pte20090518018 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Britische Pubs stemmen sich gegen Massensterben

Geplagte Branche zählt sechs Kneipen pro Tag weniger


Britischen Pubs droht Massensterben (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)
Britischen Pubs droht Massensterben (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)

London (pte018/18.05.2009/11:40) Die britische Gastronomie ist nicht nur aufgrund der schweren Folgen der Wirtschaftskrise von einem Massensterben bedroht. Darüber hinaus haben hausgemachte Probleme deutliche Spuren in der Pub-Landschaft hinterlassen. Wie die Welt berichtet, wurden auf der Insel allein im Vorjahr rund 2.000 der traditionellen Kneipen geschlossen, was einen Verlust von 20.000 Arbeitsplätzen zur Folge hatte. Setzt sich das Branchensterben in dem Tempo fort, existiert der Lokaltyp Pub im Jahr 2037 nicht mehr. So schließen dem Verband British Beer and Pub Association http://www.beerandpub.com zufolge pro Tag sechs Betreiber ihre Pforten. Der Bier-Absatz sei so gering wie seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren nicht mehr. Mit Preisdumping und Marketing-Aktionen wollen die Wirte Gäste locken und die Krise trotz Kreditknappheit, hohen Steuerlasten und Konsumflaute überstehen.

"In der Gastronomie ist es meist fraglich, ob die nötige Finanzkraft vorhanden ist, um die Krise trotz niedrigerer Margen durchzustehen", meint Andreas Jörg Scheuerle, Leiter des Sachgebiets Europäische Konjunktur und Branchenanalysen bei der DekaBank http://www.dekabank.de , im Gespräch mit pressetext. Eine Grenze sei dabei schnell erreicht. Angesichts ausbleibender Besucher drosseln die britischen Pubs ihre Preise dennoch deutlich und verkaufen ein Pint Bier derzeit um bis zu 50 Prozent billiger als vor der Krise. "Wenn sich die privaten Haushalte in einer wirtschaftlichen Krise befinden, wächst das Bedürfnis der Verbraucher, Geld zur Seite zu legen. Auf Luxus wie etwa Restaurantbesuche wird dann gerne verzichtet", erklärt Scheuerle. In Frankreich soll der Konsumflaute etwa mit einer geplanten Reduzierung der Mehrwertsteuer gegengesteuert werden. Ebenso sei die weitere Entwicklung der britischen Gastronomiekrise von den Maßnahmen der dortigen Regierung abhängig.

Dabei führen die Pubs ihre wirtschaftlichen Probleme nicht zuletzt auf die britische Politik zurück. So seien allein innerhalb des Vorjahres zwei Steuererhöhungen auf Bier erfolgt. Während etwa Einzelhändler die höheren Belastungen durch den Verkauf anderer Produkte kompensieren können, besteht diese Möglichkeit bei Kneipenbetreibern nur in begrenztem Ausmaß. Der Branche habe die 18-prozentige Erhöhung 2008 Mehrkosten in Höhe von rund 520 Mio. Pfund beschert. Ökonomen von Oxford Economics nach könnten die Steuererhöhungen zum Verlust von bis zu 75.000 Arbeitsplätzen führen. Darüber hinaus wirke sich das Rauchverbot in Gastronomiebetrieben negativ auf die Umsätze der Wirte aus. Im Zuge der Krise hätten die Banken außerdem restriktivere Auflagen bei der Kreditvergabe eingeführt.

Durch die Aktion "Pub is the hub" (Der Pub ist der Mittelpunkt) soll den Pub-Betreibern der Zugang zu günstigen Krediten zwar erleichtert werden. Dem Branchensterben konnte sie bislang jedoch keine Abhilfe schaffen. Dem Internationalen Währungsfonds zufolge wird Großbritannien 2009 stärker von der Wirtschaftskrise getroffen als jede andere westliche Volkswirtschaft. Während die Arbeitslosigkeit steigt und in jeder siebten Minute ein Brite sein Haus verliert, dürfte sich auch das Pub-Sterben weiter fortsetzen.

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