pte20110518017 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Wirtschaftsspionage: Deutsche Firmen unvorbereitet

Experten sehen großes Gefahrenpotenzial


Spionage: Oft eigene Mitarbeiter beteiligt (Foto: aboutpixel.de/Gerd Gropp)
Spionage: Oft eigene Mitarbeiter beteiligt (Foto: aboutpixel.de/Gerd Gropp)

Berlin (pte017/18.05.2011/12:50) China, Osteuropa, den USA und Russland sind jene Länder, von denen Attacken zum Zweck von Wirtschaftsspionage und Datenklau auf deutsche Firmen ausgehen. Das ergab eine Befragung von Ernst & Young, dem internationalen Beratungsunternehmen. Zwei Drittel der befragten Unternehmen sehen eine zunehmende Bedrohung. Allerdings sehen sie sich derzeit auf der sicheren Seite: 38 Prozent schätzen die Bedrohung für ihr eigenes Unternehmen im Moment gering ein.

Dass sich so viele Firmen gegen Wirtschaftsspionage geschützt fühlen, findet Stefan Heißner, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei Ernst & Young, "fern der Realität". Für ebenso wenig realistisch hält er es, dass nur acht Prozent der Befragten meinen, in den vergangenen drei Jahren Ziel von Spionageangriffen gewesen zu sein. "Die Mehrheit der Unternehmen hat noch gar keine Sensibilität für dieses Risiko", sagt er gegenüber pressetext.

Oft genügt menschliche Eitelkeit

Denn Datenklau und Wirtschaftsspionage bedürften nicht einmal nur kriminelle Methoden. "Oft genügt die schlichte menschliche Eitelkeit", sagt Heißner und wundert sich über die Mengen an Knowhow, die manche Mitarbeiter in Vorträgen auf Kongressen oder in Zeitschriftenartikeln preisgeben. Manche Mitarbeiter erteilten aus reiner Höflichkeit bereitwillig Auskünfte zu sensiblen Themen.

Das größte Gefahrenpotenzial liegt aber in der eigenen Belegschaft. Mitarbeiter werden zu Tätern, wenn sie sich persönlich bereichern möchten. Einige verfolgen das Ziel, sich an dem alten Arbeitgeber zu rächen. Andere machen sich mit den Kundendaten ihrer Arbeitgeber als deren Konkurrenten selbstständig. Wirtschaftsspionage wird im Drittel der Fälle nur zufällig entdeckt.

IT-Sicherheit ist nicht alles

Nur 35 Prozent der Unternehmen verfügen über ein internes Kontrollsystem. Selbst im Kernbereich des Datenklaus, in der Informationstechnik, scheine der gefühlte Sicherheitsbedarf noch recht gering zu sein, sagt Heißner. Zwar setzten die meisten Unternehmen Firewalls, Passwortschutz ein. "IT-Sicherheit ist aber nicht alles", sagt Heißner. In der Studie geben zwar 94 Prozent der Unternehmen an, ihre Arbeitsverträge mit Geheimhaltungsver- pflichtungen zu versehen. Allerdings seien die schützenswerten Informationen selten klar definiert, gibt Heißner zu bedenken.

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