Krebsmedikament verschont gesunde Zellen
Wirkstoff des Forschungszentrums Jülich ermöglicht selektive Behandlung und aktiviert Zelltod
Nur bösartige Zellen werden vom neuen Wirkstoff attackiert (Ilustration: srtd-biotech.com) |
Jülich/London (pte016/08.01.2025/11:30)
Experten des Forschungszentrums Jülich haben einen neuen Krebswirkstoff entwickelt, der zwischen gesunden und befallenen Körperzellen unterscheidet. Erstere lässt er in Ruhe, letztere veranlasst er, sich selbst zu zerstören. Bisher ist es meist so, dass Krebsmedikamente auch gesunde Zellen angreifen und zerstören, was zu oft schwerwiegenden Nebenwirkungen, etwa bei Chemotherapien, führt. SRTD biotech kommerzialisiert das neue Verfahren nun.
Kranke Zellen begehen Suizid
Der Wirkstoff, selektiv exprimierte RNA (seRNA) genannt, bewirkt, dass die kranken Zellen ein Protein produzieren, welches zu ihrem eigenen programmierten Zelltod führt. In gesunden Zellen bleibt die seRNA inaktiv und zeigt keine Wirkung. Das haben Studien mit Mäusen ergeben, deren Ergebnisse in "Nature Communications" publiziert worden sind.
"Mit der Entwicklung der seRNA-Moleküle für medizinische Anwendungen können wir den zielgerichteten Angriff auf erkrankte Zellen sicherstellen und dies mit der selektiven Produktion von Wirkstoffen kombinieren", sagt Forschungsleiter Rudolf Merkel, der das Verfahren gemeinsam mit seinem Postdoktoranden Bernd Hoffmann entwickelt hat.
Sehr breite Anwendungspalette
"Das Baukasten-Prinzip macht die seRNA zu einer vielversprechenden Plattformtechnologie", sagt Hoffmann. Je nachdem, an welche mRNA-Bausteine die seRNA bindet und welche Proteinproduktion sie damit aktiviert, könne die neue Methode bei verschiedenen Krebserkrankungen eingesetzt werden, zudem auch bei viralen Erkrankungen wie Hepatitis B und Autoimmunerkrankungen.
Das System besteht aus mehreren Bausteinen. Dazu gehört eine Art hochspezifischer Sensor. Er erkennt, ob es sich um die erkrankte Zelle, zum Beispiel einen bösartigen Gehirntumor (Glioblastom), handelt und verbindet sich mit einer der tumorspezifischen mRNA, beispielsweise einem Krebsmarker, zu einem RNA-Doppelstrang. Dieser RNA-Doppelstrang wird von der Zelle als möglicher Viren-Angriff bewertet. Die Zelle erkennt die damit verbundene Gefahr und baut die seRNA ab.
So werden die weiteren nachfolgenden Bausteine des seRNA-Komplexes aktiviert, was zur Produktion eines Enzyms führt, das die Krebszelle veranlasst, sich selbst zu zerstören. Je nach Wahl der seRNA-Bausteine lässt sich individuell festlegen, in welcher Zielzelle des Körpers die Aktivierung der seRNA erfolgt und welches medizinisch wirksame Molekül produziert wird. In gesunden Zellen passiert hingegen aufgrund des Fehlens des Krebsmarkers nichts. Sie werden nicht beeinträchtigt.
(Ende)
Aussender: | pressetext.redaktion |
Ansprechpartner: | Wolfgang Kempkens |
Tel.: | +43-1-81140-300 |
E-Mail: | kempkens@pressetext.com |
Website: | www.pressetext.com |