pte20090828003 Bildung/Karriere, Kultur/Lifestyle

Kinder nach Grundschule oft unterfordert

Studie: Schultyp entspricht häufig nicht den Fähigkeiten


Nach dem Schulwechsel sind Kinder häufig unterfordert (Foto: pixelio.de/Schütz)
Nach dem Schulwechsel sind Kinder häufig unterfordert (Foto: pixelio.de/Schütz)

Berlin (pte003/28.08.2009/06:05) Obwohl sie in der Grundschule gute Noten erzielt haben, besuchen Kinder, deren Eltern keine Akademiker sind, oft die Hauptschule. Das zeigt eine aktuelle Erhebung von Bildungsexperten des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) http://www.wzb.eu und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung http://www.diw.de . Von 900 Kindern, die von den Forschern repräsentativ beobachtet wurden, besuchte jedes sechste einen Schultyp, der unterhalb des individuellen Leistungsniveaus lag. Für manche Hauptschüler wäre sogar der Besuch eines Gymnasiums möglich gewesen. Geschlechtsspezifische Unterschiede traten dabei kaum auf.

Der Wechsel von der Grundschule in die weiterführende Schule ist ein besonders wichtiger Moment in der Bildungskarriere, erklärt WBZ-Studienleiter Johannes Uhlig im pressetext-Interview. "Diese Entscheidung kann das weitere Leben in hohem Maß prägen, da später die Chancen zu einem Schulwechsel sehr klein sind und für eine akademische Karriere oft nur mehr der zweite Bildungsweg bleibt", so der Sozialforscher. Seien Kinder aufgrund der Schulwahl im Unterricht unterfordert, könnten dabei Bildungschancen vergeben werden und individuelle Talente verkümmern. "Für die Gesellschaft, die immer zu einer Wissensgesellschaft wird, ist das fatal."

Warum trotz guter Noten in der vierten Schulstufe oft auf einen den Fähigkeiten entsprechenden Schultyp verzichtet wird, will Uhlig in weiteren Forschungen feststellen. "Einerseits lässt sich beobachten, dass Eltern mit akademischer Bildung ihre Kinder stets ins Gymnasium gehen lassen, falls diese nicht durch besonders auffälliges Verhalten wie etwa besonders schlechte Noten zeigen." Bisherige Theorien gehen davon aus, dass sich Nicht-Akademiker bei der Schulwahl für ihre Kinder häufig am eigenen Umfeld orientieren und dadurch den Effekt verstärken. Zudem könnten Eltern auch vor den entstehenden Bildungskosten durch den späteren Arbeitseinstieg der Kinder zurückschrecken. "Akademiker kennen die Anforderung des Gymnasiums oder der Realschule besser und wissen, dass sie schaffbar sind, zudem schätzen sie den Nutzen der Bildung wahrscheinlich auch anders ein", so der Berliner Bildungsforscher.

Die Entscheidung für den Schultyp lastet allerdings nicht allein auf den Eltern. Wichtig ist auch das Zusammenspiel mit dem Lehrer der Grundschule, der den Schülern am Ende der Grundschule eine Bildungsempfehlung gibt. "Kollegen konnten zeigen, dass auch hier soziale Faktoren eine Rolle spielen. Geht die Empfehlung bei hervorragenden Noten zwar immer in Richtung Gymnasium, raten die Lehrer bei immerhin guten Noten bei Akademikerkindern weit eher dazu als bei Arbeiterfamilien, trotz gleicher Leistung. Die Einschätzung, welche familiäre Unterstützung das Kind für seine weitere Bildung erhält, spielt dabei offensichtlich eine Rolle", erklärt Uhlig.

(Ende)
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