pts20160517023 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Mit der richtigen Ernährung gegen Killer Nr. 1: Bluthochdruck

Millionen von Schlaganfällen weltweit vermeidbar - mit mehr Kalium und weniger Salz


Heidesheim am Rhein (pts023/17.05.2016/11:00) Dr. Jacobs Institut für komplementärmedizinische Forschung informiert: Weltweit stirbt jeder Zweite an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die wichtigste Ursache dafür ist: Bluthochdruck. Ab dem 55. Lebensjahr beträgt die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des weiteren Lebens an Bluthochdruck zu erkranken, 90 % (Vasan et al., 2002). Bluthochdruck hat inzwischen sogar Rauchen als Hauptrisikofaktor für einen vorzeitigen Tod abgelöst und wird für nahezu 13 % aller Todesfälle verantwortlich gemacht (GBD, 2010).

Das ist erschreckend und unnötig, denn der Mensch ist das einzige Säugetier mit Bluthochdruck. Bluthochdruck ist eine Folge unserer Ernährungsweise und wäre damit komplett vermeidbar - ebenso wie die zahllosen Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Todesfälle, die er verursacht.

Bluthochdruck wird meistens nicht als eine schwerwiegende Erkrankung wahrgenommen, da der Leidensdruck oft fehlt. Wie auch bei Übergewicht, wenn man jedes Jahr 300 bis 400 Gramm an Gewicht zunimmt, entwickelt diese Erkrankung sich meist schleichend. Bei der sehr häufigen leichten Form der Hypertonie kann eine gesunde natriumarme, kaliumreiche Ernährung einem Schlaganfall und Herzinfarkt besser vorbeugen als Medikamente.

Bei hoch-normalem Blutdruck (< 140/90 mmHg) und bei leichter Hypertonie (< 160/90 mmHg) ist eine Ernährungsumstellung auf eine natriumarme, kaliumreiche Kost im Sinne der DASH (Dietary Approaches to Stop Hypertension)-Diät sehr wirkungsvoll. Nicht ohne Grund gilt die DASH-Diät in den USA als die insgesamt beste Gesundheitsdiät und als die beste Ernährungsform für Diabetiker: http://health.usnews.com/best-diet . Sie ist inzwischen die wissenschaftlich am besten belegte gesunde Ernährungsweise und wird in den USA als einzige Diät auch offiziell empfohlen.

Das natürliche Natrium-Kalium-Verhältnis

Vor der Entwicklung der Landwirtschaft haben die Menschen täglich nur 0,8 g Natrium, aber 10,5 g Kalium zu sich genommen (Eaton et al., 1997). Heute dagegen essen wir Deutschen laut der korrigierten Daten der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS 2) im Schnitt nur ca. 3,4 g Kalium, dafür aber 3,1 g Natrium (Pressemitteilung des MRI vom 26.03.13). Der tatsächliche Natriumverzehr liegt aber vermutlich noch deutlich höher, wenn zusätzlich die Natriumausscheidung über Urin (Elliot und Brown, 2006) und Schweiß berücksichtigt werden.

Im Verhältnis zu den Medianwerten der NVS 2 hat sich im Vergleich zur ursprünglichen Ernährung der Menschen das molare Verhältnis von Kalium zu Natrium um den Faktor 12 zugunsten von Natrium verschoben. Immer mehr Studien zeigen, dass ein hohes Kalium-Natrium-Verhältnis vermutlich wichtiger ist als eine alleinige Salzreduktion (Natrium). Denn die Salz-Sensitivität, das heißt, ob eine Person bei einer zu hohen Kochsalzzufuhr mit einer Erhöhung des Blutdrucks reagiert, hängt insbesondere vom Kaliumstatus der jeweiligen Person ab (Morris et al., 1999).

Offizielle Empfehlungen zur Kalium- und Natriumzufuhr

In der EU liegt die empfohlene Tagesdosis für Kalium bei 2000 mg. Aufgrund der Bedeutung für die Blutdruckregulation ist dies zu niedrig. Das höchste wissenschaftliche Gremium der USA (Food and Nutrition Board, FNB) wie auch die American Heart Association (AHA) erachten unter Gesundheitsaspekten für Erwachsene 4,7 g Kalium pro Tag als notwendig (FNB, 2004; AHA, 2016), um Bluthochdruck, Schlaganfall und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Die Natriumzufuhr sollte laut AHA auf maximal 1,5 g (= 3,75 g Salz) pro Tag reduziert werden (AHA, 2015). In Deutschland erreichen über 75 % der Männer und 90 % der Frauen die Kalium-Empfehlung nicht. Die Natrium-Empfehlung wird hingegen von 95 % der Männer und 90 % der Frauen stark überschritten.

