wie sich die Synapsendichte im Laufe der Zeit entwickelt.

Synaptische Dichte relevant

Laut Gitte Knudsen vom Copenhagen University Hospital kommt es bei Personen, die SSRI einnehmen, zur schrittweisen Zunahme der Synapsen im Neokortex und dem Hippokampus. Der Neokortex umfasst rund die Hälfte des Gehirnvolumens und ist eine komplexe Struktur, die mit höheren Funktionen wie der Sinneswahrnehmunng, Gefühl und der Kognition in Zusammenhang steht. Der Hippokampus befindet sich tief im Inneren und steht mit Gedächtnis und Lernen in Verbindung.

Knudsens Schlussfolgerungen: SSRI erhöhen die synaptische Dichte in den Gehirnarealen, die bei einer Depression eine Rolle spielen. Diese Dichte der Synapsen könnte eine Rolle bei der Wirkung von Antidepressiva spielen und ebnen damit auch neue Ziele bei der Entwicklung derartiger Medikamente. Auch steht zu vermuten, dass sich die Synapsen über einen Zeitraum von mehreren Wochen erst aufbauen. Damit wäre auch erklärt, warum eine Wirkung erst verzögert einsetzt.

(Ende)
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