Adveniat-Weihnachtsaktion eröffnet
Bischof Genn: "Elend ist kein Schicksal"
Gelsenkirchen (pts002/30.11.2008/14:06) Mit einem Festgottesdienst hat das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat heute seine Weihnachtsaktion eröffnet. "Elend ist kein Schicksal, sondern durch menschliche Verhältnisse hervorgerufen", sagte der Essener Bischof Felix Genn bei seiner Predigt in der Gelsenkirchener Propsteikirche. Das Evangelium verkündige nicht eine Vertröstung aufs Jenseits, sondern rufe zum "Höchsteinsatz" in der Gegenwart auf. "Wir haben die Verantwortung für die Erde", unterstrich der Bischof. Es gelte, die Ausbeutung der Menschen wahrzunehmen. "Deshalb können Christen sich nicht mit Betrügereien abfinden, nicht mit Spekulationsgeschäften auf Kosten anderer, und seien sie auch globaler Natur; denn sie treffen immer die Armen." Adveniat helfe dank der Spenden aus Deutschland, den Schutz für die Armen ganz konkret zu machen.
Adveniat-Gast Erzbischof Luiz Soares Vieira aus Manaus/Brasilien dankte in einem Grußwort den Menschen in Deutschland für ihre Hilfe bei der Überwindung von Armut und Ungleichheit. Es sei höchste Zeit für soziale Gerechtigkeit in der Welt. Der brasilianische Erzbischof erinnerte an die große soziale Kluft in Lateinamerika. "Die Städte sind geprägt vom Unterschied zwischen Arm und Reich, zwischen armseligen Hütten ohne Wasser und Strom und klimatisierten Villen mit Swimmingpool und Gärten", sagte er. "Gerechtigkeit und Menschenrechte bleiben vielfach auf der Strecke."
"Während in Lateinamerika die Städte scheinbar unendlich wachsen, haben wir hier das Gegenteil: Die Städte in Deutschland schrumpfen", sagte Oliver Wittke, NRW-Landesminister für Bauen und Verkehr, bei einem Empfang nach dem Festgottesdienst. Aber es gebe auch Gemeinsamkeiten. In Lateinamerika wie in Deutschland suchten die Menschen in den Städten Orientierung und Unterstützung. "Hier kann Kirche helfen", so der Minister. Karin Kortmann, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sagte, kein Mensch auf dem Globus könne angesichts von Ungerechtigkeit und Not gleichgültig bleiben. Gerade im Hinblick auf die Finanzkrise müsse man sich darüber im Klaren sein, dass sie nicht nur die Menschen in Deutschland treffe, sondern vor allem auch die Ärmsten, die keine Lobby hätten. Ebenfalls in Bezug auf die Krise der Finanzmärkte sagte Peter Gasse, Arbeitsdirektor bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann in Duisburg, dass der Tanz ums goldene Kalb aufhören müsse.
Adveniat-Aktion 2008
Unter dem Motto "Gott wohnt in ihrer Mitte" steht das Thema Großstadtpastoral im Mittelpunkt der Adveniat-Aktion 2008. Lebten vor hundert Jahren nur zehn Prozent der Lateinamerikaner in Großstädten, sind es heute schon sieben von zehn. São Paulo und Mexiko-Stadt zählen zu den größten Metropolen der Welt, auch die Ballungsräume Rio de Janeiro, Buenos Aires, Lima und Bogotá haben mittlerweile rund zehn Millionen Einwohner. Zwischen 2015 und 2020 wird der städtische Bevölkerungsanteil in Lateinamerika sogar den der Vereinigten Staaten von Amerika überrundet haben, wo derzeit 80 Prozent in Städten leben. Die Städte wachsen durch Landflucht, aber auch zunehmend aus sich selbst heraus.
Weder für die Zugezogenen noch für die meisten Alteingesessenen ist das Leben in den großen Städten Lateinamerikas einfach. Die Industrialisierung hat weniger Arbeitsplätze geschaffen, als man dachte. Die meisten Zugewanderten versuchen, als Dienstleister im informellen Sektor Arbeit zu finden. Wohnraum ist knapp und teuer, infolgedessen wuchern Elendsviertel mit keiner oder minimaler Infrastruktur. In solchen "Armutsgürteln" leben mittlerweile bis zu zwei Drittel der Gesamtbevölkerung lateinamerikanischer Metropolen: eine Herausforderung auch für die katholische Kirche. Adveniat unterstützt seine Projektpartner, den besonders armen und gefährdeten Menschen in den Großstädten zu helfen. "Es geht dabei nicht um Almosen", unterstrich Adveniat-Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka. "Es geht darum, die Menschen zu befähigen, besser auf eigenen Füßen zu stehen und, gestärkt durch den Glauben, für mehr Gemeinschaft und eine gerechtere Gesellschaft zu kämpfen."
Mehr Informationen zur Weihnachtsaktion finden Sie auf www.adveniat.de. Fotos können Sie kostenlos unter der Rubrik "Presse" abrufen. Hier können Sie auch die Predigt von Bischof Felix Genn abrufen, außerdem stehen dort Hörfunk- und Videobeiträge für Sie bereit. Für Interviewwünsche und Informationen zu Veranstaltungen in Ihrer Nähe stehen Ihnen Verena Hanf und Christiane Kolfenbach im Adveniat-Medienreferat zur Verfügung: Tel.: 0201/1756-212, Fax: 0201/1756-222, E-Mail: presse@adveniat.de
Über Adveniat
Die Bischöfliche Aktion Adveniat unterstützt kirchliche Initiativen zu Gunsten von Armen und Benachteiligten in Lateinamerika. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen in Berlin (DZI) honoriert die gewissenhafte und effektive Arbeit der Aktion mit seinem Spendensiegel. Im vergangenen Geschäftsjahr (2006/2007) erzielte Adveniat Einnahmen in Höhe von rund 50 Millionen Euro. Die traditionelle Weihnachtskollekte macht knapp zwei Drittel der Spenden aus und ist damit zentrale Einnahmequelle. Mit den Einnahmen hat das Hilfswerk 3.347 Projekte in ganz Lateinamerika und der Karibik gefördert. Nur 6,26 Prozent der Einnahmen flossen in Werbung und Verwaltung.
Spendenkonto 345, BLZ 360 602 95 (Bank im Bistum Essen eG)
(Ende)Aussender: | ADVENIAT Bischöfliche Aktion |
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