pts20080519041 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Gemeinsam die medizinische Versorgung von Kindern mit Krebs verbessern

Internationales Symposium in Wien im Rahmen von "Forschen heilt Krebs"


Wien (pts041/19.05.2008/17:27) Bei einem dreitägigen Symposium, das vom 15. bis 17. Mai im Billrothhaus in Wien stattfand, trafen sich über dreißig europäische Kinder-Krebs-Experten. Die Veranstaltung wurde von der St. Anna Kinderkrebsforschung im Rahmen des Kommunikations-Projektes "Forschen heilt Krebs" organisiert. Diese Initiative wird von der Europäischen Kommission für zwei Jahre gefördert.

Krebserkrankungen bei Kindern nehmen eine besondere Position in der Onkologie ein. So kommen typische pädiatrische Krebsarten, wie etwa bestimmte Leukämien und spezielle Formen von Gehirntumoren, ebenso wie das Neuroblastom, ein Tumor des sympathischen Nervensystems, oder ein Augentumor namens Retinoblastom, bei Erwachsenen nicht vor. Weiters liegt die Heilungsrate bei Kindern dank intensiver Labor- und klinischer Forschung bei mehr als 75 Prozent (siehe Abbildung der Überlebensraten).

In Österreich werden jährlich rund 250 neu erkrankte Kinder, in Deutschland cirka 2000 neue Fälle registriert. Aufgrund der geringen Zahlen gibt es für krebskranke Kinder und Jugendliche nur wenige zugelassene Medikamente. Die Ärzte müssen somit auf Therapeutika zurückgreifen, die für Erwachsene entwickelt wurden.

"Diese so genannte off-label Anwendung von Medikamenten nutzen Ärzte bereits seit vielen Jahren mit angepasster Dosierung und in veränderten Kombinationen", erklärte Univ.-Doz. Dr. Michael Dworzak, Oberarzt am St. Anna Kinderspital und Partner der EU-Initiative.

Noch in den 1960er Jahren lagen die Heilungsraten für krebskranke Kinder und Jugendliche bei unter 20 Prozent. Die rasanten Erfolge sind ausschließlich das Resultat der ständig verbesserten Therapieprotokolle, des genauen Beobachtens und Dokumentierens der einzelnen Fälle und der internationalen Vernetzung der Kinder-Krebs-Experten.

Die Entwicklung neuer Medikamente für krebskranke Kinder und Jugendliche spielte in der Vergangenheit keine tragende Rolle. "Um die Heilungsraten weiter zu verbessern, möchten wir insbesondere im Bereich neuer Medikamente Fortschritte erzielen", betonte Prof. Gilles Vassall, Kinder-Krebs-Experte aus Frankreich.

Was sich über viele Jahre in der Kinder-Krebs-Heilkunde und -Forschung zum Standard entwickelt hat, steht gegenwärtig im Zentrum intensiver Debatten. Eine Direktive der EU aus dem Jahr 2004 erschwert die Arbeit der pädiatrischen Onkologen. Die Direktive versucht Patienten in klinischen Studien zu schützen, aber stellt einen wesentlichen finanziellen und organisatorischen Mehraufwand dar, der von der pädiatrischen Onkologie nicht geleistet werden kann.

Ein weiteres Hemmnis ist, dass die Regelungen nicht in allen EU-Staaten identisch sind, was die wichtige internationale Zusammenarbeit zwischen den Fachleuten erschwert.

Die Teilnehmer des Symposiums resümmierten, dass die verschiedenen Fachgebiete der Kinderkrebsforschung in Europa künftig noch enger koordiniert und gemeinsame Strategien entwickelt werden müssen, um für verbesserte Regelungen einzutreten.

Ähnliches gilt für das Erproben und die Einführung neuer Medikamente, für die es noch keinerlei Erfahrungswerte bei Kindern gibt. Sie bergen die Chance für Therapien mit geringeren Nebenwirkungen. Sie sollen auch helfen, jene Kinder erfolgreich zu behandeln, deren Krebs-Erkrankungen noch immer als unheilbar einzustufen sind. "Einem Viertel der krebskranken Kinder können wir nicht helfen", erklärte Prof. Helmut Gadner, Leiter der St. Anna Kinderkrebsforschung, Koordinator des EU-Projektes und Symposiums-Gastgeber.

"In den letzten drei Tagen wurde deutlich, dass wir für eine höhere Transparenz unserer Arbeit sorgen müssen, sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei den zuständigen Behörden", so Gadner. "Für uns bedeutet das, dass wir gemeinsam unsere wichtige Arbeit fortsetzen und gleichzeitig für idealere Bedingungen für die Krebsmedizin bei Kindern eintreten müssen." Diese Anliegen soll die Initiative "Forschen heilt Krebs" der breiten Öffentlichkeit mit zahlreichen Aktionen kommunizieren.

(Ende)
Aussender: St. Anna Kinderkrebsforschung
Ansprechpartner: Sandra Brezina-Krivda
Tel.: +43(1)40470-4450
E-Mail: sandra.brezina@ccri.at
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