Europas Banken erteilen US-Kunden Abfuhr
Meldepflichten: Geldinstitute kündigen tausende US-Depotinhaber
Deutsche Bank: Keine Macht der Bürokratie (Foto: pixelio.de/Terramara) |
Washington/Brüssel (pte020/14.12.2011/12:15) Hohe Kosten und bürokratischer Aufwand bringen Europas Banken dazu, künftig auf US-Kunden zu verzichten. Amerikanische Finanzbehörden wollen Steuerschlupflöcher schließen und erhöhen Meldepflichten für ausländische Banken.
Seit diesem Jahr sind die Auskunftspflichten von ausländischen Banken in den USA verschärft worden. Sie müssen den Finanzbehörden noch detailliertere Meldungen von Wertpapiergeschäften ihrer Kunden vorlegen als zuvor. Die Deutsche Bank http://deutsche-bank.de und die zur italienischen Unicredit-Gruppe gehörende HypoVereinsbank http://hypovereinsbank.de haben die Wertpapierdepots mehrerer Tausend US-Depotinhaber gekündigt. Dies ergeht aus einem Bericht der Financial Times Deutschland.
Ab ersten Januar 2012 will die HypoVereinsbank keine Wertpapierdienstleistungen für Kunden mit Wohnsitz in den USA oder US-Nationalität mehr anbieten. Bis zum Jahresende sollen die bestehenden Depots gekündigt werden. Während die Deutsche Bank bereits 2011 Depots von US-Kunden abbauten, prüft die Commerzbank http://commerzbank.de noch, ob sie nachziehen wird. HSBC http://hsbc.com und Credit Suisse http://credit-suisse.com haben sich beide wegen zu hoher Kosten aus dem grenzüberschreitenden Geschäft mit US-Staatsbürgern zurückgezogen.
US-Kunden finden andere Wege
"Es ist hart für Europas Banken, denn sie sind gezwungen zuzustimmen. Gerade Institute in der Schweiz nehmen die Situation ungern hin", meint Wolfgang Gerke vom Bayerischen Finanz Zentrum http://bfz-ev.de gegenüber pressetext. "US-Kunden haben Motive, warum sie ihr Geld im Ausland anlegen. Ist es nicht Europa, dann werden es andere Länder sein wie Abu Dhabi oder die Cayman Islands", erklärt der Bankenexperte. Vielleicht wird auch zukünftig auf Großbritannien zurückgegriffen, was sich schon immer mehr an amerikanische Gegebenheiten angepasst hat.
Mittlerweile sind Auslandbanken bei Wertpapiergeschäften von US-Kunden verpflichtet, den individuellen Veräußerungsgewinn oder- verlust zu ermitteln. Getrennt nach kurzfristigen und langfristigen Erfolgen ist Gewinn oder Verlust dann zusammen mit weiteren Daten an die Finanzverwaltung zu melden. Zudem kommen Spezialvorschriften über die Anwendung von Quellensteuermäßigungen und Doppebesteuerungsabkommen.
US-Kapital soll amerikanisch bleiben
Hinter diesen Verschärfungen wird eine Rückholaktion von US-Kapital vermutet. Ausländische Geldanlagen werden durch die Auflagen höchst schwierig, was wiederum den amerikanischen Banken zugute kommt. Der Bundesverband deutscher Banken spricht von einem enormen Aufwand für die Institute. Zudem ist der Verband nicht froh über die Verschärfung.
Zukünftig will die amerikanische Regierung durch strengere Steuergesetze verhindern, dass US-Staatsangehörige über Geldanlagen im Ausland Steuern hinterziehen. Während sich Washington zusätzliche Einnahmen von 800 Mio. Dollar erhofft, befürchtet die Kreditwirtschaft Kosten in Millionenhöhe wegen der unnötigen Umstellung der Computersysteme.
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