Schutz geistigen Eigentums in China mangelhaft
Absicherung von Patenten zentrale Herausforderung für internationale Investoren
Wien (pts009/01.03.2005/09:00) Zwei Drittel aller internationalen Unternehmen, die in China aktiv sind, sehen in der fehlenden Absicherung von Patenten ein zentrales Problem bei der weiteren Erschließung des Marktes. 83% haben bereits konkrete Maßnahmen zum besseren Schutz geistigen Eigentums im Reich der Mitte ergriffen. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie "Intellectual Property Protection in China" von Roland Berger Strategy Consultants. Ein zu starker Fokus auf rechtliche Mechanismen und fehlende systematische Vorgehensweise verhindern jedoch eine effektive Ausnutzung aller Möglichkeiten. Ideal ist ein Mix aus Maßnahmen zur Absicherung von Herstellungsprozessen und Produkten, aktivem Personalmanagement und rechtlichen Maßnahmen unter Einbeziehung des Topmanagements, meinen die Strategieberater.
"Verletzungen des Immaterialgüterrechts betreffen in China alle Wirtschaftssparten. Am weitesten verbreitet sind aber nicht Fälschungen im Software-, Film- und Musikbereich, sondern der - wesentlich komplexere und technisch anspruchsvollere - Nachbau von Industrieprodukten", erklärt Rupert Petry, Mitglied der Geschäftsleitung im Wiener Büro von Roland Berger. So sind, laut einer Umfrage der Commercial Times, 56% aller PKW mit kopierten Komponenten ausgestattet und die Mehrheit chinesischer Batterien - immerhin 50% der Weltproduktion - sind gefälschte Versionen von bekannten Marken. Aber auch im Softwarebereich ist Missbrauch weit verbreitet: Nur 5% der installierten Microsoft-Pakete in China wurden legal erworben. "Die chinesische Regierung hat Copyright-, Patent- und Trademark-Gesetze zwar umfangreich reformiert, die Umsetzung lässt aber zu wünschen übrig. Wir gehen davon aus, dass sich das Problem noch verschlimmern wird, ehe die Maßnahmen zu greifen beginnen", so Petry.
Erfolgreiche Maßnahmen zum Schutz geistigen Eigentums
Obwohl es sich bei der Verletzung des geistigen Eigentumsrechts um ein bedeutendes strategisches Problem handelt, ist in nur 9% der Unternehmen das Topmanagement mit der Lösung des Problems betraut. "Die Verantwortung wird häufig an Juristen abgegeben, die in den wenigsten Fällen einen tieferen Einblick in Unternehmensprozesse und Produktgestaltung haben", meint der Berater.
In der Praxis am effektivsten erwiesen sich Maßnahmen zur Absicherung von Herstellungsprozessen. Dazu zählt die Dezentralisierung von Know-how ebenso wie die Zusammenarbeit mit Kunden für maßgeschneiderte Lösungen und das Fernhalten wichtiger Produktionsschritte aus China. Kostspielig und nicht immer erfolgreich sind Maßnahmen zur Absicherung des Produkts durch den Einbau von technischen Hürden, die Kennzeichnung mit Hologrammen und Mikrochips oder die Verknüpfung des Produkts mit bestimmten Dienstleistungen.
Maßnahmen im Personalbereich sind in China durch die hohe Fluktuation nur sehr schwer durchzuführen. Ziel ist es, Mitarbeiter möglichst lange an das Unternehmen und dadurch an das Produkt zu binden. Auch rechtliche Maßnahmen greifen auf Grund von mangelnder Umsetzung der bestehenden Gesetze oft nicht.
Österreichische Unternehmen in China
Derzeit existieren in China rund 200 Niederlassungen österreichischer Firmen. Unternehmen wie Lenzing, AT&S oder Andritz verfolgen strategische Interessen, um sich wichtige Weltmarktanteile zu sichern. Auch immer mehr Klein- und Mittelbetriebe gehen ins Reich der Mitte, um Standortvorteile zu nutzen und vom lokalen Marktwachstum zu profitieren.
Vor- und Spitzenreiter ist der Chiphersteller AT&S. Mit einem Volumen von 120 Mio. EUR wagten die Steirer die größte Investition, die ein österreichisches Unternehmen je in China getätigt hat. Darüber hinaus plant AT&S bis 2006 die Errichtung eines Leiterplattenwerks im Wert von rund 100 Mio. EUR. Aber auch der Gummi- und Kunststoffkonzern Semperit, die Lenzing AG und der Feuerfestkonzern RHI verfügen über Produktionsstätten in China.
"Chancen gibt es auch für die österreichischen Automobilzulieferer. BMW, Mercedes und Volkswagen verlagern ihr Geschäft immer stärker nach China, um dem gesättigten europäischen Markt auszuweichen. Manchen geht der Boom am Automarkt aber zu schnell, vor Überhitzung wird gewarnt", so Petry.
Exporte nach China boomen
Den wertmäßig größten Teil der österreichischen Exporte nach China machen Maschinen, Industrieanlagen und Fahrzeuge aus. Einen Schwerpunkt bilden dabei Anlagen für die Eisen- und Stahlerzeugung, für die Kunststoffverarbeitung und die Papierherstellung sowie der mittlerweile sehr bedeutende Umweltbereich. Insbesondere mit speziellem Know-how und Nischenprodukten können österreichische Unternehmen punkten.
Die Studie "Intellectual Property Protection in China" steht ab 1. März 2005, 13:30 Uhr, im Internet unter http://www.rolandberger.at/pressemitteilungen.html zum Download bereit.
Über Roland Berger Strategy Consultants
Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 31 Büros in 22 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 1.630 Mitarbeiter haben im Jahr 2004 einen Honorarumsatz von 530 Mio. EUR erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von mehr als 130 Partnern.
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