pte20110516015 Medizin/Wellness

Neue Therapie für Missbrauchsopfer entwickelt

Gefühl des Beschmutzt-Seins quält oft noch lange nach der Tat


Dusche: Oft mehrmals täglich (Foto: aboutpixel.de/Rainer Sturm)
Dusche: Oft mehrmals täglich (Foto: aboutpixel.de/Rainer Sturm)

Frankfurt (pte015/16.05.2011/13:10) Opfer von sexualisierter Gewalt fühlen sich noch jahrelang nach dem schrecklichen Erlebnis beschmutzt. "Der eigene Körper wird als ekelerregend erlebt", erklärt Kerstin Jung, von der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe-Universität http://www.uni-frankfurt.de , im Gespräch mit pressetext. Die Psychologin hat mit ihrer Kollegin Regina Steil eine Therapie entwickelt, die dieses Beschmutzt-Sein behandelt.

Nach nur drei Sitzungen konnten die Forscherinnen bereits Erfolge erzielen. "Ich fühle mich dreckig, besudelt - als würde eine dicke Kruste aus Schmutz meinen Körper bedecken", beschreibt eine Frau ihr Körpergefühl. Um dieses Gefühl los zu werden, duscht die 33-Jährige mitunter mehrmals am Tag mit heißem Wasser. Das Gefühl, beschmutzt zu sein, kennt sie seit vielen Jahren. Es geht zurück auf einen sexuellen Missbrauch durch den eigenen Vater vom achten bis zum 14. Lebensjahr.

Einsatz von Desinfektionsmitteln

"Oftmals ist nach einem Missbrauch das Selbstwertgefühl der Opfer massiv beeinträchtigt, aber auch die Beziehungen zu anderen Menschen", berichtet Jung. So befürchteten Missbrauchsopfer, man könne den Dreck an ihnen sehen oder riechen. Bisweilen setzten die Betroffenen harte Reiniger oder Desinfektionsmittel ein, um sich von dem belastenden Gefühl zu befreien. Andere waschen sich gar nicht, weil sie den direkten Kontakt mit ihrem verunreinigten Körper ekelerregend finden.

"Zu Beginn unserer Arbeit haben wir betroffene Frauen im Internet recherchieren lassen, wie häufig sich Hautzellen erneuern ", sagt Steil. Allein die Information, dass sich Haut alle vier Wochen erneuert und nicht mehr dieselbe ist, die vom Täter berührt wurde, hätten viele Frauen als sehr entlastend erlebt.

Die Studie der beiden Psychologinnen kam zu dem Ergebnis, dass die Methode nicht nur das Symptom des Beschmutzt-Seins reduziert, sondern auch eine positive Rückwirkung auf die Bewältigung des Traumas hat. "Insbesondere ungewollte, belastende Erinnerungen an die traumatische Situation wurden mitunter deutlich verringert", erklärt Steil. Dennoch sei die Methode nur ein Baustein in der Traumatherapie. "Es ändert nichts daran, dass belastende Erinnerung kommen oder der Kontakt zu Männern Belastungen auslösen", sagt Jung.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Oranus Mahmoodi
Tel.: +49-30-29770-2519
E-Mail: mahmoodi@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|