Wall Street Journal: Eklat kostet Herausgeber Job
Europa-Chef Andrew Langhoff tritt freiwillig zurück
Wall Street Journal: Kennzahlen manipuliert (Foto: Wikipedia, ccBrokenSphere) |
London (pte022/13.10.2011/13:15) Das Wall Street Journal Europa (WSJE) http://europe.wsj.com hat mit unlauteren Mitteln seine Auflagenhöhe manipuliert und damit Werbekunden getäuscht, wie der Guardian berichtet. Das WSJE hatte schon länger kontroversielle Methoden zur Auflagensteigerung verwendet. Seit Ende 2010 soll die Zeitung aber über ein kompliziertes Schema im großen Stil ihre eigenen Druckerzeugnisse gekauft haben. Der Herausgeber des WSJE, Andrew Langhoff, ist am Dienstag zurückgetreten.
"Betrügen kann man, wenn man will, überall. Je differenzierter die Auflagen dargestellt werden, desto schwieriger ist es aber zu tricksen", sagt Österreichische-Auflagenkontrolle-Geschäftsführerin Alexandra Beier-Cizek http://www.oeak.at gegenüber pressetext.
Unheiliger Kreislauf
Schon seit 2008 hat das WSJE Firmen dazu gebracht, als Gegenleistung für Werbeeinschaltungen große Mengen der renommierten Zeitung zu kaufen und zwar zu lächerlich geringen Beträgen von einem Penny (etwa 1,14 Cent) pro Ausgabe. Dieses System wurde trotz der schiefen Optik von den Behörden legitimiert. Im Jahr 2010 war das Schema schon für 41 Prozent der täglich verkauften Auflage von 75.000 Stück des WSJE verantwortlich.
Als Executive Learning Partnership (ELP), eine große niederländische Firma, die alleine für 16 Prozent der verkauften Auflage verantwortlich war, aussteigen wollte, bot die Qualitätszeitung sogar redaktionelle Werbeinhalte an, die dann auch geliefert wurden. "Wenn man einen Betrug nicht vermutet, ist es natürlich schlimmer, davon zu erfahren. Gewisse Dinge machen aber nun mal vor nichts und niemandem Halt und finanzielle Engpässe machen eben erfinderisch", so Beier-Cizek.
ELP stieg aber schließlich doch aus dem Deal aus. Ein Einbruch der verkauften Auflage um 16 Prozent hätte sowohl Leser als auch die Werbekunden in die Flucht geschlagen und so den Umsatz des WSJE dezimiert. Um das zu vermeiden, ersann Herausgeber Langhoff einen Plan. Über ein komplexes Netzwerk an Firmen ließ er Geld vom WSJE zu ELP schaffen, damit die Firma weiterhin große Mengen an Zeitungen abnehmen sollte. Seit Ende 2010 kaufte das WSJE also mit Hilfe von ELP seine eigenen Bestände auf. Die Firmen, die Langhoff als Kanäle für das Geld verwendete, sollen nichts von den üblen Machenschaften gewusst haben.
Hochrangige Mitwisser
Obwohl der Skandal nur die europäische Ausgabe des WSJ betrifft, zieht dieser auch jenseits des Atlantiks seine Kreise. Schon vor einem Jahr soll ein Whistleblower aus den eigenen Reihen Les Hinton, die ehemalige rechte Hand von Rupert Murdoch, in New York informiert haben. Murdochs Medienimperium News Corp ist der Mutterkonzern des WSJ. Die Konzernführung sah darin aber augenscheinlich keinen Anlass zum Handeln. Nachdem Murdoch schon durch Abhörskandale bei anderen konzerneignen Medien unter Druck geriet (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/110922032 ), wird dieser neue Skandal die News-Corp-Stakeholder noch weiter erzürnen.
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