pte19990814016 in Business

Fehlendes Zugehörigkeitsgefühl führt zu Depressionen

Therapie greift nur bei vorhandenem sozialem Netzwerk


Ann Arbor (pte) (pte016/14.08.1999/10:39) Das Gefühl, immer fehl am Platze zu sein, spielt im Vorfeld schwerer Depressionen eine wichtigere Rolle als andere Faktoren, so eine Studie der University of Michigan School of Nursing. http://www.umich.edu/~newsinfo/Releases/1999/Aug99/r081099a.html Zu sehr konzentrieren sich Psychologen demnach noch auf das soziale Umfeld, auf Konflikte und auf Einsamkeit - Umstände, die typischerweise mit Depression assoziiert werden, so Reg A. Williams, Mitautor der Studie. "Doch wir haben festgestellt, daß ein niedriges Zugehörigkeitsgefühl ein sehr viel stärkerer Indikator für Depression ist als das soziale Umfeld", so Williams.

Bisher gilt eine starke soziale Unterstützung als Schlüsselfaktor bei der Behandlung von Depressionen. Doch das Forscherteam aus Michigan stellte fest: unabhängig von der Stärke des sozialen Netzwerks, sprich: von der Anzahl der Freunde und der Häufigkeit der Treffen, wird eine Behandlung wenig Erfolg haben, wenn das Gefühl fehlt, "am richtigen Platz" zu sein, generell zu etwas dazu zu gehören.

Solche Patienten äußern Sätze wie: "Wenn ich morgen sterbe, kommt kaum jemand zur Beerdigung","Ich bin wie ein eckiger Klotz, der durch ein rundes Loch soll". Anders als Menschen, die sich "generell akzeptiert" fühlen, fehlt ihnen das Grundvertrauen in ihre Welt. Eine ernste depressive Störung ist charakterisiert durch anhaltend deprimierte Stimmung oder Traurigkeit, die länger als zwei Wochen anhält; auch nachlassendes Interesse an bisher üblichen Aktivitäten, Schlafstörungen, Gewichtsverlust, hyperaktives oder verlangsamtes Verhalten, gemindertes Sexualverhalten, Konzentrationsschwächen, Entscheidungsunlust und wiederkehrende Selbstmordgedanken sind typische Symptome.

Oft bekommt das Umfeld allerdings solche Veränderungen gar nicht mit, weil der Erkrankte sie zu verbergen sucht, berichtet Williams. Da sie ohnehin das Gefühl hätten, ihr Wohlergehen kümmere niemanden, versteckten sie ihre Depression: "Patienten berichten von oskarreifen Schauspielerleistungen vor ihren Freunden, bevor sie nach Hause gehen und zusammenbrechen", so Williams.

Lösungsansatz für die Therapeuten: es reicht nicht, Depressive sich in Aktivitäten stürzen zu lassen. Viel wichtiger ist es laut der neuen Studie, daß zuerst die Selbstisolierung der Patienten durchbrochen werden muß. Kein anderer Faktor führt demnach so direkt und in derart großer Anzahl zur klinischen Depression wie ein mangelndes Zugehörigkeitsgefühl.

Das Forscherteam von Williams und Professor Bonnie M. Hagerty, analysierte den Einfluß der vier Hauptfaktoren. 31 Patienten, wegen schwerer Depression in Behandlung, sowie 379 Studenten eines Community Colleges wirkten mit. Beide Gruppen befanden sich im Alterspektrum zwischen rund 20 bis rund 75 Jahren, etwas mehr als die Hälfte waren weiblich. Die Ergebnisse finden sich in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nursing Research. http://www.nursingcenter.com/journals/catch.cfm?id=AC9F81EF%2D1522%2D11D3%2D8EB0%2D0090276F330E (wsa)

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