Straßenbau zerstört Amazonas
Landspekulation im kleinen Stil als treibender Faktor
Gerodeter Regenwald: Oft Ergebnis von Landspekulation (Foto: FlickrCC/Gidsicki) |
Manaus (pte004/04.08.2011/06:15) Der Straßenbau und daraus entstehende Landspekulationen im kleinen Stil gehören zu den Hauptschuldigen daran, dass die Rodung des Amazonas-Regenwaldes weiter anhält. Das berichten Forscher vom Institut für den Schutz und die nachhaltige Entwicklung des Amazonas (IDESAM) http://www.idesam.org.br in der Zeitschrift "Ecology and Society". "Straßenbau gehört nachweislich noch immer zu den wichtigsten Gründen dafür, dass der Regenwald weiter zerstört wird", so Studienautor Gabriel Carrero.
Problem Kleinbauern
Die Forscher untersuchten die Ortschaft Apui im Bundesstaat Amazonas - just die Region Brasiliens, in der aktuell am meisten Waldfläche verloren geht. Die Stadt, die an der Transamazonica-Autostraße liegt, hat ihre Einwohnerzahl seit den frühen 90er-Jahren durch zuziehende Familien aus armen Grenzregionen im Süden verdreifacht. Gleichzeitig sind hier bereits 90 Prozent des einstigen Urwaldgebietes zu Weideland umgewandelt worden. Wie dieser Waldverlust im Detail geschah, verdeutlicht die Befragung von 83 Familien.
Die Landwirtschaft und Viehzucht auf den gerodeten Gebieten liefert für das Überleben zu wenig. Mindestens jede dritte Familie hat sich darauf spezialisiert, unberührte Urwaldgebiete, die offiziell noch keinen Besitzer haben, zu besetzen und zu roden. Nach einigen Jahren ziehen sie weiter, nachdem sie das Terrain zu einem hohen Preis an Großgrundbesitzer verkauft haben. Diese sind meist Großbauern, die Ländereien in Brasilien und Paraguay verkaufen, um in Amazonien große, zusammenhängende Gebiete zu erwerben.
Zu viel gesetzlicher Spielraum
Den Familien von Apui kann man keine Schuld geben, betont Carrero. "Sie kämpfen nur um die Besserung ihrer ohnehin bescheidenen Lebensbedingungen. Vielmehr ermöglichen es die Gesetze Brasiliens, Landtitel durch die Besetzung von Niemandsland im Urwald zu erhalten. Das leistet Spekulationen Vorschub." Treibender Faktor sei insbesondere auch der Straßenbau, zumal die Rodung von Wäldern entlang neuer Routen besonders viel Gewinn bringt.
Dass Infrastruktur-Errichtungen wie Straßen oder der geplante Megastaudamm Belo Monte das Überleben des Amazonas-Regenwaldes ernsthaft bedrohen, wird auch Erwin Kräutler, Träger des Alternativen Nobelpreises, nicht müde zu betonen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20101002008 ). Der Preis für den Verlust ist hoch: Grünpflanzen und Bäume binden weltweit ein Drittel der Menge des Treibhausgases, die jährlich durch die Verbrennung fossiler Treibstoffe entsteht - derzeit 2,9 Mrd. Tonnen CO2, berichten Forscher in der Zeitschrift "Science".
Originalstudie unter http://www.ecologyandsociety.org/vol16/iss2/art26/main.html
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