Lernen mit Wiki, Weblog und Co?
Studie der Uni Salzburg belegt Potenzial des "kollaborativen Lernens"
Wien (pts020/19.11.2007/13:46) Einsatz von Web 2.0 fördert Lernmotivation und Medienkompetenz bei den SchülerInnen - Rolle der Lehrer erweitert sich vom reinen Wissensvermittler hin zum "Moderator" - Die wissenschaftliche Evaluation bewertet das Projekt Web 2.0 Klasse positiv - für einen breiteren Einsatz von Web 2.0 sind noch "Hausaufgaben" zu erledigen
Im Juni diesen Jahres starteten Telekom Austria und das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (bm:ukk) ein innovatives Pilotprojekt: An insgesamt neun österreichischen Hauptschulen arbeiteten SchülerInnen und LehrerInnen mit Social Software wie Wiki und Weblog, um Wissen und Erkenntnisse virtuell teilen zu können. Eine wissenschaftliche Untersuchung, die heute im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurde, zieht nun eine positive Bilanz.
Kollaboratives Lernen: Gemeinsam arbeiten, mehr erreichen
"Die Schüler hatten große Freude daran, im Team an einer gemeinsamen Aufgabe zu arbeiten. Der Einsatz von Web 2.0 führte so zu einer höheren Lernmotivation und letztendlich zu einem größeren Lernerfolg", so Prof. Dr. Ingrid Paus-Hasebrink, Leiterin der Abteilung für Audiovisuelle Kommunikation am Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg. "Analog bewertete die Mehrzahl der Schüler und Schülerinnen das Projekt Web 2.0-Klasse besser als die Schule im Allgemeinen."
Weiters bestätigten alle beteiligten LehrerInnen, dass die Medienkompetenz der SchülerInnen durch die Arbeit im Internet maßgeblich gestärkt wurde - so haben sie zum Beispiel gelernt, die Qualität von Informationen zu beurteilen und Gefahren besser einzuschätzen. "Im privaten Bereich nutzen Jugendliche Computer & Co. gerne und oft - diese Affinität konnte nun für den Unterricht genutzt werden. Gleichzeitig haben sie unter pädagogischer Anleitung gelernt, mediale Angebote richtig zu nutzen", so Rudolf Fischer, Generaldirektor Telekom Austria TA AG.
Mit Web 2.0 vom Wissensvermittler hin zum Moderator
Für die LehrerInnen allerdings barg das Projekt nicht nur positive Aspekte, denn sie mussten ihre Lehrmethode radikal umstellen: "Das Arbeiten mit Web 2.0 war nicht nur für unsere SchülerInnen, sondern auch und gerade für die Lehrenden eine Herausforderung", so Hannes Thomas, MAS, MSc, Direktor der Hauptschule Jennersdorf im Burgenland. "Wir mussten uns von der traditionellen frontalen Wissensvermittlung verabschieden und zu einer Art Moderator werden." Die Lehrer entwickelten sich zum "Supervisor", der nur eingreift, wenn es nötig ist. Dadurch konnten sie jedoch vermehrt pädagogisch tätig werden, denn sanfte Anleitung und Hilfestellung waren verstärkt gefragt.
"Unser Pilotprojekt hat gezeigt, dass Web 2.0 erfolgreich im Unterricht eingesetzt werden kann", so Paus-Hasebrink. "Es muss jedoch noch viel geschehen, damit diese Medien fest im Lehrplan verankert werden können." So wünschen sich die beteiligten Lehrenden eine Änderung der Unterrichts-Struktur, die mehr Freiräume für projektorientiertes Arbeiten lässt. Zudem müsse es möglich werden, Projekte nicht mehr als Einzelperson, sondern in einem interdisziplinären Lehrerteam durchführen zu können. "Wenn dann auch noch der Umgang mit neuen Technologien in der Lehrer-Ausbildung berücksichtigt wird, ist ein breiterer Einsatz von Web 2.0 durchaus denkbar und wünschenswert."
"Web 2.0 fordert die Schule heraus und unterstützt pädagogisch wertvolle Aspekte wie eigenverantwortliches Arbeiten, Teamorientierung und Kommunikationsverhalten", so MR Mag. Helmut Stemmer, Leiter der Abt. I/9 des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (bm:ukk). "Für die Schulorganisation bedeutet das, dass über schulinterne Abläufe wie die Länge von Unterrichtseinheiten nachgedacht werden muss. Für das Bildungssystem müssen neue Ausbildungsszenarien und geeignete Weiterbildungen für Lehrkräfte entwickelt werden. Wenn alle von diesem Prozess betroffenen selbst Veränderungen mit gestalten können, kann das enorme Potential von Web 2.0 für unser Schulsystem - das bestehende wie auch das im Entstehen befindliche (Neue Mittelschule) - befruchtend wirken."
Wiki als Lernplattform, Weblog als Forschungstagebuch
Am Pilotprojekt hatten sich neun österreichische Hauptschulen aus sechs Bundesländern beteiligt. Die gemeinsame Aufgabenstellung lautete "Die Nationalparks Österreichs" - die SchülerInnen untersuchten individuelle Fragestellungen zu ihrem nächst gelegenem Nationalpark und stellten die Ergebnisse im zentralen Wiki unter www.web20klasse.at ins Internet. Neben Projektberichten in Textform konnten die SchülerInnen auch Fotos auf dem Wiki der Öffentlichkeit zugänglich machen, teilweise wurden auch Filme auf YouTube eingestellt. Die betreuenden LehrerInnen führten auf dem Weblog www.web20klasse.weblife.at ein Forschungstagebuch. Hier konnten sie das Projekt dokumentieren, aber auch Fragen oder Tipps einstellen.
Folgende Schulen beteiligten sich an der "Web 2.0 Klasse": Hauptschule Weitersfeld, Hauptschule Admont, Hauptschule Reichraming, Hauptschule Bramberg im Pinzgau, Hauptschule Winklern Spital an der Drau, Hauptschule Pamhagen, Hauptschule Jennersdorf, Hauptschule Orth an der Donau und Hauptschule Illmitz.
(Ende)Aussender: | Telekom Austria TA AG |
Ansprechpartner: | Mag.a Sigrid Bachinger, MBA |
Tel.: | 059 059-1-11011 |
E-Mail: | sigrid.bachinger@telekom.at |