Gut belegt ist, dass es nicht nur auf Natrium und Kalium, sondern auch auf deren Bindungspartner ankommt. Die schädlichen Natriumwirkungen betreffen vor allem Natriumchlorid (= Kochsalz). Bei der Kaliumzufuhr kommt es vor allem auch auf basenbildende Kaliumverbindungen wie Kaliumcitrat (enthalten in Gemüse und Obst) oder Kaliumhydrogencarbonat an. Das Chlorid-Bikarbonat-Verhältnis hat sich in unserer Ernährung übrigens ebenso stark verschoben wie das Natrium-Kalium-Verhältnis (Frassetto et al., 2001).

Warum vor Kalium oft fälschlich gewarnt wird und die meisten viel mehr davon brauchen

Gemüse, Kräuter, Obst und Nüsse sind gute Kaliumlieferanten und enthalten gleichzeitig wenig Natrium. Die häufigste Kaliumverbindung in Gemüse und Obst ist Kaliumcitrat. Doch nur 10 % der Deutschen erreichen die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen 5 Portionen Gemüse und Obst am Tag. Wird zu wenig Kalium über die Nahrung aufgenommen, ist - gerade bei Bluthochdruck - eine Nahrungsergänzung mit Kalium sinnvoll.

Eine Studie von Ascherio et al. (1998) mit 43.738 Teilnehmern über acht Jahre zeigte: Kaliumsupplemente senkten bei Hypertonikern das Schlaganfallrisiko um 58 %, auch wenn der Blutdruck dadurch nicht wesentlich sank. Magnesiumsupplemente senkten das Risiko um 25 %. Bei Personen, die neben Diuretika (wie z. B. Thiazide und Schleifendiuretika, die die Kaliumausscheidung erhöhen) auch Kaliumsupplemente einnahmen, konnte das Schlaganfallrisiko sogar um 64 % gesenkt werden.

Durch einen Kaliummangel steigt auch das Risiko für Herzarrhythmien. Ein Mangel an Kalium ist dadurch mit vielen Herzerkrankungen assoziiert (Houston, 2011). Viele Diuretika führen zu einem erhöhten Risiko für Arrhythmien (Cohen et al., 1987). Besonders bei einer Einnahme von Diuretika können sich niedrige Kaliumspiegel negativ auswirken, denn in Zusammenhang mit Vorhofflimmern konnte sogar ein 10-fach erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall festgestellt werden (Green et al., 2002). Die große Metaanalyse von Larsson et al. (2011) aus zehn unabhängigen prospektiven Studien zeigt, dass dieser Effekt kein Einzelfall ist: Im Durchschnitt konnte das Risiko für einen Schlaganfall pro Verzehr von 1000 mg Kalium/Tag um 11 % gesenkt werden. Dies ist nur eine kleine Auswahl aus tausenden von Studien.

Trotz der klaren Studienlage haben Ärzte im Medizinstudium meistens nur die gefährlichen Auswirkungen von Kalium bei bestimmten Patientengruppen gelernt. In Deutschland ist die DASH-Diät noch wenig bekannt, obgleich sie weltweit zu den wichtigsten Grundempfehlungen der Ärzte und Ernährungswissenschaftler bei Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht gehört. Ein zentrales Ziel in der täglichen Ernährung besteht dabei darin, maximal 5 g Salz und mindestens 4,7 g Kalium zu sich zu nehmen.

Die WHO-Empfehlung

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat aufgrund der überwältigend klaren Studienlage ihre Richtlinien geändert: mindestens 3,5 g Kalium täglich (WHO, 2012), maximal 2 g Natrium (5 g Salz) am Tag (WHO, 2013). Dies entspricht einem molaren Verhältnis von 1:1. Wer mehr als 2 g Natrium verzehrt - und das tut fast jeder - sollte mehr als 3,5 g Kalium essen. Grund für die Entscheidung war eine große Metaanalyse im Auftrag der WHO (Aburto et al., 2013). Das Ergebnis: Der systolische Blutdruck wird bei einer Kaliumaufnahme von 90-120 mmol/Tag (entspricht 3510-4680 mg) im Schnitt um 7,16 mmHg reduziert. Auch das Schlaganfallrisiko sinkt deutlich. Weiter stellt die WHO fest: Eine erhöhte Kaliumaufnahme über die Nahrung oder in Form von Supplementen hatte bei Erwachsenen zudem keine negativen Auswirkungen auf Nierenfunktion, Blutfette oder Catecholamin-Konzentrationen.

