Vertieftes Lernen wird verbessert durch interdisziplinäre Forschung
3. Jahrestagung zur Forschung der Pädagogischen Hochschulen im Verbund Nord-Ost
Baden (pts047/11.04.2019/18:20) Um "deeper learning", also nachhaltiges, vertieftes Lernen, drehte sich die dritte Jahrestagung der Forschung am Mittwoch an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich. Der deutsche Sprachwissenschaftler und Pädagoge Oliver Meyer von der Johannes Gutenberg Universität in Mainz zeigte auf, wie vertieftes Lernen interdisziplinär erforscht und dadurch gefördert werden kann.
"Wie kann ich einem Lerner zu einem besseren Verständnis verhelfen?" - diese Frage stellt Oliver Meyer an den Beginn seiner Keynote. Und sie stand auch am Beginn seiner Forschungstätigkeit zum Thema "deeper learning". Eine seiner wesentlichen Erkenntnisse dabei: Vertieftes Lernen kann nur durch interdisziplinäre Forschung erfasst werden. "Wir mussten ganz stark in die Grenzgebiete gehen zwischen unseren Disziplinen. Das ist nicht angenehm, weil wir ja täglich Experten sein müssen für alles", so Meyer.
Was ist "deeper learning"?
Beim vertieften Lernen gehe es darum, zu erkennen, was hinter dem Wesen eines bestimmten Faches steckt, was ein Fach eigentlich ausmacht. Erst dann könne Detailwissen von einer Situation auf eine andere Situation übertragen werden, ist Meyer überzeugt. Zwar stehe am Anfang natürlich auch oberflächliches Lernen, die Begegnung mit Fakten, die unerlässlich ist, um vertieftes Wissen aufzubauen. Dann gehe es aber in einem zweiten Schritt darum, Unterrichtsformen zu entwickeln, die es den Lernern erlauben, zu abstrahieren, Muster zu finden. "Dann müssen wir dafür sorgen, dass diese Muster so stabil werden, dass sie sich auf neue Situationen übertragen lassen. Das funktioniert nur in einem Unterricht, in dem viel gehandelt und diskutiert wird", so Meyer.
Ergebnisse sollen den Beforschten zugutekommen
Der Rektor der PH NÖ, Erwin Rauscher, geht in seinen Begrüßungsworten von der den Kindern angeborenen Forscherfreude aus. Zu staunen, das gehöre zum Wesen eines Kindes: "Es staunt, weil sich ihm alles je neu auftut, wundersam auftut. Kinder, die nicht mehr neugierig sind, sie haben das Staunen verlernt und verzweifeln - oder sie werden fanatisch". In diesem Sinne sieht Rauscher in der Neugierde und in der Forschung die notwendige Gegenkraft, um blinden Fanatismus zu stoppen. "Forschen entsorgt das Unerklärliche. Wer nicht forscht, der muss glauben ... oder - noch schlimmer - er glaubt zu wissen", so Rauscher.
Professionsorientierung und Berufsfeldbezogenheit in der Forschungsarbeit der Pädagogischen Hochschule bedeuten für ihn, dass bei allen Forschungsbemühungen in den pädagogischen Feldern das herzustellende Vertrauen der Beforschten als Betroffene im Mittelpunkt stehen sollte: "Einfacher gesagt: Die Ergebnisse und Erkenntnisse unserer Hochschulforschung sollen vorrangig den Beforschten zugutekommen und erst zweitrangig den Forschenden".
Arbeitsgruppen
Im zweiten Teil des Forschungstages stellten die Forschenden aus den unterschiedlichen Pädagogischen Hochschulen des Verbundes ihre aktuellen Forschungsvorhaben vor und entwickelten Möglichkeiten zur Kooperation bei einzelnen Forschungsprojekten. Andreas Schnider, der Vorsitzende des Qualitätssicherungsrates, fasste abschließend die Ergebnisse dieser Arbeitseinheiten zusammen.
Über den Tag der Forschung
Der Tag der Forschung findet jedes Jahr in einer dem Hochschulverbund Nord-Ost angehörenden Hochschulen statt, im kommenden Jahr an der Pädagogischen Hochschule Wien. Zum Verbund Nord-Ost gehören neben der Pädagogische Hochschule Niederösterreich, die Pädagogische Hochschule Wien, die Kirchlich-pädagogische Hochschule Wien/Krems, die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik sowie die Universität Wien.
Aussender: | Pädagogische Hochschule Niederösterreich |
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