pte20110415003 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Kaum jemand hat Skrupel vor Musikklau im Web

Illegaler Download bei Usern noch kaum als Delikt verankert


Musikpiraterie: Moralisches Bewußtsein der Konsumenten fehlt noch immer (Foto: FlickrCC/Ximinez)
Musikpiraterie: Moralisches Bewußtsein der Konsumenten fehlt noch immer (Foto: FlickrCC/Ximinez)

Lincoln (pte003/15.04.2011/06:05) Egal ob jemand eine CD im Musikladen klaut oder illegalen Download Musikstücke im Internet herunterlädt - aus Sicht der Musikindustrie und der Gesetzgeber ist beides gleichermaßen Diebstahl. Dass die Online-Piraterie der Medien- und Musikbranche dennoch so viel stärker zusetzt, geht auf fehlende moralische Hemmungen zurück. Das bestätigen nun Forscher der Universität Nebraska-Lincoln http://www.unl.edu in der Zeitschrift "Psychology, Crime and Law".

Zweierlei Maß angelegt

Im direkten Vergleich befragten die Wissenschaftler um Twila Wingrove 200 Studenten nach ihrer Reaktion, würden sie eines Tages einen Kommilitonen entweder beim Ladendiebstahl in einem CD-Laden oder beim illegalen Musikdownload erwischen. Kaum jemand würde demnach selbst Ladendiebstahl begehen oder diesen bei Kollegen reaktionslos hinnehmen. Schützende Umstände waren besonders Moral, Einfluss der Familie und Freunde, die Angst vor Erwischtwerden und Bestrafung sowie auch gesetzliche Pflicht.

Diese Faktoren fielen beim illegalen Internet-Filesharing jedoch fast völlig weg, obwohl die Erhebung gerade zum Höhepunkt einer Anti-Piraterie-Kampagne stattfand. "Wer sich illegal Musik im Internet besorgt, rechtfertigt dies vor sich selbst meist damit, dass er offensichtlich niemanden oder kein Objekt physisch schädigt. Auch denken viele, dass ein Dieb von digitaler Musik niemand etwas zuleide tut", berichtet Wingrove. Erschwerend komme dazu, dass derartiges Verhalten in der Internetgemeinde sowie an Universitäten weithin Unterstützung finde.

Hoffnungsschimmer Zeit

Trotz intensiver Bemühungen hat sich das Problem der Online-Piraterie wie auch des moralischen Standards im vergangenen Jahrzehnt nicht gebessert (pressetext berichtete: http://www.pressetext.at/news/110301020/ ). Wenigstens die Zeit bietet laut den US-Forschern einen kleinen Hoffnungsschimmer. Heutige Absolventen und Studenten seien in einer Epoche aufgewachsen, in der das Internet für den Zugang zu freien Informationen und Medien stand, da es noch keine Online-Bezahlsysteme gab. Dass bereits mehrere Branchen mit Einschränkungen des freien Zugangs und mit Bezahlinhalten begonnen haben, könne sich auch auf die Musik auswirken, so die Experten.

(Ende)
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