pte20100119024 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Hohes Erdbebenrisiko in Istanbul

Forscher raten tektonisch gefährdeten Zonen zur Vorsorge


Mehrere Großstädte wie Istanbul sind akut von Erdbeben bedroht (Foto: pixelio.de/Flint)
Mehrere Großstädte wie Istanbul sind akut von Erdbeben bedroht (Foto: pixelio.de/Flint)

Ulster/Karlsruhe (pte024/19.01.2010/12:30) Die große menschliche Tragödie, die das Erdbeben in Haiti in der vergangenen Woche ausgelöst hat, macht einmal mehr auf die ständige Gefahr aufmerksam, die von Erdbeben ausgeht. Außer in der Karibikregion selbst besteht auch auf anderen Kontinenten die Gefahr, dass sich in naher Zukunft große Beben ereignen, warnen Geowissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature Geoscience.

Ein Beben im Westen der indonesischen Insel Sumatra erwartet John McCloskey von der Universität Ulster http://www.ulster.ac.uk . Ähnlich wie in Haiti habe sich auch hier an der Grenze der indischen und asiatischen Platte seit 200 Jahren viel tektonische Energie aufgestaut. "Die Situation ist vergleichbar mit einem Bogen, der gespannt wird. Über hunderte Jahre speichern die Platten Energie, indem sie sich verbiegen und verformen. Irgendwann wird diese Energie in wenigen Sekunden freigesetzt, in einem massiven Erdbeben oder auch in einem weiteren Tsunami, falls sich dabei der Meeresboden verbiegt", so McCloskey.

Istanbul rüstet sich für Erdbeben

Eines dieser Gebiete ist die Grenze zwischen der anatolischen und eurasischen Platte in der Türkei. Seit 1939 bebt die Erde hier sukzessiv, zuletzt im Izmit-Beben im August 1999, das 18.000 Todesopfer forderte. "In der Kette von Erdbeben wäre nun jenes westlich von Izmit, also südlich von Istanbul an der Reihe. Das bedeutet eine extreme Gefahr für die türkische Großstadt, besonders wenn die Störung mit einem einzigen großen Beben bricht", so Tobias Hergert vom Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology am Karlsruher Institut für Technologie http://www.cedim.de gegenüber pressetext.

Hergert hält es für wahrscheinlich, dass es in Westanatolien zu mehreren kleineren Beben kommt, die jedoch ebenfalls eine Magnitude von sieben überschreiten könnten. Die Verwerfungszone liege bloß 20 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt, wodurch für Istanbul die Vorsorge unerlässlich sei. "Die Stadtverwaltung ist bereits aktiv in der Erstellung eines Notfallplans, bei dem etwa kritische Infrastrukturen und Versorgungswege wie etwa Brücken identifiziert und Alternativrouten entworfen werden", so der Geophysiker.

Megastädte in Risikogebieten

Wie in allen Erdbebengebieten gelte allerdings, dass Erdbeben vorhersehbar, jedoch nicht vorhersagbar sind (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090408003/ ). "Weltweit gibt es unzählige tektonisch gefährdeten Regionen und man kann nicht sagen, in welcher die Erde als nächstes beben wird. Besondere Aufmerksamkeit gilt jedoch den Risikogebieten, an denen sich Megacitys befinden. Dazu gehören neben Istanbul auch Neu Delhi, Katmandu, Teheran, Tokio und Los Angeles", so Hergert.

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Aussender: pressetext.deutschland
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