Osterkonzert des Zürcher Orchesters "I Sinfonietti 01"
mit Schostakowitsch, Martin und Uraufführung von Boris Mersson
Zürich (pts006/18.02.2003/09:30) Am Sonntag 30. März, 17.00 Uhr findet im Grossen Tonhallesaal das vorösterliche Konzert des jungen Orchesters 'I Sinfonietti 01' statt.
Neben Werken von Schostakowitsch und Frank Martin kommt eine eigens für dieses Konzert geschriebene Komposition des Zürchers Boris Mersson zur Uraufführung.
Das Orchester "I Sinfonietti 01" wurde vor zwei Jahren vom jungen Zürcher Violonisten Georges-Emmanuel Schneider ins Leben gerufen und hat bereits mit seinem Debut-Konzert im Zürcher Opernhaus einen viel- beachteten Einstand gegeben. Es besteht aus durchwegs jungen, hoch- qualifizierten Musikern und setzt sich am bevorstehenden Tonhallekonzert wie folgt zusammen: 18 Geigen, 6 Bratschen, 4 Celli, 2 Kontrabässe, 1 Flöte, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 1 Fagot, 2 Trompeten, 1 Horn, 1 Tuba, 1 Celesta, Schlagzeug.
Unter den Orchestermusikern finden sich herausragende Solisten u.a. aus den Schulen Brandhofer, Bonvin, Hagen, Kofler, Leleu, Ozim, Quarta, Ricci, Riebel, Vlatkovic und Zisman.
I Sinfonietti 01 verstehen sich als Orchestergemeinschaft, in der Solidarität und musikalische Exzellenz aber auch Kulturaustausch, Verständigung zwischen den Generationen sowie Freude an der Kulturvermittlung besonders gepflegt werden.
Die Werke
Alle drei Werke bilden einen geschlossenen Zyklus zum Thema Leben und Tod. Schostakowitschs und Martins tiefgehende Intentionen werden dabei in Merssons Auftragskomposition noch weiterentwickelt. Was das Publikum zu hören bekommt, ist deshalb mehr als nur packende Musik, es sind in Musik gefasste literarisch-philosophische Betrachtungen über das menschliche Dasein.
" In der heutigen Zeit ist es besonders wichtig, der menschlichen Person, ihrem Werden, Sein und Vergehen mit Respekt zu begegnen", so Georges-
Emmanuel Schneider, Initiant und Produzent des Passions-Konzertes.
Carpe Diem ist der Titel von Boris Merssons' charakteristischen Stückes für Orchester'. Es wurde nach einem persönlichen Text von Georges-Emmanuel Schneider komponiert und stellt eine musikalische Fassung des Themas 'Lebenszyklus und menschliches Werden' dar.
" Ich habe Carpe Diem für Georges-Emmanuel angefertigt, wie ein Schneider einen Massanzug", so Boris Mersson.
"Polyptyque" ist das letzte, 1973 komponierte Werk von Frank Martin. Es besteht aus 6 musikalischen Bildern der Passion Jesu, welche sozusagen wörtlich in die Harmonien und Rhytmen des Komponisten einfliessen. Eine meditative, zuweilen dramatische, schicksalshafte Stimmung prägt Bild für Bild das Geschehen.
In der Sinfonie Nr. 14 von Dmitri Schostakowitsch werden 11 Gedichte von Garcia Lorca, Apollinaire, Küchelbecker und Rilke vertont. Eine höchst ungewöhnliche Besetzung bestimmt die Stimmung und Klangfarbe dieser Sinfonie: Zwei Sänger, Bass und Sopran, werden ausschliesslich von 18 Solostreichern, 1 Celesta und einem reichhaltigen Schlagzeugregister begleitet. Dies verleiht der Musik einen feinen, kontrastreichen Klang, welcher die Nuancen und Schattierungen der Gedichte exemplarisch zum Ausdruck bringt. I Sinfonietti 01 spielen die 14. Sinfonie in der russischen Originalfassung der Leningrader Uraufführung von 1969.
Einführung durch Professor Kurt Pahlen
Die Einführung in dieses eminent eindringliche Programm und die Charakteristik der einzelnen Werke übernimmt der bekannte Musikpädagoge Professor Kurt Pahlen.
Der Dirigent Kai Röhrig
Gastdirigent ist Kai Röhrig, ständiger Dirigent am Salzburger Landes- theater und Lehrbeauftragter an der Universität Mozarteum. Die Ausbildung zum Dirigenten holte er sich in Köln und Salzburg bei Michael Gielen und Dennis Russel Davis. Neben zahlreichen Assistenzen bei Claudio Abbado und Bernard Haitink, assistierte er auch bei den Bayreuther und Salzburger Festspielen sowie beim Edinburgh Festival.
