Der Franken bleibt unter Aufwertungsdruck
Expertenmeinung: Gerhard Massenbauer zur Aufhebung der Untergrenze EUR/CHF
Gerhard Massenbauer (Copyright: Massenbauer Beratungs- und VerlagsGmbh) |
Wien (pts018/16.01.2015/18:55) Die Aufhebung der Wechselkursuntergrenze EUR/CHF bei 1,20 hat gestern Vormittag binnen weniger Minuten zu einem Kursanstieg des Franken um 43 Prozent geführt - eine Entwicklung, die von Österreichs führendem Währungsexperten, Mag Gerhard Massenbauer, als einzigem angekündigt worden war. Im Jahr 2014 hat er wiederholt öffentlich auf die Möglichkeit von Kursen bis 80 Rappen hingewiesen. Nur die Frage des Timings ließ er aufgrund der politischen Natur einer derartigen Entscheidung offen. Dass diese Kursbildung binnen 15 Minuten erfolgte, hat selbst ihn überrascht.
"Dafür hätte ich einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen angenommen, selbst der im letzten Jahr kollabierte Rubel hatte keine größeren Tagesverluste als 15 bis 20 Prozent gehabt und der Tag dauert acht Stunden!"
Die Devisenmärkte haben gezeigt, dass auch eine Notenbank nicht ewig manipulieren kann. "Der Franken kann weiter steigen", sagt der Mann, der 2012 auf den dann später erfolgten Verfall des Yen hinwies - seitdem minus 30 Prozent - und bereits im Sommer 2014 den festen US-Dollar zum Euro ankündigte (bei 1,35).
Im Unterschied zu vielen Bankanalysten, die keine Gefahr für einen solchen Schwellenbruch gesehen hatten, denkt Massenbauer nicht, dass der Franken sich in wenigen Wochen bei 1,10 einpendeln wird, sondern - im Gegenteil - noch einmal stark aufwerten könnte. Die Schweizerische Nationalbank hat dem Markt drei Jahre lang zeigen wollen, dass sie es "mit allen aufnimmt". Jetzt zeigen ihr alle, dass dieses Match nicht zu gewinnen ist.
Dazu Massenbauer: "Wir gehen davon aus, dass der Franken latent unter Aufwertungsdruck bleibt. Sollte die EZB die Schleusen öffnen und dazu noch ein Grexit eintreten, kann der Euro neuerlich 80 Rappen erreichen oder gar noch tiefere Kurse". Die Folgen dieser fatalen Entscheidung der SNB werden als Warnung in die Wirtschaftsgeschichte eingehen: "Andere Notenbanken, die die Giftküche betreiben, sollten gewarnt sein: Am Ende haben sie es auch nicht in der Hand."
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