Amerika sitzt auf Schuldenberg
Washington (pts012/28.07.2011/11:30) Jüngsten Meinungsumfragen zufolge spielt bereits mehr als ein Drittel der Deutschen mit dem Gedanken, Teile des Ersparten in krisensichere Werte anzulegen. Dabei werden immer wieder Gold aber auch andere wertbeständige Sachwerte genannt. Zu groß ist mittlerweile die Angst vor der nächsten Krise. Die Weltwirtschaft erscheint Vielen derzeit wie ein Pulverfass. Und die Schuldenkrise der USA könnte dieses Pulverfass zur Explosion bringen. (Leitartikel von Benno Griesheimer für wirtschaftsnachrichten.org.)
Auch die letzte große Finanzkrise, die noch nicht lange vorbei ist, begann in den USA und erschütterte anschließend die gesamte Finanzwelt. Nun scheint es wieder einmal Spitz auf Knopf zu stehen. Demokraten und Republikaner müssen einig werden über noch mehr Schulden für die ohnehin gigantisch verschuldeten USA. Die verbindliche Schuldengrenze von 14,3 Billionen Dollar, das sind 14.300 Milliarden Dollar (!) wurde bereits im Mai 2011 geknackt. Und es ist keine Besserung in Sicht. Die meisten Finanzexperten sind sogar überzeugt, dass die US-Schuldenlast weiter steigen wird. Sollten die USA ihre Schuldenobergrenze nicht weiter anheben, könnte der Regierung der USA sehr schnell die Zahlungsunfähigkeit bescheinigt werden. Das hätte unabsehbare Folgen für die internationalen Finanzmärkte und die Weltwirtschaft.
Und Wirtschaftsweise in aller Welt fragen sich besorgt: Wo ist ein Konzept erkennbar, wie die USA aus der gigantischen Schuldenfalle herauskommen wollen? Selbst Präsident Barack Obama spricht öffentlich von der Gefahr einer "gefährlichen Wirtschaftskrise", falls sich Demokraten und Republikaner nicht auf ein tragfähiges Konzept einigen sollten. Aber selbst die Einigung der beiden großen US-Parteien würde das Grundproblem der gigantischen US-Staatsschulden nicht lösen. Denn die US-Staatsschulden werden voraussichtlich weiter wachsen, ohne dass Aussicht besteht, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft durch sprudelnde Steuereinnahmen die immensen Staatsschulden dämpfen könnte. Die Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft entwickelt sich nicht derart positiv, dass sie kurz- und mittelfristig zur Lösung der US-Schuldenkrise einen berechenbaren Beitrag leisten könnte.
Die US-Wirtschaft hat in den letzten Jahren in einigen Sektoren partiell an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Dies verschärft die US-Situation zusätzlich und gibt nur wenig Aussicht auf eine Konsolidierung der derzeitigen Schuldenpolitik für den US-Staatshaushalt. Und der Wille zu deutlichen Steuererhöhungen oder drastischen Kürzungen der Militärausgaben ist bisher bei keinem der politischen Machtblöcke in den USA wirklich erkennbar.
Finanzexperten an den Börsen sprechen angesichts der Ausdehnung der US-Krisengefahr auf die Finanzmärkte bereits von einer drohenden Depression. Das könnte erneut auch deutsche Geldinstitute und Anleger in Schwierigkeiten bringen. Besonders hart aber würde eine neue Finanzkrise die finanziell instabilen Euro-Länder treffen. Denn diese Länder brauchen in den nächsten Jahren dringend frisches Geld. Das wäre in einer neuen großen Finanzkrise wohl kaum noch zu bezahlbaren Zinsen zu erhalten. Und wieder bestünde die Gefahr, dass die europäischen Steuerzahler dafür solidarisch einspringen müssten, mit Deutschland an der Spitze. Und letztlich würde ein solches Einspringen irgendwann auch zu stärkeren inflationären Tendenzen führen. Die US-Schuldenpolitik müsste dann indirekt vom deutschen Steuerzahler geschultert werden. Denn es ist zu erwarten, dass die deutsche und die französische Regierung so reagieren werden, wie bei der ersten Finanzkrise: Zusätzliche Rettungsschirme für angeschlagene deutsche Finanzeinrichtungen und insolvenzbedrohte europäische Nachbarn wären die Folge.
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