Sein Dirigentenstil wurde stark geprägt von Mentor Bernard Haitink: die gezielte Zurückhaltung bewirkt grosse musikalische Intensität.
Mit seiner ruhigen, bewussten und einfühlsamen Direktion vermochte der knapp Dreissigjährige das uneingeschränkte Vertrauen des anspruchs- vollen Ensembles zu gewinnen.
Der Komponist Boris Mersson
Boris Mersson wurde 1921 in Berlin als Sohn Westschweizer Eltern russischer Abstammung geboren. Bereits mit zehn Jahren begann er seine Tätigkeit als Konzertpianist und bildete sich bei Isidor Karr in Genf und Stierlin-Vallon in Lausanne aus. Später folgte die Ausbildung zum Dirigenten bei Hermann Scherchen und Herbert von Karajan. Sein kompositorisches Werk zeichnet sich aus durch grosse Eigenständigkeit und brachte ihm zahlreiche bedeutende Auszeichnungen ein. Boris Mersson ist eine hochgeschätzte und weit über die Landesgrenzen hinaus gefeierte Schweizerische Musikerpersönlichkeit von internationalem Format.
" Boris Mersson ist eine unglaubliche Persönlichkeit. Er verfügt über eine unendliche, universale musikalische Erfahrung und erobert nun mit 82 Jahren die Zuneigung einer jungen Musikergeneration, welche bestens mit den vielen Aspekten der Neuen Musik vertraut ist," so Georges-Emmanuel Schneider.
Die Künstler
Vitalija Blinstrubyte, Sopran
Als geborene Litauerin absolvierte die Sopranistin Vitalija Blinstrubyte ihr Operngesangsstudium in Vilnus, dem weitere Studien bei L. Sukis am Mozarteum Salzburg folgten, die sie als Diplomopernsängerin abschloss.
Vitalija Blinstrubyte stellte ihr hohes gesangliches Können in zahlreichen Rezitalen u.a. in Vilnus, Stockholm, München, Mannheim, Hannover, Pforzheim, Graz, Salzburg, Wien und Meran unter Beweis und gastierte an den bedeutendsten Opernhäusern in Schweden, Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich und Tschechien; wo sie u.a. als Fiordiligi in Cosi fan tutte, Rosalinde in der Fledermaus, Leonora in Il Trovatore und Antonia in Hoffmanns Erzählungen brillierte.
Johannes von Duisburg, Bass
Geboren in Dresden, absolvierte der Bass Johannes von Duisburg sein Musikstudium in Berlin, u.a. mit Gesangsunterricht bei Dietrich Fischer Diskau. Mit 24 wurde er als weltweit jüngster Interpret von Wagners 'Fliegendem Holländer' bekannt. Es folgten zahlreiche Auszeichnungen und Preise für herausragende künstlerische Leistungen bei wichtigen Rollen.
Seit 1992 gastiert Johannes von Duisburg als vielgefragter Konzertsänger und freischaffender Solist auf Europas wichtigsten Opernbühnen, u.a. als Escamillo in Carmen, Don Giovanni, Don Pizarro in Fidelio, Scarpia in Tosca, Sarastro in der Zauberflöte und Jochanaan in Salome.
Georges-Emmanuel Schneider, Geige
1980 in Zürich geboren, wird Georges-Emmanuel Schneider schon als Kind vom Dirigenten Edmond de Stoutz in die Welt der Musik eingeführt, der ihn bald für die geigerische Ausbildung seinem Konzertmeister Zbigniew Czapczynski anvertraut. Mit 15 lernt er Ruggiero Ricci kennen. Mit 16 kommt er als ordentlicher Student der Universität Mozarteum Salzburg in dessen Klasse. Mit 20 besteht er bei Ricci mit Auszeichnung die Konzert- reife und setzt bei ihm, neben Zusatzausbildungen bei Ana Chumachenko, Igor Oistrakh und Viktor Pikaisen seine Studien bis zur voraussichtlichen Solistenreife 2004 fort. Mit 21 gründet er in Zürich das Orchester 'I Sinfonietti 01 (in Memoriam Z. Czapczynski), das 2002 sein Debut im Zürcher Opernhaus gibt.
Als Motto zu diesem Projekt gilt ein Gedanke des russischen Dichters Ostrowsky, den Schostakowitsch im Vorwort zu seiner Uraufführung wie folgt zitierte:
" Das Leben ist das wertvollste Gut des Menschen.
Nur einmal wird es ihm gegeben. Er sollte es so leben,
dass er keine ungenützten Jahre bereuen muss."
Sein tragendes Fundament verdankt dieses Projekt der grosszügigen Unterstützung durch die Sophie und Karl Binding Stiftung, die Goethe Stiftung und die Stiftung für Abendländische Besinnung, welche das Orchester seit der ersten Stunde begleitet haben.
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