Hoval: Heizen mit Biomasse - die Zukunft ist flüssig
Wien (pts017/22.11.2006/11:40) Neuer Kessel für Bioheizöl und konventionelles Heizöl ermöglicht flexible Brennstoffwahl
Wer heute für seine Heizung einen neuen Kessel benötigt, steht bei der Wahl des richtigen Brennstoffs vor einer schwierigen Entscheidung: Denn während ein Heizkessel eine Anschaffung für viele Jahre ist, lässt sich die längerfristige Entwicklung der Energiemärkte kaum vorhersehen. Ideal wäre somit ein System, mit dem man nicht von einem einzigen Rohstoff abhängig ist, sondern Brennstoffe aus verschiedenen Ausgangsmaterialien verfeuern kann. Genau das bietet nun erstmals ein Ölheizkessel, der neben herkömmlichem Heizöl auch Bioheizöl aus nachwachsenden Rohstoffen verbrennt. Mit der "flüssigen Biomasse" dürfte die häufig bereits totgesagte Ölheizung eine Renaissance erleben.
Entwickelt wurde das "BioJet" genannte System von dem führenden Heizanlagenhersteller Hoval. Hoval wird den neuen Heizkessel, der das Verfeuern von herkömmlichem Heizöl und Bioheizöl in jeder beliebigen Mischung ermöglicht, ab kommendem Frühjahr anbieten. Wobei bestehende Kunden nicht unbedingt einen neuen Kessel kaufen müssen: Neuere Hoval Ölbrennwertkessel können auf BioJet umgerüstet werden.
Bioheizöl, das regional zum Teil bereits am Markt ist, entspricht chemisch dem Biodiesel, der heute schon in kleinen Mengen dem Dieselkraftstoff für Kfz beigemischt wird. Da Bioheizöl aus nachwachsenden Rohstoffen wie Ölsaaten, Getreide oder Holz gewonnen wird, ist seine Verbrennung CO2-neutral und trägt somit nicht zur Klimaerwärmung bei. Auch stammt es nicht aus politisch instabilen Weltregionen, und seine Verfügbarkeit ist nicht durch endliche Lagerstätten begrenzt. Experten rechnen damit, dass Bioheizöl über einen längeren Zeitraum das konventionelle Heizöl am Markt ergänzen und in fernerer Zukunft weitgehend ersetzen könnte.
Umfrage zeigt Potenzial
Das große Potenzial von Bioheizöl zeigt eine Umfrage, die das Institut Marketagent im Auftrag von Hoval kürzlich durchgeführt hat. Befragt wurden 600 heimische Heizkesselbesitzer nach ihren Präferenzen für den Fall, dass der Kessel erneuert werden muss. Während nur 18,7 Prozent der Befragten einen herkömmlichen Ölkessel in Betracht ziehen würden, sind es bei einem Kessel, der auch Bioheizöl verbrennen kann, fast dreimal so viele, nämlich 55,6 Prozent.
Ing. Christian Hofer, Geschäftsführer von Hoval Österreich, ist über dieses Ergebnis nicht verwundert: Denn von den derzeit installierten Heizkesseln wird jeder dritte mit Öl betrieben, und viele Konsumenten kennen und schätzen die grundsätzlichen Vorteile einer Ölheizung - niedrige Investitionskosten, zuverlässige, bewährte Technik, geringer Platzbedarf und hoher Bedienungskomfort. Vorbehalte bestehen vor allem wegen der stark schwankenden Preise, der Abhängigkeit von politisch unsicheren Förderländern und aus Umweltschutzgründen.
Bei "flüssiger Biomasse mit dem Komfort einer Ölheizung", so Hofer, fielen diese Vorbehalte natürlich weg. Dazu kommt, dass die neue Brennwerttechnologie um bis zu 30 Prozent weniger Öl verbraucht als ältere Ölkessel. Die Mehrzahl der Befragten war übrigens bereit, eine Amortisationszeit von fünf bis zehn Jahren für einen neuen Heizkessel mit sparsamerer Brennwerttechnik gegenüber einem Standardkessel zu akzeptieren.
Bioheizöl ist praktisch schwefelfrei, und die Stickstoffemissionen sind stark reduziert. Da es biologisch abbaubar ist, gilt Bioheizöl - anders als mineralisches Heizöl - beim Transport auch nicht als Gefahrengut. Umweltvorteile bestehen auch gegenüber Holz (Pellets oder Hackschnitzel) durch höhere Effizienz und geringere Emissionen von Staub, Russ, Kohlenmonoxid und Stickoxiden.
Nachrüstung oft möglich
Wer bereits bei Hoval einen neuen Brennwert-Ölkessel gekauft hat, braucht sich nicht zu ärgern: Bestehende Kessel lassen sich im Zuge der jährlichen Wartung einfach und relativ kostengünstig umrüsten. Allerdings müssen auch der Öltank und die Ölleitungen für Bioheizöl geeignet sein. Da ein Austausch dieser Komponenten viel aufwändiger ist als der des Brenners, muss jeweils im Einzelfall geklärt werden, ob eine Umrüstung sinnvoll ist.
Bei Neuinstallationen rechnet Hofer damit, dass viele Konsumenten sich aufgrund der Bioheizöl-Option in Zukunft wieder für eine Ölheizung entscheiden werden: "Wir und die anderen Hersteller haben zuletzt viele Pellets- und Hackschnitzelheizungen verkauft. Diese Anlagen sind aber technisch aufwändiger, teurer und brauchen viel mehr Platz als Ölheizungen. Denn Heizöl hat bei gleichem Volumen eine etwa dreimal höhere Energiedichte als etwa Pellets."
Vielfältige Rohstoffquellen
Bioheizöl kann derzeit sowohl aus pflanzlichen Ölen - wie Raps-, Soja-, Erdnuss, Palm- oder Sonnenblumenöl - als auch aus tierischen Fetten gewonnen werden, aber auch durch Recycling von gebrauchtem Frittieröl. Neue Technologien - erste Anlagen befinden sich derzeit bereits in Bau - werden aber künftig die Herstellung von Bioheizöl aus ganzen Pflanzen ermöglichen: Dann wird man auch "Holz flüssig " mit allen Vorteilen einer Ölheizung verfeuern können.
Mit dieser "zweiten Generation" von Bioheizöl werden auch die derzeit noch bestehenden Nachteile - die auf ca. ein Jahr begrenzte Lagerung und die Notwendigkeit, bestimmte Materialien für Öltanks und leitungen zu verwenden - wegfallen.
DI Günther Köb, Entwicklungsleiter für Öl-/Gassysteme der in der liechtensteinischen Hauptstadt Vaduz beheimateten Hoval Gruppe, sieht in der flexiblen Rohstoffwahl und der flüssigen Form Vorteile, die Bioheizöl zu einem wesentlichen Spieler am Markt für umweltfreundliche Brennstoffe machen sollten. Derzeit würden in Europa überall große Produktionskapazitäten für Biodiesel aufgebaut, die ebenso für die Produktion von Bioheizöl genutzt werden können. Damit und durch den einfachen Transport werde es für die Heizöllieferanten möglich sein, eine flächendeckende Verfügbarkeit von Bioheizöl binnen weniger Jahren sicherzustellen.
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