ptp20140819009 Politik/Recht, Forschung/Entwicklung

Fracking - ein Modewort - wie Fucking!

Seriöser Wirtschafts-Professor - harte Worte zum Thema Fracking in Deutschland


Brodersby (ptp009/19.08.2014/09:15) Prof. Dr. James Bruton ist im Krisenmanagement und CSR- bzw. Green-Controlling tätig und hat einen Lehrauftrag an der Universität Flensburg für Wirtschaftsethik http://www.james-bruton.de . Daher bringen ihn die aktuellen Diskussionen zum modernen und scheinbar coolen Thema Fracking in Deutschland so in Rage: "Es ist unglaublich, Fracking wird heute so lässig dahingesagt - dabei ist es für mich ein Schimpfwort wie Fucking. Alles ist auf Beruhigung aus und natürlich hat niemand vor, das Grundwasser zu verunreinigen. Niemand. Auch nicht CDU-Fraktionsvize Dr. Michael Fuchs im Spiegel-Interview in der Ausgabe von dieser Woche. Aber die schockierenden Erfahrungen mit brennendem Wasser in Hunderten Wasserhähnen in Amerika und verseuchtem Wasser zeigen mir ethisch eines ganz klar: don't frack around with future generations!"

Wie meinte CDU-Fraktionsvize Fuchs im Spiegel-Interview: "Ich sage ja nicht, dass man einfach wild drauflosbohren soll, auch ich will kein verunreinigtes Grundwasser. Aber sollen wir diese Möglichkeit, heimische Gasreserven zu nutzen, wirklich ganz abschreiben, gerade angesichts der sich verschlechternden Beziehungen zu Russland?" Prof. Dr. Bruton ist empört: "Abschreiben? Wo kämen wir denn da hin? Machen heißt die Devise. Wie eben Helmuth Kohl den unpopulären Nato-Doppelbeschluss durchgesetzt hat. Das waren politische Führer, keine Zauderer. Keine Politiker, die moralische Bedenken hegten." Prof. Dr. Bruton stört, dass eine Frage im Interview von Fuchs gar nicht beantwortet wird: "Ist es nicht das gute Recht von Politikern, Entscheidungen auch an moralischen Kriterien festzumachen?" Stattdessen verweist Herr Fuchs auf Herrn Gabriel und ein weiteres Problem, das "ins gleiche Bild" passe, namentlich die "Zertrümmerung der deutschen Rüstungsindustrie", die, so viel er wisse, nicht in der Koalitionsvereinbarung steht.

Prof. Dr. Bruton: "Ach so! Die Frage ist gleichwohl bedeutsam: Sollen Politiker denn moralische Kriterien in ihre Entscheidungsfindung einfließen lassen? Ja, sie sollen!" Für Prof. Dr. Bruton sind politische Entscheidungen wie unternehmerische Entscheidungen, nur auf unterschiedlichen Ebenen der Verantwortung. Wenn Wirtschaftsethiker Urteile und Entscheidungen vom kritischen Standpunkt aus fordern, meinen sie eben genau das: die Einbeziehung von Ethik, um die Moral zu beleuchten. Doch genau das macht die Entscheidungsfindung mühsam, langsam, demokratisch. Für politische Macher vom Schlage eines Herrn Fuchs hat es einen Ruch von "dekadenter Gesellschaft"; es streut gleichsam Sand ins Getriebe des politischen Alltags zwischen dem Lobbyismus und dem Schielen nach der sich wandelnden Stimmung des Souveräns.

Prof. Dr. James Bruton: "Meine eigentliche Botschaft: Unternehmen handeln nicht automatisch nach ethischen Grundsätzen und wenn man sich das Mäntelchen von CSR und Nachhaltigkeit umhängen will, dann sollte das auch durchdacht und vor allem auch Überprüfungen standhalten - sonst wird es peinlich. Aber die meisten Unternehmen zäumen das Pferd von hinten auf. Es geht zunächst nicht um KPIs und Berichterstattung. Vorher muss die CSR-Strategie klar abgesteckt werden, wie man den Fortschritt misst und darüber berichtet ist dann eine natürliche Folge. Es gibt sehr viel Forschung vor allem in den USA zu CSR. Nur kennen hierzulande die Wenigsten die praktischen Konsequenzen für das unternehmerische Handeln. Und beim Modewort Fracking - da wird halt lustig darauf losgeredet, was einem die Herren Lobbyisten von der Industrie zuflüstern."

Fuck the Fracking!
Was uns zum Fracking zurückbringt. Für Prof. Dr. Bruton ist die Gewinnung von Erdgas aus Gesteinsschichten unterhalb des Grundwassers durch hydraulic fracturing aus gutem Grund so umstritten. Denn die eingepumpten Chemikalien sind laut unzähligen wissenschaftlichen Gutachten krebserregend und erbgutverändernd. Die Chemikalien dienen unter anderem dazu, Korrosion oder das Wachstum mikrobieller Biofilme an den Förderanlagen zu vermeiden. Das Risiko der Grundwasserverseuchung kann nach dem Stand der Technik daher niemals gänzlich ausgeschlossen werden und so empfiehlt etwa das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung angesichts dieser Risikodimension eine Herangehensweise in sehr vorsichtigen Schritten. Prof. Dr. Bruton: "Abschreiben ist also nicht das Thema, aber einfach mal machen ebenso wenig. Wenn Politiker und Unternehmer sich hierfür die notwendige Zeit nehmen, ist das klug und sittlich richtig. Daher nochmal und ganz klar meine Sicht der Dinge in Bezug auf diese Form der Energiegewinnung: "Don't frack around with future generations!"

Infos zu Prof. Dr. Bruton
Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind Krisenmanagement, Interimsmanagement, CSR-Controlling, Beratung bei Investitionen in Irland sowie Entrepreneurship und Start-up sowie allgemeine steuerliche Beratung. Prof. Dr. Bruton leitet regelmäßig Kurse im International Management, sowie in Kostenrechnung im dualen Bachelorstudium an der Berufsakademie Schleswig-Holstein. Außerdem hat er einen Lehrauftrag an der Universität Flensburg für Wirtschaftsethik und betreut dort auch Masterarbeiten. http://www.james-bruton.de
james.bruton@online.de

(Ende)
Aussender: Gmeiner Alois - Der Werbetherapeut
Ansprechpartner: Alois Gmeiner
Tel.: +43 1 3320234
E-Mail: ideenmanufaktur@chello.at
Website: www.werbetherapeut.com
|