pts20110607002 Politik/Recht, Auto/Verkehr

Eisenbahnnetz in Europa schrumpft weiter

Schieneninfrastruktur: Deutschland ist im EU-Vergleich Drittletzter


Berlin. (pts002/07.06.2011/06:00) Das Schienennetz in Europa schrumpft weiter. Das geht aus bisher unveröffentlichten Zahlen der EU-Kommission hervor, wonach das Eisenbahnnetz der EU 27 im Laufe der letzten zehn Jahre um 2,2 Prozent kürzer geworden ist. Im gleichen Zeitraum wuchs das europäische Autobahnnetz um 22 Prozent. Beim Netzabbau rangiert Deutschland mit einem Minus von 7,9 Prozent bei den Bundesschienenwegen an drittletzter Stelle. Nur Polen (minus 12,4 Prozent) und Lettland (minus 19,2 Prozent) schrumpften ihre Schieneninfrastruktur von 2000 bis 2009 noch stärker als Deutschland. "Diese Demontage ist trotz aller Sonntagsreden zur Förderung des Schienenverkehrs leider politisch gewollt", sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, und warnte davor, der Netz-Tochter der Deutschen Bahn AG die Schuld für den jahrelangen Aderlass in die Schuhe zu schieben. "Die Verantwortung für die Bundesschienenwege liegt beim Bund. Netzschrumpfung ist immer eine politische Entscheidung." Flege verwies darauf, dass im selben Zeitraum das deutsche Autobahnnetz mit einem Plus von 9,4 Prozent weiter kräftig gewachsen sei. "Die deutsche Politik setzt bis heute viel zu einseitig auf Asphalt."

Trotz der im EU-Durchschnitt rückläufigen Zahlen beim Eisenbahnnetz gibt es auch Länder mit deutlichem Netzwachstum. "Etliche Staaten in der Europäischen Union setzen ganz bewusst auf ein Wachstum ihrer Eisenbahntrassen", sagte Flege und nannte Spanien (plus 8,5 Prozent), Italien (plus 5,0 Prozent) oder Belgien (plus 3,1 Prozent). Sogar Frankreich habe nach einem dramatischen Schrumpfkurs bis zur Jahrtausendwende jetzt wieder ein zartes Wachstum von 2,2 Prozent an die EU gemeldet. Für Deutschland enthalte das EU-Ranking immerhin eine tröstliche Nachricht. "Nach der EU-Statistik hat sich das Netzschrumpfungstempo in Deutschland verlangsamt. Während der deutsche Staat im ersten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung noch 10,7 Prozent der Bundesschienenwege stillgelegt oder abgegeben hat, ist der Wert seit der Jahrtausendwende auf 7,9 Prozent gesunken", sagte Flege.

Nach Einschätzung der Allianz pro Schiene dürfte die seit Anfang 2009 geltende "Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung" für die bestehenden 34.000 Kilometer Bundesschienenwege eine weitere Verlangsamung der Netzschrumpfung bringen. "Die finanziellen Anreize in der Vereinbarung zwischen Bund und Deutscher Bahn sind so ausgestaltet, dass bis Ende 2013 maximal 2 Prozent des bestehenden Schienennetzes aus der Verantwortung des Bundes fallen dürfen. Das geht in die richtige Richtung, reicht aber noch lange nicht. Ziel muss es sein, dass das Schienennetz in Deutschland wieder wächst und nicht weiter schrumpft", sagte Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Flege.

(Ende)
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