Forscher finden Hinweise auf Wahlmanipulation
Unregelmäßigkeiten bei Auszählung der Bundestagswahlen von 1990 bis 2005
Wahlzettel: Unregelmäßigkeiten entdeckt (Foto: aboutpixel.de/Hans-Jörg Nisch) |
Köln (pte024/05.05.2011/16:35) Bei den Bundestagswahlen von 1990 bis 2005 entdecken Christian Breunig und Achim Goerres von der Universität Köln www.uni-koeln.de wohlmögliche Manipulationen. Die beiden Politikwissenschaftler haben die über 80.000 Wahlbezirksergebnisse jeder der fünf Bundestagswahlen auf Fehler untersucht. Sie benutzten Benfords Gesetz aus der Statistik. Dieses Gesetz besagt, dass die Ziffern 0 bis 9 bei Zahlen ungleiche Häufigkeiten aufweisen. Beispielsweise kommt die 0 an der zweiten Stelle einer Zahl häufiger vor als die 9.
Wenn bei einer Wahlauszählung etwas falsch läuft - sei es durch Betrug oder Schlamperei, schlägt der Test auf Benfords Gesetz Alarm. "Die Studie ist wie ein Fieberthermometer und wir haben an einigen Stellen Fieber entdeckt", sagt Goerres im Interview mit pressetext. Welche "Krankheit" hinter dem Fieber steckt, können die Forscher nicht ermitteln. Die Analysetechnik erlaubt es nicht, den Grund für die Unregelmäßigkeit aufzuzeigen. Sie kann auch nicht anzeigen, ob gewisse Parteien durch die Fehlrechnung bevorzugt oder benachteiligt wurden.
Wahlhelfer könnten manipulieren
Dass es sich um eine großangelegte Manipulation aus einer Parteiführung handeln könnte, schließt Goerres aus. Denn: Die Erststimmenergebnisse wiesen bei über 1500 Wahlkreistests nur wenige Unregelmäßigkeiten auf. Allerdings zeigte sich bei der Prüfung der Zweitstimmenergebnissen bemerkenswerte Muster bei den Irreführungen: Je dominanter eine Partei in einem Bundesland war, desto eher kam es zu einer Verletzung des Benfordschen Gesetzes.
In Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern, in denen die Wahlen zu Gunsten von SPD, CDU und CSU ausgingen, analysierten die Forscher mehrere Verletzungen der demokratischen Wahl. Dies könnte mit einer parteiischen Zusammensetzung der Wahlhelfer zusammenhängen. "Wir haben keinen Wahlbetrug nachgewiesen, nur Indizien gefunden, die Unregelmäßigkeiten aufweisen", sagt der Politologe.
Je dominanter eine Partei in einem Gebiet sei - wie etwa die CSU in Bayern - desto parteiischer könne der Pool der potenziellen Wahlhelfer sein. Normalerweise ist es vorgesehen, dass die Wahlhelfer mit unterschiedlichen Parteienneigung in einem Lokal helfen. Nur finden die Parteien immer weniger Freiwillige, die bei den Wahlen mit anpacken. So kann es sein, dass sämtliche Wahlhelfer an einem Ort eine Partei favorisieren und auch mal ein Auge zudrücken, wenn einer auf die Idee kommt, Stimmen fälschlich zu zählen.
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