Österreicher schieben Unfallschutz auf lange Bank
ÖVM: Gesetzliche Unfallversicherung gilt nur am Arbeitsplatz
Wien (pts019/19.03.2015/16:15) In Österreich herrscht großer Aufholbedarf bei privaten Unfallversicherungen. Laut aktuellen Schätzungen des Österreichischen Versicherungsmaklerrings (ÖVM) verfügen nur 40 Prozent aller Männer und gerade einmal 20 Prozent der Frauen über einen privaten Unfallschutz. "Das Bewusstsein ist in den vergangenen Jahren zwar gestiegen, schlägt sich aber am privaten Versicherungsmarkt nicht wirklich nieder", erklärt der Salzburger ÖVM-Landesvorsitzende Alexander Gimborn. http://oevm.at
Die Risiken, die in der Freizeitgestaltung und im eigenen Haushalt lauern, werden laut Gimborn stark unterschätzt. Allein in den Frühjahrswochen verletzten sich in Österreich beim Hausputz rund 3.700 Personen derart schwer, dass sie den Weg ins Krankenhaus antreten müssen, so das Kuratorium für Verkehrssicherheit. Das sind pro Tag mehr als 60 Verletzte. "In diesen Fällen greift die gesetzliche Unfallversicherung nicht", gibt der Versicherungsprofi Gimborn zu bedenken.
Gefahren lauern im Alltag
Pro Jahr ereignen sich in Österreich 800.000 bis 850.000 Unfälle, zwei Drittel davon in der Freizeit. Die gesetzliche Unfallversicherung deckt allerdings nur jene Unfälle ab, die während der Arbeit und auf dem Weg von und zur Arbeit passieren. Ausgehend von einem ASVG-Versicherten zahlt nur der Arbeitgeber in die gesetzliche Unfallversicherung für seinen Mitarbeiter ein. Sogar die Mittagspause ist vom gesetzlichen Versicherungsschutz ausgenommen sofern der ordentliche Arbeitsplatz verlassen wird. Das heißt, jedem Arbeitnehmer fehlt in seiner Freizeit der gesetzliche Unfallschutz. Ausgehend von einer 40-Stunden-Woche beträgt dieser Zeitraum 128 Stunden pro Woche.
"Die finanziellen Risiken sowie der Leistungsumfang der gesetzlichen Unfallversicherung werden großteils noch immer nicht richtig eingeschätzt", warnt Gimborn. "Man muss kein Fallschirmspringer oder Downhill-Biker sein, damit eine private Unfallversicherung Sinn macht." Meistens handle es sich um recht "banale" Unfälle innerhalb der eigenen vier Wände - vom Ausrutschen auf feuchtem Boden über das Stürzen von der Leiter bis hin zum Stolpern über das Staubsaugerkabel. Nicht minder gefährlich ist die Gartenarbeit: Sie fordert circa 11.500 Unfallopfer pro Jahr.
Unfallschutz schon ab 25 Euro pro Monat gegeben
Entscheidet man sich für privaten Unfallschutz, ist professionelle und seriöse Beratung unumgänglich. Wichtig ist, dass sich die Versicherung an den jeweiligen Bedürfnissen orientiert. Bei der Wahl der Höhe der Versicherungssumme sollten möglichst alle Faktoren mit einbezogen werden, um einerseits unnötige Kosten zu vermeiden, aber gleichzeitig effektiv geschützt zu sein. Dabei spielen Alter, Familienstand, Hobbys, Wohnsituation, finanzielle Verbindlichkeiten und vieles mehr eine Rolle.
"Erwachsene bekommen schon ab 25 bis 30 Euro pro Monat bedarfsorientierten Schutz. Auch Babys und Kleinkinder sind mit hohen Versicherungssummen wirklich günstig in Deckung zu bringen", sagt Gimborn. Eine klassische Unfallversicherung zahlt einen festgesetzten Betrag, wenn durch einen Unfall Dauerfolgen entstehen, abhängig vom Prozentsatz der Invalidität. Ebenso können Heilungs- und Bergungskosten sowie kosmetische Operationen mitversichert werden.
Kritik an Prämienrückgewähr
Während der Salzburger ÖVM-Landesvorsitzende die private Unfallversicherung für jeden von der Geburt bis ins Pensionsalter als "existenziell wichtig" betrachtet, lehnt er sogenannte Zahlscheinpolizzen strikt ab. Diese kosten meist fünf bis sieben Euro pro Monat und sind jedes Jahr zu Kindergarten- bzw. Schulbeginn dem Elternbrief beigelegt. "Die Versicherungssummen sind hier nur minimal", erklärt Gimborn. Kritisch sieht er auch die Prämienrückgewähr. "So etwas macht die Versicherung nur intransparent und teuer." Vielmehr sollte man über eine vernünftige Dauerinvaliditätssumme ab 20 Prozent aufwärts, eine Unfallrente sowie über Unfall- und Rückholkosten nachdenken."
Information:
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