Tutanchamun - das Goldene Jenseits - Grabschätze aus dem Tal der Könige
04. November 2004 - 01. Mai 2005 in Bonn
Bonn (pts011/20.10.2004/10:10) Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, dem Supreme Council of Antiquities Cairo und dem Ägyptischen Museum Kairo,
in Zusammenarbeit mit dem Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig, gefördert durch die Deutsche Telekom.
Pressekonferenz: 03.11.2004, 11 Uhr
Über 20 Jahre sind vergangen, bevor ein Wiedersehen mit vielen Exponaten der legendären Tutanchamun-Ausstellungen in Paris, London und Köln möglich geworden ist. Nach der ersten Station, dem Antikenmuseum in Basel, zeigt die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland 130 Exponate aus dem Ägyptischen Museum Kairo.
Ein halbes Jahr lang werden 50 der bedeutendsten Kunstwerke aus dem Grab des Tutanchamun zu sehen sein. Ihnen werden Fotos von Howard Carter aus dem Jahr 1922 gegenübergestellt, da sie beeindruckend den Zustand des Grabes bei der Öffnung illustrieren.
70 weitere auserlesene Stücke aus dem Tal der Könige und umliegenden Tempeln stellen den historischen Kontext zur Geschichte und Grabausstattung der 18. Dynastie (ca. 1550 bis 1292 v. Chr.) her. Die Prunkstücke stammen aus der Zeitspanne von 1427 bis 1323 v. Chr.
Eine farbige Rekonstruktion der Malereien in der Sargkammer Tutanchamuns, deren sensationeller Fund durch Howard Carter im November 1922 die Welt bewegte, vertieft im Zentrum der Ausstellung den Einblick in die Jenseitsvorstellung der Pharaonen: Dargestellt sind u.a. die Begräbnisprozession Tutanchamuns, das Mundöffnungsritual und Tutanchamun in der Unterwelt. Trotz der Bestattung des unvorhergesehen verstorbenen Tutanchamuns in einem schon existierenden nichtköniglichen Grab mit vielen ursprünglich nicht für ihn bestimmten Beigaben darf das erhaltene Grabinventar als weitgehend repräsentativ für ein Königsgrab der 18. Dynastie angesehen werden. Vieles, was in seinem Grab gefunden wurde, steht im Einklang mit den Beigaben seiner Vorgänger und Nachfolger und lässt Rückschlüsse zu.
Gold - "Das Fleisch der Götter" - galt im alten Ägypten als Farbe der unvergänglichen Sonne und war ein Symbol für die Wiedergeburt im Jenseits. Der Untertitel der Ausstellung verweist auf die religiöse Bedeutung der goldenen Grabschätze, die etwa 3500 Jahre alt sind.
Die Exponate sind chronologisch geordnet und der Rundgang beginnt mit Grabbeigaben von Amenophis II. (ca. 1427 - 1400 v. Chr.) und Thutmosis IV., der von ca. 1400 bis 1390 v. Chr. regierte. Verglichen mit der Grabausstattung Tutanchamuns sind die Funde aus den Königsgräbern der frühen und mittleren 18. Dynastie bescheiden. Aus diesen Gräbern sind meist mit Harz geschwärzte oder bunt bemalte Königs- und Götterfiguren aus Holz, Modelle von Ritualgefäßen und symbolische Zeichen aus blauer Fayence sowie Totenfiguren, sogenannte Uschebtis erhalten - Gegenstände also, die für Grabräuber uninteressant waren.
Aus dieser Zeit stammt auch das Grab des Höflings Maiherperi. Dieser muss in der besonderen Gunst Amenophis' II. und Thutmosis' IV. gestanden haben, denn er erhielt eine Bestattung im Tal der Könige. Eine reich dekorierte Parfümflasche - wohl ein königliches Geschenk, bezeugt seine hohe Stellung.
Den folgenden Bereich leitet das kleine Köpfchen der Teje ein. Entgegen der Tradition heiratete Amenophis III. (ca. 1390 - 1353 v. Chr.) die bürgerliche Teje, der er außerordentliche Privilegien und Vollmachten verlieh; ihre Eltern Juja und Tuja erhielten sogar ein Grab im Tal der Könige, wie der eindrucksvolle goldene Sarg der Tuja 'erzählt'. Ihr reichhaltig ausgestattetes und unversehrt erhaltenes Grab war vor der Auffindung von Tutanchamuns Grab die bedeutendste Entdeckung (1905) im Tal der Könige. Juja hatte zu Lebzeiten eine führende Position im Militär inne und befehligte die königliche Wagentruppe, Tejes Mutter Tuja war Amunpriesterin und Sängerin der Hathor.
Es folgen Objekte aus der Zeit des "Ketzerkönigs" Echnaton (ursprünglich Amenophis IV.), dem Vorfahren Tutanchamuns, der von ca. 1352 bis 1336 regierte und Aton zum alleinigen Gott, als Quelle sämtlichen Lebens erhob. Der neue Gott wird als Sonnenscheibe dargestellt, deren Strahlen in Menschenhänden enden; ein Ballustraden-Relief aus dieser Zeit markiert in der Ausstellung diese revolutionäre Wende.
In seinem 6. Regierungsjahr gab Echnaton die Residenz in Theben auf (auch im Tal der Könige sind nun für fast ein Vierteljahrhundert keine Aktivitäten mehr überliefert) und gründete in Mittelägypten beim heutigen Dorf El-Amarna eine neue Hauptstadt. Sein Grab in Armana wurde offenbar bereits kurz nach seinem Tode geplündert und das Grabinventar vollständig zerstört, nur wenige Fragmente sind erhalten, wie eine Totenfigur in der Ausstellung.
Den Höhepunkt der Ausstellung bilden sicher die sich anschließenden Grabbeigaben des Tutanchamun (1332 - 1323 v. Chr.). Nach dem Scheitern von Echnatons Revolution bemühten sich seine Nachfolger, den Kult der alten Götter im ganzen Land wiederzubeleben. Tutanchamun kam noch als Kind auf den Thron, seine genaue Verbindung zum Königshaus ist unklar, dennoch steht er historisch für die Rückkehr zu dem Gott Amun. Wohl schon zu Beginn seiner Regierung kehrte der ägyptische Hof nach Memphis zurück, Theben wurde wieder religiöses Zentrum und das Tal der Könige wieder Bestattungsplatz der Herrscher des Neuen Reiches.
Nicht nur der reich verzierte Eingeweidesarg, das Diadem oder die Königliche Kanopenbüste zählen zu den schönsten Exponaten der Ausstellung, sicher runden auch die beiden Königstatuetten (Tutanchamun als König von Unter- und Oberägypten) den Einblick in die "Grabschätze aus dem Tal der Könige" ab.
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