Spielerhilfe fordert Abgeordnete des Nationalrates auf, sich umgehend für lückenlosen Spielerschutz einzusetzen
Zeit drängt - Das Leid von Spielsüchtigen darf nicht länger eine untergeordnete Rolle spielen
Aufforderung an die Politik (Foto: Shutterstock) |
Wels (pts008/09.03.2020/09:00) Die Causa rund um die Casinos Austria AG hat sich medial in den letzten Wochen wieder etwas beruhigt, der Untersuchungsausschuss wird demnächst starten. Noch immer vermissen wir als Verein für Spielerschutz-Themen eines ganz klar: Die Verbesserung der Schutzmechanismen in Österreich.
Vieles ist wichtiger, nur der Schutz wird letztklassig behandelt
Finanzminister Blümel sprach in der letzten "Pressestunde" vor einer Woche von einem notwendigen "Österreich-Paket" für die Casinos Austria AG, da es schließlich um mehr als 3.000 Jobs und wichtige Steuereinnahmen für den Staat des österreichischen Traditionsbetriebes handle. Die Generaldirektorin der Casinos Austria, Bettina Glatz-Kremsner, sieht bis heute keine Notwendigkeit für eine Stellungnahme zum mangelhaften Spielerschutz in ihrem Unternehmen.
Kein effektiver Spielerschutz
Alles scheint wichtiger für die politische Landschaft in Österreich, als das durch die Glücksspielanbieter, darunter auch die Casinos Austria selbst, entstehende Leid und den Verlust von Existenzen vorzugehen. Bis heute existiert weder bei den Casinos Austria, noch in Österreich gesamt, ein vernünftiger beziehungsweise effektiver Spielerschutz.
Legal ist gut, illegal ist böse
Seitens ÖVP und FPÖ ist ein gerne verwendetes Argument, sobald das Thema Spielerschutz aufkommt, dass die illegalen Anbieter das eigentliche Problem sind. Dem entgegnen wir jedoch ganz entschlossen: Das ist schlicht und einfach eine Nebelgranate. Denn solange bei den Casinos Austria kein lückenlos funktionierender Spielerschutz existiert, ist diese keinen Millimeter besser als ein illegaler Aufsteller.
Nationalratsabgeordnete zu schnellem Handeln aufgefordert
Am Wochenende haben wir daher alle Nationalratsabgeordneten schriftlich dazu aufgefordert, umgehend für einwandfreien Spielerschutz in Österreich zu sorgen. Es kann nicht länger sein dass der Glücksspielbetreiber selbst für die Spielerschutz-Agenden verantwortlich ist. Es gehört hier umgehend ein lückenlos funktionierendes Spielerschutz-System eingeführt, welches von einer neutralen und unabhängigen Einrichtung betrieben werden muss, bei der alle Daten der einzelnen Spieler zusammenlaufen. Denn nur diese kann aus unserer Sicht neutrale Entscheidungen anhand wirtschaftlicher Daten und Fakten treffen.
Ein Betreiber von Glücksspiel steht immer der Frage gegenüber: Profit für das Casino oder Schutz von Spielsüchtigen? Eine Katze wird sich nicht selbst in den Schwanz beißen. Das ein Spielerschutz-System basierend auf diesen Parametern im Haus des Betreibers selbst nicht lückenlos funktioniert, wurde mittlerweile ausreichend belegt.
Spielerschutz beginnt bei einer ordnungsgemäßen Protokollierung von Spielen
Das die Casinos Austria bis heute keine verpflichtende Spielerkarte haben, die zum Spielen an den Automaten und bei Lebendspielen verwendet werden muss, ist äußerst bedenklich. Die technischen Voraussetzungen existieren ja in den Betrieben, denn bei den Casinos gibt es an den Automaten mit der "Glückscard" bereits entsprechende Vorrichtungen, die derzeit nur als optionale Möglichkeit zum Sammeln von Bonuspunkten dienen. In anderen Casinos im Ausland gibt es schon länger die verpflichtende Karte für alle Spieler.
In Österreich scheint das Thema nicht besonders interessant zu sein. Doch ist die Karte äußerst wichtig was den Spielerschutz betrifft, denn dadurch ist die korrekte Aufzeichnung aller Gewinne und Verluste garantiert, was wie wir bereits berichtet haben derzeit äußerst mangelhaft ist.
Viel zu lange Umsetzungsdauer für guten Spielerschutz
Im aktuellen Regierungsprogramm stehen zwar Punkte für die Verbesserung von Spielerschutz und somit den Schutz von Süchtigen, doch vermissen wir die Geschwindigkeit bei der Umsetzung von solchen Maßnahmen. Die in der Glücksspielgesetz-Novelle 2010 verpflichtende Teilnahme an einer zentralen Sperrdatenbank des Bundes von Spielsüchtigen wurde bis heute - nach mehr als 10 Jahren - nicht umgesetzt. Die Zeitschrift profil berichtete vor Kurzem darüber.
Wir als Verein vermissen den Willen zur Umsetzung von deutlich verbessernden Maßnahmen. Die rechtliche Rahmengestaltung zur Einführung von neuen Maßnahmen kann nicht der Grund sein, denn beispielsweise beim Nichtraucherschutzgesetz dauerte das Inkrafttreten nach der finalen Entscheidung am 2. Juli 2019 weniger als vier Monate. An diesem Beispiel sieht man sehr deutlich: Wo ein Wille, da ein Weg.
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