pts20060517006 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Europa ist Offshoring-Destination Nummer Eins

Roland Berger untersucht sechs osteuropäische Länder im Detail


Wien (pts006/17.05.2006/08:30) Aus Kostengründen entscheiden sich immer mehr Unternehmen für ein Offshoring in Richtung Mittel- und Osteuropa. Die Auslagerung von komplexen Unternehmensdienstleitungen wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen, da insgesamt ein Trend zu mehr Dezentralisierung zu beobachten ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Offshoring-Studie von Roland Berger Strategy Consultants, in der die internationale Strategieberatung eine Detailanalyse in sechs osteuropäischen Ländern vorgenommen hat. Die Ergebnisse wurden auf einer gemeinsamen Veranstaltung im Rahmen des CE Business Club von Erste Bank und IDM - Institut für den Donauraum und Mitteleuropa vorgestellt.

Die Zielregionen europäischer Unternehmen liegen überwiegend wieder auf dem Kontinent. 29 Prozent aller Offshoring-Projekte werden in Westeuropa (Irland, Spanien, Portugal) abgewickelt und 22 Prozent in Mittel- und Osteuropa (Polen, Ungarn, Rumänien). Haupttreiber für die wachsende Attraktivität von Verlagerungen innerhalb des Kontinents ist sicherlich die voranschreitende europäische Integration. "Europäische Unternehmen sehen die Vorteile, vornehmlich in der eigenen Region zu bleiben und hier auszulagern. Das hängt sicherlich mit der Qualität der gebotenen Dienstleistungen und mit dem europäischen Wertesystem zusammen", so Rupert Petry, Partner im Wiener Büro von Roland Berger Strategy Consultants. Nach Europa gilt Asien als attraktivster Offshoring-Markt: 37 Prozent der europäischen Unternehmen - vor allem aus Großbritannien - verlagern Dienstleistungen dorthin. Nach Lateinamerika werden hingegen nur acht Prozent aller Offshoring-Projekte vergeben.

Wohin Unternehmen auslagern
Ein Vergleich der mittel- und osteuropäischen Staaten zeigt, dass sich fünf Länder sehr gut für Offshoring-Maßnahmen eignen. Dazu zählen Tschechien, Ungarn, die Slowakei, Polen und Rumänien ist stark im Kommen. In diesen Staaten haben sich bereits mehr als zehn Outsourcing-Regionen gebildet, die sich teilweise spezialisieren (IT oder Call Center) oder zum Teil auch Dienstleistungen aller Art anbieten. Vor allem Ungarn hat sich gleichzeitig als wichtiger Player für hochwertiges F&E-Offshoring etabliert.

Outsourcing weit verbreitet - Shared Service Centers immer beliebter
Im Gegensatz zum Outsourcing, wo einzelne Unternehmensfunktionen ausgelagert werden, werden bei Offshoring-Projekten Frontoffice- und Backoffice-Dienste in ein anderes Land übertragen. Je 60 Prozent der befragten Unternehmen haben Frontoffice-Aufgaben wie Call Center oder die schriftliche Beantwortung von Kundenanfragen ebenso ausgelagert wie klassische Backoffice Agenden (Buchhaltung/Rechnungswesen, IT-Dienste, Personalwesen).

Dezentralisierung begünstigt Auslagerungen
Der grundsätzliche Trend zur Dezentralisierung in den Unternehmen steigert auch die Be-reitschaft für Offshoring-Maßnahmen. Bezüglich der Konzernausrichtung gaben im Jahr 2002 27 Prozent der befragten europäischen Unternehmen an, ihre Strukturen zu dezentralisieren, 2005 waren es bereits 51 Prozent. "Generell ist zu sagen: Wer einmal Erfahrungen mit Offshoring-Projekten gesammelt hat, wird sich auf Grund der positiven Ergebnisse auch künftig verstärkt dafür entscheiden. Hingegen werden Unternehmen ohne Offshoring-Erfahrung eher ins Gegenteil tendieren und auch für die Zukunft keine konkreten Aktivitäten in diese Richtung planen", so Petry.

