"Trumps Begründung für Strafzölle ist falsch"
Vereinigte Staaten haben laut US-Ökonom Tarek Alexander Hassan gar kein Handelsbilanzdefizit
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US-Importzölle: Diese sind laut Experten nicht gerechtfertigt (Bild: Gerd Altmann, pixabay.com) |
Boston/Chicago (pte002/09.04.2025/06:05)
Die Begründung von US-Präsident Donald Trump für die weltweit auferlegten Zölle zur Behebung des anhaltenden Handelsbilanzdefizits ist nicht stichhaltig. Zu dem Schluss kommt Tarek Alexander Hassan: "Als Ökonom, der an der Boston University, der University of Chicago und der Harvard University internationale Finanzwirtschaft gelehrt hat, behaupte ich, dass dieses anhaltende Defizit weit entfernt von einem nationalen Notstand und vielmehr ein Zeichen für die finanzielle und technologische Dominanz Amerikas ist."
Vermehrte Investitionen
Handelsbilanzdefizit bedeutet laut Hassan nicht, dass die USA Geld verlieren. Es bedeute lediglich, dass Ausländer den USA mehr Waren verkaufen als umgekehrt. Amerika erhalte mehr günstige Waren und gebe im Gegenzug finanzielle Vermögenswerte an Ausländer ab: Dollar, die von der Federal Reserve Board, der Zentralbank der USA, ausgegeben werden, Anleihen der US-Regierung und amerikanischer Unternehmen sowie Aktien neu gegründeter Unternehmen.
"Ein Handelsdefizit kann nur entstehen, wenn Ausländer in den USA mehr investieren als Amerikaner im Ausland. Mit anderen Worten: Ein Land kann nur dann ein Handelsdefizit haben, wenn es auch einen gleich großen Investitionsüberschuss hat. Die USA können ein großes Handelsdefizit aufrechterhalten, weil so viele Ausländer begierig darauf sind, hier zu investieren", verdeutlicht der Wirtschaftswissenschaftler.
Der Hauptgrund dafür sei die Sicherheit des Dollars. Weltweit werde der Dollar von großen Unternehmen bis hin zu normalen Haushalten zum Sparen, Handeln und Begleichen von Schulden verwendet. Mit dem Wachstum der Weltwirtschaft steige auch die Nachfrage von Ausländern nach Dollar und auf Dollar lautenden Vermögenswerten, von Bargeld bis hin zu Schatzanweisungen und Unternehmensanleihen.
US-Bürger konsumieren mehr
"Da der Dollar so attraktiv ist, kann die Federal Reserve zusätzliches Geld für den Einsatz im Ausland generieren, und die US-Regierung, amerikanische Arbeitgeber und Familien können Geld zu niedrigeren Zinssätzen leihen. Ausländer kaufen diese US-Finanzanlagen eifrig, was es den Amerikanern ermöglicht, mehr zu konsumieren und zu investieren, als sie es normalerweise könnten. Im Gegenzug für unsere Finanzanlagen kaufen wir mehr deutsche Maschinen, Scotch Whisky, chinesische Smartphones, mexikanischen Stahl und so weiter", so Hassan.
Ausländer für das Handelsdefizit verantwortlich zu machen, sei daher so, als würde man eine Bank dafür verantwortlich machen, dass sie einen niedrigen Zinssatz berechnet. "Wir haben ein Handelsdefizit, weil Ausländer uns bereitwillig niedrige Zinssätze berechnen - und wir entscheiden uns dafür, diesen Kredit in Anspruch zu nehmen", schreibt Hassan abschließend.
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