Forschende Pharmaindustrie sieht wachsende Herausforderungen für den Standort Schweiz
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Basel (pts017/01.02.2022/10:00)
An der heutigen Medienkonferenz blickte Interpharma auf das vergangene Jahr zurück und zeigte die zentralen Anliegen und Standortfragestellungen auf, welche die Pharmaindustrie im Jahr 2022 beschäftigen. Sorgen bereiten der Pharmabranche insbesondere der verzögerte Patientenzugang, der Stillstand im EU-Dossier sowie die Initiative für ein Verbot von Tier- und Menschenversuchen.
Die forschenden pharmazeutischen Unternehmen haben in den Pandemiejahren auf eindrückliche Art unter Beweis gestellt, was sie zum Wohle der Menschen leisten. Ermöglicht wurde dies insbesondere durch günstige Rahmenbedingungen für die Forschung. Die forschenden Pharmaunternehmen der Schweiz wollen diese Schlüsselrollen weiterhin übernehmen. Doch dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen. An ihrer heutigen Pressekonferenz präsentierte Interpharma die wichtigsten Forderungen der forschenden Pharmaindustrie für 2022.
Zugang zu Arzneimitteln ab dem Tag der Zulassung durch Swissmedic für alle Patientinnen und Patienten
Der schnelle und gleichberechtige Zugang zu innovativen Medikamenten ist seit 2016 immer weniger gegeben. Patientinnen und Patienten warten oft viel zu lange, bis sie den Zugang erhalten. 2015 dauert es von der Marktzulassung bis zur Aufnahme in die Spezialitätenliste - und damit zur Vergütung durch die Krankenkassen - im Mittel 62 Tage. Mittlerweile beträgt die durchschnittliche Zeitspanne 267 Tage. Gerade einmal sechs Prozent der Anträge werden innerhalb von 60 Tagen bearbeitet, wie es die Verordnung (KLV Art. 31b) vorsieht. In mehr als einem Drittel der Fälle dauert es über ein Jahr. Interpharma fordert entsprechend den gleichberechtigen Zugang zu Arzneimitteln ab dem Tag der Zulassung durch Swissmedic für alle Patientinnen und Patienten.
Dr. med. Katharina Gasser, Chair des Interpharma Executive Committee und Geschäftsführerin von Biogen Schweiz, hält fest: "Für uns steht das Patientenwohl im Mittelpunkt unseres Tuns. Und hier gibt es in der Schweiz akuten Handlungsbedarf: Deshalb fordern wir, dass alle Patientinnen und Patienten gleichberechtigt ab dem Tag der Marktzulassung durch Swissmedic den Zugang zu medizinischen Durchbrüchen erhalten."
Beziehungen CH-EU: Für den Pharmastandort steht viel auf dem Spiel
42 Prozent der gesamten Schweizer Warenexporte entfallen alleine auf die Pharmabranche. Dieser Wert hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Fast die Hälfte aller Schweizer Pharma-Exporte geht in die Europäische Union. Entsprechend hängt die Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Schweiz stark von guten Beziehungen und der Schweizer Teilnahme am EU-Binnenmarkt ab. Die gegenwärtige Unsicherheit bezüglich des Verhältnisses mit der EU schafft beträchtliche Planungsunsicherheit für die Unternehmen und schadet bereits heute der Standortattraktivität. Alleine bis 2033 steht für den Pharmasektor eine Wertschöpfung von über 25 Milliarden Franken auf dem Spiel.
Interpharma stellt daher drei klare Forderungen:
1. Die Erosion der bestehenden Abkommen mit der EU ist unbedingt zu verhindern. Die Personenfreizügigkeit, das Abkommen zum Abbau technischer Handelshemmnisse (MRA) und die Forschungskooperation müssen weitergeführt und aktualisiert werden können.
2. Die Politik muss rasch Lösungswege erarbeiten, um wieder Stabilität und Kontinuität in die schweizerisch-europäischen Beziehungen zu bringen.
3. Die Schweiz braucht eine Reformagenda, um ihre Standortattraktivität zu stärken - beispielsweise bei der Digitalisierung und der Schaffung von attraktiven Rahmenbedingungen für die klinische Forschung. Zudem ist der Zugang zu weiteren internationalen Märkten und Forschungsplätzen zu sichern, etwa durch ein Mutual Recognition Agreement (MRA) mit den Vereinigten Staaten.
Dr. René Buholzer, CEO von Interpharma, hält fest: "Für Interpharma ist prioritär, dass Regierung und Politik nun endlich aktiv und konstruktiv und mit dem nötigen Bewusstsein für die Dringlichkeit an den Beziehungen mit der EU arbeiten. Im Moment wird uns leider eher der Eindruck vermittelt, dass die Politik auf das Prinzip Hoffnung setzt."
Tier- und Menschenversuchsverbotsinitiative: Nein zum Forschungsverbot
Mit mehr als 8'000 in der Entwicklung befindlichen Arzneimitteln treibt die Pharmaindustrie die Forschung in Prävention und Patientenversorgung voran, um Menschen zum Beispiel mit Krankheiten wie Krebs, Alzheimer, Diabetes, Infektionskrankheiten oder seltenen Krankheiten zu helfen. Doch die Schweiz riskiert im Moment von diesen Innovationen abgeschnitten zu werden. Die Forschungsverbots-Initiative will sowohl Tierversuche als auch klinische Studien verbieten. Durch das in der Initiative vorgesehene Importverbot wäre die Schweiz zudem über Nacht auch von sämtlichen neuen Medikamenten und innovativen Therapien aus dem Ausland abgeschnitten.
Jörg Rupp, Präsident von Interpharma und Direktor Pharma International bei Roche, sagt dazu: "Diese extreme Initiative bedeutet in der Konsequenz ein Forschungsverbot in der Schweiz. Der Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz würde zerstört und die Patientinnen und Patienten würden den Zugang zu neuen Medikamenten verlieren."
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079 766 38 86
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