pte20101210004 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Anpassung und Leiden durch Klimawandel

Experte: "Politik braucht in der CO2-Reduktion breite Unterstützung"


Temperaturanstieg bis 2100: Der eingeschlagene Weg bestimmt unsere Zukunft (Grafik: PIK/Schewe)
Temperaturanstieg bis 2100: Der eingeschlagene Weg bestimmt unsere Zukunft (Grafik: PIK/Schewe)

Columbus/Potsdam (pte004/10.12.2010/06:10) "Die Zukunft der Menschheit heißt Anpassung und Erleiden der Folgen des Klimawandels. Alle werden von der Erderwärmung betroffen sein, am meisten jedoch jene mit den wenigsten Ressourcen zur Anpassung." Mit dieser Mahnung richtet sich der Klimaforscher Lonnie Thompson von der Ohio State University http://www.osu.edu in der Zeitschrift "The Behaviour Analyst" an "Sozialwissenschaftler und Verhaltensforscher". Thompsons Botschaft betrifft auch das weitere Vorgehen nach der UN-Klimakonferenz in Cancun http://unfccc.int/2860.php , die am heutigen Freitag zu Ende geht.

Zeit gewinnen für technische Lösungen

Da es bisher keine Schnelllösung gibt, sei eine Änderung nur dann möglich, wenn rasch "viele Menschen richtige Schritte setzen und Regierungen dabei unterstützen, die Treibhausgas-Ausstöße zu verringern", so der Experte. Erst dadurch gewinne die Forschung etwas Zeit, um einen technischen Ausweg für die Klimaproblematik zu finden und diesen auch umzusetzen. "So gut wie alle Klimaforscher sind überzeugt, dass die globale Erwärmung eine klare und bereits spürbare Gefahr für die Menschheit ist. Das zeigen nicht nur Computersimulationen, sondern auch konkrete Hinweise in der Natur", so Thompson.

Thompson beruft sich auf die Ergebnisse seiner 57 Arktis- und Gletscherexpeditionen. So hat etwa der Kilimandscharo heute 85 Prozent seiner Eisbedeckung von 1912 verloren oder der südperuanische Quelcccaya-Gletscher - weltweit das größte tropische Eisfeld - 25 Prozent seit 1978. Die oberste Schneeschicht des Himalaja ist nicht mehr radioaktiv von den Atombombentests der 50er- und 60er-Jahre, da sie weggeschmolzen ist. Ebenso werden 99 Prozent der Gletscher der Alpen, 100 Prozent jener Perus und 92 jener in Chile ständig kleiner. Zudem steigen die Meeresspiegel und die Eisbedeckung der Arktis nimmt ab.

Meere steigen auch bei 1,5 Grad an

Während der Temperaturanstieg drei bis vier Grad betragen wird, wenn viele Staaten nur ihren bisher freiwilligen Versprechen einer CO2-Reduktion folgen, verhandelt man in Cancun über das Erreichen der zwei-Grad-Obergrenze. Doch auch 1,5 Grad hätten langfristige Folgen, berichten Forscher um Jacob Schewe vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung http://www.pik-potsdam.de in der Zeitschrift "Earth System Dynamics". Auch in diesem "best case" werden die Meere noch mindestens 200 Jahre lang um insgesamt 30 Zentimeter ansteigen - infolge der Ausweitung des Meereswassers, des Schmelzens der Eiskappen und der Veränderungen im Monsunregen.

Die deutschen Klimaforscher begründen dies durch die Störung der ozeanischen Wärmehaushalte, die länger dauert als bisher angenommen. Kühlen sich die obersten Wasserschichten ab, so bleiben weiterhin Wärme in den Ozeantiefen gefangen. Deshalb wird ein möglicher Abkühl-Prozess des Planeten zehnmal länger dauern als das Aufwärmen durch Treibhausgase. Mehrfach schon haben somit Forscher die Trägheit des Klimas und die zeitverzögerten Folgen einer CO2-Reduktion gezeigt (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/100825017/ ).

1,5 Grad ist möglich

Immerhin ist das Erreichen einer 1,5-Obergrenze möglich, so die Ergebnisse der PIK-Simulation. Nötig dazu wäre, dass die Gesamtemissionen ab 2015 sinken und ab 2070 Kohlendioxid aus der Atmosphäre abgezogen werden kann.

Originalbeiträge unter http://researchnews.osu.edu/archive/TBA--LTonly.pdf sowie http://www.pik-potsdam.de/~anders/publications/schewe_levermann10b.pdf

(Ende)
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