Kostensenkung als Hauptfaktor für Auslagerungen
Bei den erwarteten Vorteilen durch Offshoring-Maßnahmen steht der Kostenfaktor unangefochten an erster Stelle. 70 Prozent der befragten Unternehmen erwarten sich Einsparungen bei den Lohnkosten, 59 Prozent eine Senkung der "sonstigen Kosten". Die Steigerung der Servicequalität (43 Prozent) und die Konzentration auf Kernkompetenzen (41 Prozent) sind weitere Gründe für Offshoring. Die Beschleunigung von Prozesszyklen erwarten sich aber nur mehr ein Drittel der Befragten. Ungefähr gleich viele Unternehmen sehen Auslagerungen als Reaktion auf internen Personal- und Kapazitätsmangel sowie auf eine Erweiterung des Serviceangebots. "Was wir beobachten konnten, waren generell sehr hohe Erwartungen, die in der Praxis dann oft nicht erfüllt werden können. Werden die Ziele realistisch gesteckt, ist jedoch ein Großteil der Unternehmen mit den Ergebnissen sehr zufrieden", meint der Strategieberater.

Erfolgreiches Offshoring trotz vorhandener Risiken
Trotz der sehr guten Erfahrungen zahlreicher europäischer Unternehmen bei der Auslagerung von Dienstleistungen müssen Risiken und Nachteile genau erhoben und bewertet werden. "Viele Unternehmen fürchten den Rückgang der Servicequalität, mangelnde Kontrollmöglichkeiten, gerade in Bezug auf Kosten, und den Verlust firmeninterner Kenntnisse. Dazu kommt ein negatives Image in der Öffentlichkeit. All diese Faktoren müssen erhoben und dann nüchtern bewertet werden", so Petry.

Damit Unternehmen bei der Planung und Umsetzung ihrer Offshoring-Maßnahmen best-mögliche Ergebnisse erzielen können, müssen alle Details der Auslagerung genau geprüft werden. Das beginnt bei der Analyse der innerbetrieblichen Situation. "Zuerst müssen Unternehmensabläufe auf Verbesserungspotenziale hin geprüft werden. Für die intern optimierten Funktionen sollte dann ein Benchmark definiert werden, ab wann Offshoring-Maßnahmen zum Zug kommen. Bevor ein Zielland ausgewählt wird, müssen vor Ort auch alle Hard und Soft Facts geprüft werden. Essenziell ist natürlich die Auswahl des Offshoring-Modells als Basis für eine erfolgreiche Umsetzung", so der Strategieberater.

Beide Seiten betrachten
Direktor Erwin Erasim von der Erste Bank führte in seiner Begrüßung aus, dass das Thema Offshoring im europäischen Bereich eher ein Nearshoring ist und im Zusammenhang mit den ostasiatischen Emerging Markets ein heißes Thema ist. "Die Strategie des zielgerichteten Auslagerns ist nicht mehr ausschließlich von einer Seite aus zu betrachten. Denn des einen Offshoring ist des anderen Inshoring. Im Zuge einer zunehmenden globalen Vernetzung von Wirtschaft und Politik wird die optimale Aufspaltung von Wertschöpfungsprozessen in einer arbeitsteiligen Welt weiter zunehmen und bedeutende Auswirkungen für Österreich und seine Nachbarländer haben", so Erasim.

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, zählt zu den weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 32 Büros in 23 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. Über 1.600 Mitarbeiter haben im Jahr 2004 einen Honorarumsatz von rund 530 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von mehr als 130 Partnern.

Weitere Informationen:
Roland Berger Strategy Consultants
Mag. Rupert Petry
Freyung 3/2/10
1010 Wien
Tel. +43-1-536 02-301
E-Mail: rupert_petry@at.rolandberger.com

Temmel, Seywald und Partner
Mag. Franz Ramerstorfer
Josefstädter Straße 44
1080 Wien
Tel. +43-1-402 48 51-173
E-Mail: ramerstorfer@tsp.at

(Ende)
Aussender: Temmel, Seywald & Partner Communications
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