Für Personen, deren Nierenfunktion nicht durch Krankheit oder medikamentöse Behandlung beeinträchtigt wird, ist eine Erhöhung der Kaliumzufuhr über die Nahrung ungefährlich. Personen mit beeinträchtigter Kaliumausscheidung über die Nieren sind bei einem erhöhten Kaliumkonsum gefährdet, eine Hyperkaliämie, also eine gesundheitsschädlich erhöhte Kaliumkonzentration im Serum, zu entwickeln. Dieses Risiko ist jedoch auf diese Patienten beschränkt, von denen die meisten unter ärztlicher Betreuung stehen.

Gehen wir von diesen WHO-Empfehlungen aus, Kalium und Natrium im molaren Verhältnis von mindestens 1:1 zu verzehren, ergibt sich z. B. bei einem tatsächlichen mittleren Verzehr von 4,5 g Natrium (Elliott und Brown, 2006) die Notwendigkeit, im Mittel 7,6 g Kalium aufzunehmen - fast das Vierfache der allgemein in Deutschland und der EU geltenden Empfehlungen. Ein gesundes Natrium-Kalium-Verhältnis ist daher nur durch die Kombination beider Maßnahmen - mehr Kalium und weniger Natrium - im Alltag zu erreichen.

Einzelne staatliche Behörden in Europa

möchten die tägliche Kaliumaufnahme durch staatliche Mittel auf 500 mg pro Tag begrenzen, was in etwa dem Kaliumgehalt einer Banane entspricht. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, über Supplemente nicht mehr als 1000 mg Kalium am Tag aufzunehmen und schlägt als Höchstmenge in Nahrungsergänzungsmitteln 500 mg Kalium pro Tagesdosis vor (Domke et al., 2004). Diese Empfehlung basiert darauf, dass bestimmte nierenkranke Patienten Probleme mit der Kaliumausscheidung haben. Für die meisten Menschen sind jedoch höhere Kaliummengen kein Problem: Unser Körper ist aufgrund unserer ursprünglich sehr kaliumreichen Ernährung seit Urzeiten daran gewöhnt, hohe Kaliummengen effizient über die Nieren auszuscheiden. Eine Auswahl an Kalium-Supplementierungsstudien in Sebastian et al. (2006) zeigt, dass bei normaler Nierenfunktion auch Mengen von 15,6 g Kalium am Tag gut vertragen werden.

Wie übervorsichtig das BfR ist, zeigen die Bewertungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und des Food and Nutrition Board (FNB) in Bezug auf Kalium. Das FNB ist in den USA das höchste wissenschaftliche Gremium zu Ernährungsfragen. Sowohl EFSA (EFSA, 2005) als auch FNB (FNB, 2004) setzen für den täglichen Verzehr von Kalium keine Obergrenze fest. Die präventive Wirkung einer erhöhten Kaliumzufuhr ist enorm und seit langem bekannt: "Das Food and Nutrition Board der USA und Kanada erachtet unter präventiven Aspekten für alle Erwachsene einen Adequate Intake (AI) von 4,7 g/Tag (120 mmol/Tag) als angemessen. Diese Kaliummenge (aus der Nahrung) ist aufgrund neuer Erkenntnisse erforderlich, um solchen chronischen Erkrankungen oder Bedingungen wie erhöhter Blutdruck, Kochsalzsensitivität, Nierensteine, Verlust an Knochenmasse oder Schlaganfälle vorzubeugen, zu vermindern oder zu verzögern." (Domke et al., 2004)

Die empfohlene Kaliummenge wird von über 80 % der Deutschen nicht erreicht. Ein kaliumreiches Nahrungsergänzungsmittel wäre hier daher sinnvoll und empfehlenswert. Denn im Durchschnitt fehlen in der täglichen Ernährung der Deutschen etwa 1,3 g Kalium.

Über das Dr. Jacobs Institut für komplementärmedizinische Forschung
Das Dr. Jacobs Institut für komplementärmedizinische Forschung http://www.drjacobsinstitut.de hat sich zum Ziel gesetzt, ganzheitliche Zusammenhänge in der Ernährungs- und Naturheilkunde wissenschaftlich aufzuklären.

Pressekontakt:
Dr. rer. nat. Susanne Cichon (Ernährungswissenschaftlerin)
Egstedterstraße 46
55262 Heidesheim am Rhein
E-Mail: drcichon@drjacobsinstitut.de

(Ende)
Aussender: Dr. Jacobs Institut für komplementärmedizinische Forschung
Ansprechpartner: Dr. Susanne Cichon
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