pts20160614008 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Bibliothek der leeren Bücher

Club Tirol im CeMM: Innovationsklima zwischen Wissenschaft und Kunst


Wien/Innsbruck (pts008/14.06.2016/09:15) Freie Grundlagenforschung in medizinischem Umfeld, um neue Therapie- und Diagnoseansätze vor allem bei Krebs, Entzündungen und immunologischen Erkrankungen zu entwickeln, damit profiliert sich das CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften seit Jahren international unter seinem charismatischen wissenschaftlichen Leiter, Univ. Prof. Dr. Giulio Superti-Furga. Im Zentrum der Diskussion beim Club Tirol-Besuch stand jedoch Superti-Furgas bemerkenswerte Strategie, Innovationsklima bewusst mit Unterstützung von Künstlern zu entwickeln. Überzeugend: die neue CeMM Time Capsule als Befreiungsraum von tagtäglichem Leistungsdruck. Superti-Furga, Künstler Martin Walde und Club Tirol-Kunstexperte Stefan Rothleitner stellten sie vor.

Ein Bibliothek-Oval, das einer Tablette ähnelt, mit 13.000 vollkommen leeren Notizheften in 20 Farben, die mit der Zahl der Aminosäuren assoziiert sind, die im menschlichen Genom kodiert sind. Künstler Martin Walde hat mit seiner Time Capsule eine Bibliothek für zweckfreie, zwanglos einzutragende Inhalte eingerichtet, ein langfristiges Gedächtnis des CeMM, geschaffen als "Befreiungsraum" für Wissenschaftler. Hier kann jeder abschalten oder auf 1,6 Mio. Seiten Notizen hinterlassen. Inhalte können - wenn überhaupt - nur zufällig aufgefunden werden.

"Wir versuchen, die Welt neu zu sehen und neue Möglichkeiten anzudenken", sagt Superti-Furga. Im CeMM pflegt er bewusst eine "Kreativitäts-Kultur", damit Denkraum für neue Ideen entsteht. Das beginnt schon mit der Glasfassade des Tirolers Peter Kogler und führt weiter zum Sitzungsraum "Brain Lounge", wo es bewusst darum geht, querzudenken und neue Perspektiven einzunehmen. Daran mitgestaltet haben unter anderen die Tiroler Künstler Thomas Feuerstein, Peter Kogler, Martin Walde und Esther Stocker.

Dass die Kreativ-Strategie offenbar aufgeht, zeigen die Leistungen des CeMM in der Grundlagenforschung. Ein großes Anliegen ist dem Forschungszentrum Transparenz und ein offener Dialog mit der Gesellschaft. Mit Projekten wie "Genom Austria" möchte das Institut eine Plattform für die Auseinandersetzung mit der Technologie der Genomsequenzierung und möglichen Auswirkungen schaffen: "Wir können Genome nicht nur lesen, sondern inzwischen auch verändern", erläutert Superti-Furga das Potential und den gesellschaftlichen Diskussionsbedarf. "Das ist das erste Mal in der Geschichte des Lebens, dass sich eine Spezies selbst verändern kann - als würde sich ein Computer selbst programmieren!"

Mit 140 Mitarbeitern, darunter 110 ForscherInnen und einem Jahresbudget der ÖAW von 8,5 Mio. Euro sowie 5,6 Mio. Euro Drittmittel erforscht das CeMM unter anderem die molekularen Ursachen von Krebs und schafft die Basis für präzise Diagnosen und personalisierte Anti-Tumor-Therapien. Begeistert zeigten sich die Besucher vom Wirkungstest für Medikamente. "Wir haben eine Bibliothek aller zugelassenen Wirkstoffe und können mit Unterstützung eines Roboters testen, welches Medikament bei welcher molekularen Krankheitsursache wirkt", sagt Superti-Furga.

Im Namen des Club Tirol bedankte sich Präsident KR Mag. Julian Hadschieff für die eindrucksvolle Präsentation und die herzliche Gastfreundschaft.

Das CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist eine internationale, unabhängige und interdisziplinäre Forschungseinrichtung für molekulare Medizin unter wissenschaftlicher Leitung von Giulio Superti-Furga. "Aus der Klinik für die Klinik" - das CeMM orientiert sich an den medizinischen Erfordernissen und integriert Grundlagenforschung sowie klinische Expertise um innovative diagnostische und therapeutische Ansätze für eine Präzisionsmedizin zu entwickeln. Die Forschungsschwerpunkte sind Krebs, Entzündungen, Stoffwechsel und Immunstörungen sowie seltene Erkrankungen. Das Forschungsgebäude des Institutes befindet sich am Campus der Medizinischen Universität und des Allgemeinen Krankenhauses in Wien.

Der Club Tirol. ist das Business-Netzwerk der TirolerInnen im Raum Wien mit derzeit 250 Mitgliedern und einem großen Netzwerk in Wien.

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