pts20120724009 Politik/Recht, Forschung/Entwicklung

Kriminalität in Österreich: Warum Opfer nicht immer Anzeige erstatten

Projekt "Viktimisierung" zeigt, warum die Kriminalstatistik nicht lückenlos ist


Wien (pts009/24.07.2012/09:30) "Das hätte Zeit gekostet, das ist so viel Papierkram, das zahlt sich nicht aus", "Auf dem Schaden bleib' ich sowieso sitzen", "Es gibt keine Hoffnung auf Aufklärung". So oder so ähnlich erklären viele Menschen, die Opfer einer Straftat wurden, warum sie keine Anzeige erstattet haben. Die Folge ist eine Kriminalstatistik, die nur einen Teil der Kriminalitätswirklichkeit zeigt und sich daher auch nur eingeschränkt als Basis für die Verbrechensprävention eignet.

MAKAM Market Research hat im Rahmen von sechs Focus Groups Betroffene darüber diskutieren lassen, welche Motive für und welche gegen eine Anzeige sprechen.

"Das war's nicht wert"

Geringe Erfolgsaussichten, ein geringer Schaden, kein Anspruch auf Schadenersatz durch die Versicherung sowie der Zeitaufwand, den eine Anzeige mit sich bringt, sind häufig genannte Gründe, warum Opfer von Straftaten keine Anzeige erstatten. Insbesondere bei Bagatelldelikten erscheint den Betroffenen der Aufwand für eine Anzeige häufig unverhältnismäßig groß. Bei körperlichen Delikten können aber auch Angst und Scham die Betroffenen davon abhalten, den Vorfall bei der Polizei zu melden. Und neben der Auffassung, dass die Polizei sich um wichtigere Angelegenheiten kümmern solle, wollen manche Opfer auch einfach nichts mit der Polizei zu tun haben.

"Sonst hätt' die Versicherung nicht gezahlt"

540.007 Straftaten sind im Jahr 2011 in Österreich angezeigt worden. Darunter sind viele Personen, deren Eigentum beschädigt oder gestohlen wurde, und die der Versicherung eine Anzeige vorlegen müssen. Natürlich spielt auch die Hoffnung, dass der Täter geschnappt und der Besitzer das gestohlene Eigentum zurück erhält, bei der einen oder anderen Anzeige eine Rolle. Manche Betroffene legen auch Wert darauf, dass ihr Fall in der Kriminalstatistik erfasst wird, denn nur dann kann die Exekutive entsprechende Maßnahmen zur Verbrechensprävention setzen. Leider wird dieser Zusammenhang zwischen Kriminalstatistik und Prävention nicht von allen erkannt, weshalb Projekte wie "Viktimisierung" von großem Nutzen für die Entscheidungsträger sind.

Zum Projekt "Viktimisierung"
Die Focus Groups fanden als Teil des Projekts "Viktimisierung" statt, welches in Zusammenarbeit mit der Sicherheitsakademie im BM.I durchgeführt wird und durch das Sicherheitsforschungsprogramm KIRAS finanziert wird. Eine österreichweite repräsentative CATI-Befragung (n=10.000) wird derzeit durchgeführt. Die Umfrageergebnisse ermöglichen unter anderem eine Quantifizierung der in den Focus Groups getätigten Einzelaussagen sowie eine vergleichende Analyse des Hell- und Dunkelfelds der österreichischen Kriminalität.

(Ende)
Aussender: MAKAM Market Research GmbH
Ansprechpartner: MMag. Ilona Reindl
Tel.: 877 22 52
E-Mail: office@makam.at
Website: www.makam.at
|