pts20051123050 Bildung/Karriere, Politik/Recht

Väterkarenzquote in Österreich: Verdoppelung bis 2008


Wien (pts050/23.11.2005/16:50) Einigkeit zwischen Politik und Wirtschaft: Das Thema Väterkarenz muss in Österreich mehr als bisher betont werden. Die Väterkarenz-ExpertInnen der Wirtschaftskammer Wien erwarten für die nächsten drei Jahre eine Verdoppelung des Anteils der Karenz-Väter.

Die Quote der Väter in Karenz beträgt in Österreich aktuell 3,3 Prozent, in Island sind es 80 Prozent. "Das Beispiel Island zeigt, dass die gesellschaftliche und wirtschaftliche Akzeptanz der Väterkarenz durch gezielte politische und rechtliche Maßnahmen gestaltbar ist", erklärte Familienministerin Ursula Haubner am Dienstag anlässlich einer prominent besetzten Veranstaltung der Väterkarenz-Consultants der Wirtschaftskammer Wien (WKW) mit dem Thema "Gute Mitarbeiter sind kostbar. Als Väter erst recht." In Island ist seit drei Jahren ein eigenes Väterkarenz-Gesetz in kraft, in dem die Rahmenbedingungen für die Karenz des Jungvaters festgeschrieben sind.

Ebenso wie die Sozialministerin bekannte sich auch Frauenministerin Maria Rauch-Kallat zum modernen Ansatz der Väterkarenz. "Unsere Kinder leiden noch immer unter dem Syndrom der Übermütterung und Unterväterung", diagnostizierte Rauch-Kallat. Väterkarenz sei als "Gewinn für den Vater" zu verstehen, der wiederum der Wirtschaft zugute komme.

Nicht Störung, sondern Chance

Unternehmer sollten den Väterkarenz-Anspruch der Mitarbeiter nicht als "Störung im Betrieb", sondern als Chance sehen, forderte die Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, Brigitte Jank. Denn Väterkarenz rechne sich wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch. Mit den Väterkarenz-Consultants verfügt die WKW über eine ca. 15 Personen starke Gruppe von SpezialistInnen, die Unternehmen und Angestellten dabei helfen, die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten einer Väterkarenz dem individuellen Bedarf entsprechend zu nutzen. Die Väterkarenz-Consultants analysieren das unternehmerische Umfeld und die Vorstellungen der Eltern. Sie erarbeiteten die für beide Seiten optimale Lösung.

Karenz-Vater: Weichei oder modernes Vorbild?

Für den Psychoanalytiker und Geschlecherforscher Erich Lehner mangelt es in Österreich vor allem an der strukturellen Unterstützung seitens Politik und Wirtschaft, um der Väterkarenz zum Durchbruch zu verhelfen. Das traditionelle Männerbild ist in Österreich laut Lehner noch sehr präsent. Vorbilder seien hier die skandinavischen Länder, in denen bereits seit 40 Jahren die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden. So sei Väterkarenz heute bei der schwedischen Polizei ein Karriere-Kriterium, sagte Lehner.

Väterkarenz bringt Vorteile für alle

Alfred Trendl, Sprecher der Experts Group Väterkarenz der WKW, prognostiziert die Verdoppelung der Zahl an österreichischen Karenz-Vätern innerhalb der nächsten drei Jahre. "Einen Anteil von knapp sieben Prozent bis Ende 2008 halte ich durchaus für realistisch", erklärte Trendl.

Der Experte verwies auf die Vorteile der Väterkarenz, von denen alle Beteiligten profitieren. "Kinder werden in ihrer Entwicklung gefördert, weil sie durch präsente Väter zwei Bezugspersonen haben. Frauen können sich durch Männer, die ihren geschlechtergerechten Anteil an Familienarbeit übernehmen, ihren beruflichen Ambitionen in einem ebenso geschlechtergerechten Ausmaß widmen. Partnerschaften profitieren, weil ein potenzieller innerfamiliärer Konfliktherd entschärft wird. Für die Männer wiederum erhöht sich die Lebensqualität, was positive Auswirkungen auf deren Gesundheit haben kann. Und auch das Bild der Männlichkeit werde langfristig fürsorglicher, weniger konkurrenzorientiert und dadurch weniger gewalttätig, so Trendl. Und weiter: "Die Unternehmen schließlich profitieren von der gesteigerten Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter. Dies wiederum führt zu besserer Mitarbeiterbindung und weniger Mitarbeiterfluktuation sowie in weiterer Folge zu Effizienz- und Produktivitätssteigerungen des Unternehmens. Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhöht sich."

Väterkarenz - eine Geheimwissenschaft?

Väterkarenz wird in österreichischen Unternehmen dann leichter akzeptiert, wenn sie gut geplant ist. Wie bei dem Väterkarenz-Event aus den Statements mehrerer Karenz-Väter und Personalverantwortlicher hervorging, bedarf es gemeinsamer Planungsschritte von Unternehmen und Vater sowie fertig ausgearbeiteter Szenarien, damit Väterkarenz realisierbar ist. Wichtig sei es dabei, als Angestellter nicht auf sein "Recht auf Väterkarenz" zu pochen, sondern eine konsensuale Lösung mit der Personalleitung anzustreben. Dies bestätigten übereinstimmend die Personalverantwortlichen Sonja Eitler von Wienerberger und Reinhard Mammerler von der Coca Cola Computer Services GmbH.

Für Jungvater Bernd Berghofer, Marketing- und Vertriebschef der Österreichischen Fußballbundesliga, war Väterkarenz anfangs "so etwas wie eine Geheimwissenschaft, die man ohne professionelle Unterstützung nur schwer entschlüsseln kann". Die drei bei der Podiumsdiskussion anwesenden Jungväter - alle sind in leitenden Funktionen tätig - waren sich dahin gehend einig, dass sie Väterkarenz auch beim nächsten Kind wieder antreten würden. Denn mit dem Inkrafttreten des Elternteilzeitgesetzes 2004 sei die Basis für eine Vielzahl an Modellen und Varianten der Väterkarenz geschaffen worden, die es ermögliche, eine flexible, den individuellen Bedürfnissen angepasste Karenz-Regelung zu finden.

Väterkarenz ermöglicht Karriere der Frau

Die Experts Group Väterkarenz wurde 2002 vom heutigen Obmann der Fachgruppe der Unternehmensberater und Informationstechnologen (kurz UBIT) der WKW, Friedrich Kofler gegründet. Ein wichtiger Motivationsgrund sei dabei der Gender-Aspekt gewesen, erklärte Kofler. "Denn Väter, die familienspezifische Rollen übernehmen, ermöglichen ihren Frauen eine aktivere Rolle im Berufsleben, oder anders ausgedrückt: Väterkarenz setzt Akzente, Frauenkarrieren zu ermöglichen."

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