Menschliches Gehirn lernt durch feine Details
Nicht viel sondern detailreiches Wissen macht Menschen zu Experten
Wein: Feine Details machen zum Experten (Foto: aboutpixel.de/Gerd Gropp) |
Berlin (pte004/16.05.2011/06:15) Experte auf einem Gebiet wird man nicht etwa durch die Verarbeitung von immer mehr Wissen, sondern durch die Fähigkeit, Feinheiten zu unterscheiden. Das haben Wissenschaftler der Charité - Universitätsmedizin Berlin, des Bernstein Zentrums Berlin, des Exzellenzclusters NeuroCure und der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg ermittelt. Sie konnten auch orten, welche Gehirnregionen aktiv sind, wenn man seine Wahrnehmung schult.
Warum erkennen Weinkenner beim ersten Schluck die Eigenschaften einer Traube? Wie können Künstler auch winzige Farbabweichungen erkennen? Und warum können Blinde feinste Oberflächenstrukturen erfühlen? "Lange Zeit hat man gedacht, dass bestimmte Menschen mehr Informationen aufnehmen können - jetzt weiß man: Es kommt offensichtlich auf die Verarbeitung an", sagt Johannes Faber, Sprecher des Bernstein Zentrums Berlin http://www.bccn-berlin.de in einem Gespräch mit pressetext.
Lernvorgang findet auf Wahrnehmungsebene statt
Die Forscher haben am Beispiel visueller Reize untersucht, wie sich die Hirnaktivität im Laufe eines Lernprozesses verändert. Dafür maßen sie Änderungen der Nervenzellaktivität im Gehirn mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie. "Die große Frage war: Kann der Experte mehr Informationen herausziehen und verarbeiten? Oder verarbeitet er die Information bessern?", erklärt Faber.
"Die fMRT-Messungen zeigten deutlich, dass die Aktivität im Sehzentrum während des gesamten Lernvorgangs gleich blieb", erklärte John-Dylan Haynes, Leiter der Studie. Eine Region im präfrontalen Kortex, wo anspruchsvollere Aufgaben verarbeitet werden, wurde stetig aktiver. Daraus schlossen die Forscher, dass der Lernvorgang auf der Ebene der Entscheidungsfindung stattfindet.
"Wenn sich unsere Wahrnehmung beim Lernen schärft, dann liegt dies nicht so sehr daran, dass mehr Information das Gehirn erreicht", folgerte Professor Haynes. Stattdessen lernen Menschen, mit der gegebenen Information immer mehr anzufangen. Menschen sehen nach und nach in Bildern Details, die uns zu Beginn nicht bewusst sind. "Wie schnell die Details wahrgenommen werden, ist von Mensch zu Mensch und von Aufgabe zu Aufgabe unterschiedlich", sagt Faber.
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